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Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie

Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie

Titel: Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Hrsg Munk
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Vorteil der sexuellen Vermehrung darin besteht, dass durch die Rekombination weiblicher und männlicher Gene eine schnellere evolutive Antwort auf Veränderungen von Pathogenen und Parasiten möglich ist, die Wirte also „schneller rennen“ können, als das bei parthenogenetischer Fortpflanzung der Fall wäre ( Red Queen hypothesis ).
    Insbesondere bei echten Prädatoren, Mikroprädatoren und Parasitoiden sind neben chemischen Signalen häufig auch optische Signale für die Beziehungen zwischen Opfer und Feind wichtig. Die Färbung von Organismen ist oft das Ergebnis der Koevolution von Feind und Opfer (Tab. 3. 4 ). Mithilfe geeigneter Tarnfärbung können sich beide unsichtbar machen (Abb. 3. 17 ).

    Abb. 3. 17 Krypsis. a Krypsis durch morphologische Anpassungen: Seepferdchen (Syngantidae; hier Hippocampus ramulosus , Mittelmeer) sind im Algenaufwuchs sowohl farblich wie auch durch Hautauswüchse hervorragend vor Prädatoren getarnt. b Krypsis durch Bewuchs: Durch Algen auf ihrem Panzer ist die Seespinne Maja verrucosa (Crustacea), eine häufige Art im Littoral des Mittelmeers, in Algenbewuchs kaum zu erkennen und schützt sich so vor Fraßfeinden (v. a. Kraken). (Fotos von Stefan Scheu, Göttingen.)
    Tab. 3. 4 Färbung als Ergebnis der Koevolution von Angreifer und Opfer.

    Feinde können mit Lockfärbung ihre Opfer anlocken. Opfer können potenziellen Feinden ihre Giftigkeit signalisieren oder Giftigkeit vortäuschen.
3.4.5 Infochemikalien in trophischen Beziehungen
    Wie in zahlreichen anderen Interaktionen zwischen Organismen spielen auch bei trophischen Beziehungen zwischen Feinden und ihren Opfern chemische Signale eine wichtige Rolle. Bei diesen Verbindungen handelt es sich v. a. um Allomone und Kairomone .Während Allomone dem abgebenden Organismus (Sender) nutzen, profitiert von Kairomonen der wahrnehmende Organismus (Empfänger) und der abgebende Organismus hat einen Nachteil (Abb. 3. 13 ).

    Abb. 3. 18 Färbungen. a Lockfärbung: Durch rote, klebrige Sekrettröpfchen lockt der Sonnentau ( Drosera sp., Droseraceae) Insekten an, die an den klebrigen Tröpfchen hängen bleiben und verdaut werden. b Bates’sche Mimikry gegen Feinde: Viele Schwebfliegen, z. B. die Mistbiene ( Eristalis spp.), ahmen Bienen oder Wespen als wehrhafte Vorbilder nach, sind selbst jedoch harmlos. c Bates’sche Mimikry im Dienst der Bestäubung: Blüten der Orchideengattung Ophryis , hier die in Deutschland relativ häufige Fliegenragwurz ( O. insectifera ), täuschen in Form, Farbe und Duft die Weibchen einer Grabwespenart vor (v. a. Gorytes mystaceus , Sphecidae). Hierdurch werden die Männlichen der Grabwespe angelockt und versuchen auf der Blüte zu kopulieren. Bei dieser Pseudo-Kopulation wird der Pollen in Form von Pollenpaketen (Pollinien) auf den Kopf der Grabwespe geklebt. Zur Übertragung des Pollens muss die Grabwespe erneut auf der Blüte einer Fliegenragwurz kopulieren. d Müller’sche Mimikry – Land: Viele Wanzen, hier die Raubwanze Rhinocoris iracundus , sind auffällig schwarz-rot gefärbt und signalisieren hierdurch, dass sie über Stinkdrüsen ätzende und schlecht riechende Sekrete absondern können. e Müller’sche Mimikry – Meer: Der Feuerwurm Hermodice carunculata (Polychaeta) besitzt auffallend gefärbte Borsten und signalisiert damit, dass er giftig ist. Die Borsten sind mit Gift ausgestattet, brechen leicht ab und brennen beim Eindringen in die Haut. (Fotos von Stefan Scheu, Göttingen.)
Allomone
    Allomone werden zur Überwältigung der Opfer, zur Abwehr von Fraßfeinden und Parasiten, zur Täuschung anderer Organismen und zur Bekämpfung von Konkurrenten eingesetzt. Allomone zur Überwältigung der Opfer besitzen v. a.Nesseltiere, Schnecken, Gliedertiere und Reptilien. Die Substanzen werden mit Nesselkapseln, Klauen oder Zähnen in das Beutetier injiziert. Allomone zur Abwehr von Fraßfeinden kommen v. a. bei solchen Organismen vor, die ein hohes Risiko haben gefressen zu werden und in der Nahrungskette relativ weit unten stehen, weil sie besonders klein oder weil sie wenig mobil oder gar sessil sind. Insbesondere Pflanzen besitzen neben anderen Möglichkeiten zur Verteidigung oft sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe. Diese können schlecht schmecken und daher als Fraß- und Eiablagedeterrentien wirken, sie können die Verdauung hemmen (z. B. Proteinaseinhibitoren ) oder sie sind giftig und schädigen den Herbivoren auf andere Weise. Die Hauptklassen dieser Inhaltsstoffe sind Alkaloide, Amine,

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