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Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie

Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie

Titel: Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Hrsg Munk
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abschrecken) oder Host marking Pheromones (engl. to mark a host : einen Wirt markieren) führen sie dazu, dass Weibchen ihre Eier nicht gemeinsam auf einen Wirt oder eine Wirtspflanze legen, wenn diese für die Entwicklung von mehreren Individuen nicht ausreichen. Ein bekanntes Beispiel ist die Kirschfruchtfliege, deren Weibchen jeweils nur ein Ei in eine Kirsche legen und diese anschließend mit einem Pheromon markieren. In jeder Kirsche entwickelt sich dadurch nur eine Larve und hat deshalb ausreichend Nahrung.
    Territorialpheromone kommen bei vielen Wirbeltieren und bei sozialen Insekten vor. Auch sie spielen eine Rolle bei der intraspezifischen Konkurrenz, als Reviermarkierungen führen sie letztendlich zu einer räumlichen Aufteilung von Individuen im Populationsareal. Sie werden häufig an markanten Stellen abgesetzt und beinhalten Informationen über die Revierbesitzer, die aus einzelnen, aber auch aus mehreren Individuen (Paare oder Rudel) bestehen können. Bei diesen Pheromonen handelt es sich meist um flüchtige Komponenten, die in eine Matrix aus Wachsen oder Proteinen eingebettet sind. Dies führt zu einerlangsamen Abgabe der Duftstoffe und damit zu einer größeren Haltbarkeit der Markierung.
    Rekrutierungspheromone sind besonders bei sozialen Insekten von Bedeutung, wo sie für die Steuerung nahezu aller Vorgänge in komplexen Staatengebilden aus oft tausenden Individuen sorgen. Als Spurpheromone bilden sie die Basis von Ameisenstraßen, auf denen Arbeiterinnen zu Nahrungsquellen und wieder zurück zum Nest finden. Sie steuern den Bau der Nester, die Wanderung von Staaten und als Alarmpheromone die koordinierte Verteidigung gegen Angreifer. Alarmpheromone kommen auch bei nicht sozialen Arten wie Blattläusen und Milben vor, wo sie die Flucht vor Räubern stimulieren. Interessanterweise haben verschiedene Arten oft identische Pheromone (Blattläuse: Farnesen; Milben: Citral). Sicherlich ist es für alle potenziellen Beutetiere sinnvoll, beim Angriff eines Räubers auf Alarmpheromone zu reagieren, selbst wenn diese von dem Individuum einer anderen Art kommt.
    Erkennungspheromone sind bei allen Tierarten zu finden, in denen soziale Interaktionen vorkommen. Mit ihrer Hilfe erkennen einzelne Individuen andere Nestmitglieder ( nest mate recognition ), Verwandte ( kin recognition ), Paarungspartner ( mate recognition ) oder andere Individuen ( individual recognition ) wie Reviernachbarn oder Nachkommen (Abb. 3. 14 ). Bei sozialen Insekten scheint die Zusammensetzung der Kohlenwasserstoffe auf der Kutikula die Hauptrolle bei der Erkennung von Nestmitgliedern zu spielen. Über die Chemie der Erkennungspheromone bei anderen Arten ist dagegen nur wenig bekannt. Die Zusammensetzung ist aber sowohl von genetischen Faktoren als auch von Umwelteinflüssen abhängig. Bei einigen Arten konnte gezeigt werden, dass die Gerüche erlernt werden.

    Abb. 3. 14 Ameisen. Für den Zusammenhalt von Ameisenstaaten ist der Austausch von Infochemikalien notwendig, wie hier bei Ameisen der Gattung Camponotus . So erkennen sich Ameisen eines Staates anhand des Nestgeruchs (nest mate recognition) oder erkennen über Duftstoffe sogar ihre Verwandten (kin recognition). Die Duftwahrnehmung erfolgt mit den Antennen, mit denen sich die Tiere intensiv betasten. (Foto von Stefan Scheu, Göttingen).
    Die Frage, ob auch Menschen Pheromone abgeben und darauf reagieren, wurde lange Zeit diskutiert. Inzwischen zeigen eine Reihe von Versuchen, dass Mütter und ihre Babys und Geschlechtspartner sich gegenseitig am Geruch erkennen können. Auch die Zyklussynchronisation bei eng zusammenlebenden Frauen wird offenbar von Pheromonen gesteuert und sicherlich spielen Gerüche bei der Partnerwahl eine gewisse Rolle. Schließlich wird sich kaum jemand einen Partner wählen, dessen Geruch ihm unangenehm ist. Interessanterweise scheinen Frauen die Gerüche von solchen Männern zu bevorzugen, mit denen sieKinder mit besonders guter Immunabwehr haben würden. Da die Gerüche, die an all diesen Prozessen beteiligt sind, Informationen zwischen Individuen derselben Art, dem Menschen, vermitteln, müssen sie definitionsgemäß als Pheromone bezeichnet werden. Dass sich Menschen allerdings durch gezieltes Einparfümieren mit als „menschliche Sexualpheromone“ angepriesenen Präparaten für das andere Geschlecht attraktiver machen können, ist angesichts der komplexen Vorgänge bei der menschlichen Partnerwahl unwahrscheinlich. Jedenfalls gibt es bislang keine

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