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Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie

Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie

Titel: Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Hrsg Munk
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anderen Organismen heterotroph , d. h. sie leben entweder als Destruenten von toter organischer Materie oder als Konsumenten , indem sie lebende Individuen anderer Arten als Nahrungsressource nutzen. Dabei lassen sich Strategien unterscheiden, je nach dem, wie viele Individuen von den Konsumenten im Laufe des Lebens genutzt werden, ob die Opfer die Attacke überleben bzw. sich nach der Attacke noch fortpflanzen können (Abb. 3. 15 ). Während sich Parasiten jeweils nur auf ein Individuum als Opfer beschränken, attackieren Räuber in ihrem Leben mehrere bis zahlreiche Individuen. Diese werden von echten Räubern , wie Raubkatzen oder Spinnen, getötet und mehr oder weniger vollständig konsumiert. Mikro-Prädatoren ( micropredators ) konsumieren dagegen nur Teile ihrer Opfer und lassen diese im Regelfall am Leben, sodass sie sich nach der Attacke sogar noch fortpflanzen können. Zu dieser Gruppe gehören die meisten Pflanzenfresser ( Herbivore , Phytophage), die nur Teile ihrer Fraßpflanze konsumieren aber auch Moskitos, die eine kleine Blutmahlzeit an ihrem Opfer nehmen und nach anderen Einteilungen häufig zu den Parasiten gerechnet werden. Auch bei Parasiten lassen sich Arten, die ihre Opfer, d. h. ihre Wirte, am Leben lassen (z. B. viele Pathogene oder parasitische Würmer wie Trematoden) von Arten unterscheiden, die den Tod des Wirtes fordern. Unter den Letzteren finden sich u. a. auch Parasitoide wie Schlupfwespen oder Raupenfliegen. Die Weibchen legen ihre Eier an einen Wirt, meist Insekten (z. B. Schmetterlingsraupen), und die aus dem Ei schlüpfenden Nachkommen fressen den Wirt bei ihrer Entwicklung auf. Andere Parasiten, zu deren Lebenszyklus der Tod des Wirtes gehört, sind Arten, die zwischen ihren Wirten dadurch übertragen werden, dass der eine Wirt den anderen Wirt frisst. Dazu gehören z. B. Bandwürmer. Schließlich gibt es Parasiten, die ihren Wirt zwar am Leben lassen, aber daran hindern, sich weiterhin fortzupflanzen ( parasitic castrators , z. B. die Bandwurmart Schistocephalus ) .

    Abb. 3. 15 Trophische Strategien bei heterotrophen Organismen. In Abhängigkeit davon, wie viele Individuen im Laufe des Lebens genutzt werden, ob die Opfer sich nach der Attacke noch fortpflanzen können und ob sie die Attacke überleben, lassen sich mindestens sechs verschiedene Strategien unterscheiden.
3.4.2 Generalisten und Spezialisten
    Eine wesentliche Eigenschaft von heterotrophen Organismen ist der Grad ihrer Spezialisierung auf bestimmte Opfer. Dabei lassen sich Generalisten , die eine Vielzahl auch nicht verwandte Arten attackieren, von Spezialisten unterscheiden, die auf wenige und häufig eng verwandte Arten beschränkt sind (Abb. 3. 16 ). Echte Räuber sind meist Generalisten und fressen viele verschiedene Beutearten. Allerdings kommt es oft vor, dass sich einzelne Individuen innerhalb einer Art auf bestimmte Beutearten konzentrieren, etwa weil diese in ihrem Lebensraum besonders häufig vorkommen. Diese Spezialisierung ist oft nur vorübergehend und ändert sich, sobald sich die Zusammensetzung des zur Verfügung stehenden Beutespektrums ändert. Parasiten, Parasitoide und Pathogene sind häufig Spezialisten und an bestimmte taxonomische Gruppen oder gar Arten als Wirte gebunden. Sie leben eng an oder in ihrem Wirt und benötigen daher ganz spezifische,physiologische, morphologische und/oder ethologische Wirtsanpassungen. Auch bei Pflanzenfressern überwiegen Spezialisten und man unterscheidet zwischen Monophagie bei Arten, die nur Pflanzen aus derselben Gattung fressen, Oligophagie bei Arten, die an Pflanzen derselben Familie fressen und Polyphagie bei Arten, welche Pflanzen aus verschiedenen Familien attackieren. Bei letzteren stellt sich bei genauerer Untersuchung oft heraus, dass nicht alle Individuen einer Art polyphag sind, sondern dass die Art in Wirklichkeit aus mehreren, voneinander getrennten Populationen besteht, die jede für sich wieder auf bestimmte Wirtspflanzen spezialisiert ist. Das gilt oft auch für carnivore Arthropoden wie Parasitoide und ihre Wirte oder Beutetiere, bei denen dieselbe Einteilung in monophag, oligophag und polyphag verwendet werden kann.

    Abb. 3. 16 Generalist, Spezialist. a Generalistische Prädatoren: Laufkäfer (Carabidae) besitzen meist ein breites Beutespektrum und gehören damit zu den bedeutendsten Prädatoren vieler terrestrischer Lebensräume. Bei den kleinen Arthropoden auf den Flügeldecken und dem Kopf handelt es sich um räuberische Milben (Gamasida),

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