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Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie

Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie

Titel: Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Hrsg Munk
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caudatum und P. aurelia fressen von der Wasseroberfläche, P. bursaria frisst die absinkenden Zellen. Alle Arten weisen eine ähnliche, logistische Wachstumskurve auf. b In Mischkulturen von P. caudatum und P. aurelia ist stets P. aurelia überlegen und P. caudatum wird nach einigen Tagen ausgeschlossen. P. caudatum und P. bursaria können in Mischkultur dagegen koexistieren, da sich das Ernährungsverhalten dieser Arten unterscheidet. Allerdings ist die Dichte beider Arten niedriger als in Monokultur. (Nach Gause, 1934.)

    Abb. 3. 10 Freilanduntersuchungen zur Konkurrenz und Koexistenz bei Wattschnecken. Wattschnecken grasen die Oberfläche des Wattbodens nach Kieselalgen ab. Statistische Voruntersuchungen zeigen, dass die Größe der aufgenommenen Partikel proportional zur Größe der Schnecke ist. Aus der Größe der Gehäuse lässt sich also auf die Größe der genutzten Nahrung schließen. Verglichen werden Küstenabschnitte, in denen jeweils nur eine Art vorkommt bzw. beide Arten nebeneinander vorkommen. a Bei alleinigem Vorkommen fressen Hydrobia ulvae und H. ventrosa Nahrungspartikel, die in etwa gleich groß sind. b Bei gemeinsamen Vorkommen nutzt die Population von H. ventrosa kleinere Nahrungspartikel und H. ulvae größere Nahrungspartikel. (Nach Fenchel, 1975.)
    Die Ergebnisse vieler Untersuchungen und auch theoretische Modelle scheinen für die Gültigkeit des Konkurrenz-Ausschlussprinzips zu sprechen. Tag- und Nachtgreifvögel nutzen ähnliche Nahrungsressourcen zu unterschiedlichen Tageszeiten, im Wald kommen Pflanzen nebeneinander vor, weil sie unterschiedliche Etagen bilden und Watvögel erreichen wegen unterschiedlicher Schnabellängen verschiedene Nahrungsressourcen (Abb. 3. 11 ). Ob das Prinzip aber tatsächlich Allgemeingültigkeit besitzt, ist schwer zu sagen. Entsprechende Konkurrenzuntersuchungen im Freiland sind oft schwierig vorzunehmen, da Systeme, in denen sich nur zwei Konkurrenten befinden und keine zusätzlichen, dichtebegrenzenden Faktoren einwirken, in der Natur sehr selten sind. Man sucht daher nach drei Standorten, deren Umweltfaktoren sich möglichst wenig unterscheiden, bei denen jeweils ein Standort von nur einer Art, der dritte von beiden Arten bewohnt wird. Doch selbst wenn dabei gezeigt werden kann, dass die gemeinsam lebenden Arten die Ressourcen untereinander aufteilen, bedeutet das nicht, dass diese Einnischung und damit die Koexistenz der Arten auf aktiver oder früherer Konkurrenz beruht. Die Nutzung verschiedener Ressourcen kann auch zufällig sein oder durch andere Faktoren wie regelmäßig auftretende Störungsereignisse (Stürme, Wellenschlag, Umweltveränderungen) oder Prädation auf die konkurrenzstärkere Art verursacht sein. Insgesamt scheint das Konkurrenz-Ausschlussprinzip aber oft zu gelten, auch wenn es bei manchen Arten, z. B. bei phytophagen Insekten offenbar nur eine geringe Rolle spielt.

    Abb. 3. 11 Einnischung. Der Meerstrandwegerich ( Plantago maritima ) wächst in den Salzwiesen der Nordseeküste und wird von 13 verschiedenen Insektenarten bewohnt. Die Arten besetzen verschiedene Nischen, d. h. sie nutzen verschiedene Pflanzenteile und unterscheiden sich in ihren Aktivitätszeiten. Auf diese Weise ist Koexistenz möglich. Das Sonnensymbol markiert tagaktive Arten, das Mondsymbol nachtaktive Arten.
    Die Tatsache, dass das Konkurrenz-Ausschlussprinzip bei manchen Arten nicht belegt werden kann, deutet darauf hin, dass die Koexistenz von Konkurrenten in einem Lebensraum auch ohne Einnischung möglich ist. Dafür kann es verschiedene Gründe geben. Mindern räuberische Arten die Populationsdichte insbesondere der überlegenen Konkurrenten, wird dadurch auch die Ausbeutung der Ressourcen verlangsamt und Koexistenz ermöglicht. In räumlich heterogenen Lebensräumen findet der unterlegene Konkurrent möglicherweise Rückzugsgebiete in Teilbiotopen. Die vollständige Verdrängung eines Konkurrenten benötigt eine gewisse Zeit und zwar besonders, wenn sich die Konkurrenten nur langsam vermehren oder in ihrer Konkurrenzfähigkeit kaum unterscheiden. Ändern sich inzwischen die Umweltfaktoren, kehren sich die Vorteile unter Umständen um. Räumliche und zeitliche Heterogenität der Umwelt ermöglichen also die Koexistenz sehr ähnlicher Arten. Schließlich kann starke intraspezifische Konkurrenz in Aggregationen der überlegenen Art dazu führen, dass unterlegene Arten im selben Lebensraum überleben können.
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    Das Konkurrenzmodell von Lotka und Volterra

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