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Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie

Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie

Titel: Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Hrsg Munk
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Zwischenwirte werden durch Parasiten oft stärker geschädigt als Endwirte, denn ihr Tod bildet meistens die Voraussetzung dafür, dass der Parasit in den Endwirt gelangt. Ungeschlechtliche oder parthenogenetische Vermehrungsphasen führen zu einer enormen Zuwachsrate, viele Parasiten sind in diesem Lebensabschnitt typische r-Strategen, während die Adultphasen eher durch eine optimale Nutzung der Umwelt, also K-Strategie gekennzeichnet sind.
    Die Abwehrmechanismen gegen Parasiten reichen bei Tieren von bestimmten Verhaltensweisen (Kratzen, Baden, soziale Fellpflege) bis zur Immunabwehr (Phagocytose, Antikörperbildung, Immunität, Zoologie ). Aus der Sicht der Parasiten ist es wichtig, den Wirt nicht zu stark zu schädigen, sodass noch eine Verbreitung auf andere Wirte möglich ist. Von der Selektion werden daher häufig solche Genotypen begünstigt, die nur eine mittlere Virulenz aufweisen. Darüber hinaus benötigen Parasiten geeignete Mechanismen, um ihre Wirte aufzufinden, die Abwehr der Wirte außer Kraft zu setzen, Nahrung von ihm aufzunehmen und die Übertragung der Nachkommenschaft zu sichern. Pflanzliche Parasiten, wie Mistel ( Viscum album ) oder Schuppenwurz (Lathrea), verankern sich mit speziellen Saugorganen, den Haustorien, an der Wirtspflanze ( Botanik ). Tierische Ektoparasiten sind oft abgeplattet, besitzen Haftorgane wie Saugnäpfe, Klammerbeine und einen ausgeprägten chemischen oder thermischen Sinn, aber nur einen geringen Gesichtssinn. Mit ihren stechend-saugenden Mundwerkzeugen nehmen sie Pflanzen- oder Tiersäfte auf. Häufig benötigen sie spezielle Verdauungssysteme, um die vom Wirt gewonnene Nahrung zu verwerten, wobei Endosymbionten oft eine wichtige Rolle spielen. Tierische und protozoische Endoparasiten benötigen geeignete Invasionsmechanismen , sie werden passiv mit der Nahrung aufgenommen oder durch Vektoren „injiziert“ (Miracidien, Nematodenlarven). Im Wirt verankern sie sich im Gewebe mit Haken, Dornen oder Saugnäpfen. Viele reduzieren ihr Darmsystem und nehmen die Nahrung über die Körperoberfläche auf (Kratzer und Bandwürmer). Viele Endoparasiten sind ständig der Immunabwehr oder den Verdauungsenzymen der Wirte ausgesetzt. Zum Schutz umgeben sich Trypanosomen mit veränderlichen Mucopolysacchariden, Nematoden besitzen eine derbe Kutikula, andere kapseln sich in den vom Wirt zur Abwehr gebildeten Gewebezysten ein. Damit die Nachkommen sicher wieder in ein anderes Individuum der Wirtsartgelangen, werden Eier und andere Verbreitungsstadien in peripheren Körperteilen oder Ausscheidungsorganen des Wirtes platziert.
    Parasiten werden bei ökologischen Untersuchungen oft vernachlässigt, da sich vor allem Mikroparasiten und endoparasitische Makroparasiten einer direkten Erfassung entziehen. Ihr dichteregulierender Einfluss in einer Biozönose sollte jedoch nicht unterschätzt werden: Viele Parasiten setzen die Zuwachsrate der Wirtspopulation herab und Parasiten mit Wirtswechsel führen zu neuartigen Verknüpfungen im Nahrungsnetz. Bei der mathematischen Modellierung werden Makroparasit-Wirts-Beziehungen als Spezialfall von Räuber-Beute-Systemen berücksichtigt, bei denen sich auch unter natürlichen Bedingungen gelegentlich die typischen Dichteschwankungen nachweisen lassen (Abb. 3. 25 ). Bei Mikroparasit-Wirts-Beziehungen steht dagegen die Epidemiologie der Parasiten im Vordergrund. Eine Krankheit wird sich in einer Wirtspopulation besonders schnell ausbreiten, wenn einerseits der Mikroparasit lange und stark infektiös ist und andererseits der Wirt eine hohe Dichte aufweist.
3.4.10 Parasitoid-Wirts-Beziehungen
    Insekten, die als Parasitoide leben, finden sich v. a. bei Hymenopteren („Parasitica“), Dipteren (Raupenfliegen) und Coleopteren. In älteren Texten werden sie auch gelegentlich als Raubparasiten bezeichnet, was ihre Stellung zwischen Räubern und Parasiten verbal verdeutlicht. Ökologisch sind Parasitoide von Bedeutung, da sie vermutlich für die Top-down-Kontrolle vieler herbivorer Insekten verantwortlich sind, die dadurch wiederum nicht in der Lage sind, ihre Fraßpflanzen zu stark zu schädigen („ the green world hypothesis “). Entfällt diese Top-down-Kontrolle, wie bei Neozoen, z. B. der Kastanienminiermotte, kann es zu umfangreichen Blattschäden kommen. Wissenschaftlich sind Parasitoide beliebte Forschungsobjekte zur Bearbeitung evolutionsbiologischer Fragestellungen in der Verhaltensökologie. Dies liegt daran, dass sie sich nur mithilfe ihrer Wirte

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