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Tastenfieber und Liebeslust

Titel: Tastenfieber und Liebeslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Mascha Blankenburg
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wesentlich mehr wissen können als jetzt.
    Aber ich bin darüber stolz, dass Du mich liebst.
    Immer wenn ich heute eine Pause machte, zog ich mir den Smoking an und stelzte wie ein Gockel den Ku-Damm rauf und runter, so stolz war ich. Ich hätte gern jedem von Dir erzählt, aber die Leute schienen nur an ihren eigenen Sachen interessiert zu sein.
    Dein Gockel
     
     
    6. April – 21:45 Uhr
    Mein lieber Schatz, mit was für Frauen hast Du Dich denn umgeben? Und vergiss nicht, dass Du mein Berufsgebiet leicht gestreift hast.
     
     
    6. April – 22:06 Uhr
    Geliebte Eva,
    ich habe seit Tagen kein Buch mehr gelesen. Aber Du hast mich in eine aufregende Welt entführt! Mach ruhig weiter so! Rückblickend sage ich, ich habe mich mit den richtigen Frauen umgeben. Denn hätte ich damals die Richtige gefunden, hätte ich mich Dir nicht als Berlinführer angedient. Wichtig im Leben eines Mannes ist nur, dass er irgendwann mal die Richtige findet. Du kennst doch die alte Bauernweisheit: ›Wer zuletzt lacht, lacht am besten‹.
    Max
     
     
    6. April – 22:23 Uhr
    Mein süßer Cavaliere,
    ich habe das ganze vergangene Jahr nicht so viel gelacht wie in den letzten Wochen mit Dir und über Dich und beim Lesen Deiner Mails! Du bist wirklich ein Glück für mich.
    Ich habe auch kein Buch gelesen. Ich brauche ja immer einen ganzen Tag, um mich von dem vielen Wein und Deinen vielen Umarmungen zu erholen. D. h. baden, schlafen, noch ein bisschen davon träumen, wie süß Du bist, eine Fertigsuppe zu mir nehmen, Rosen pflegen, im Horoskop herumstochern, wieder ein bisschen schlafen usw.
     
    Meinst Du, dass ich so ein Leben jemals angestrebt habe?
    Der Professore hat mir ein Buch geschenkt, da ich mich über die preußischen Könige informieren wollte. ›Preußens Könige privat – Berliner Hofgeschichten‹. Nun liegt es da. Meinst Du vielleicht, dass mich so etwas noch interessiert? Nein, wirklich nicht, weniger als Nullkommanull. So weit ist es jetzt mit mir gekommen. Meine geistigen Interessen erlahmen total.
    Deine Geliebte
     
     
    6. April – 22:46 Uhr
    Mon chevalier,
    bis Sonntag kommt mir schrecklich lange vor. Aber ich darf Dir meine Sehnsucht ja nicht wirklich mitteilen, weil Du Dich konzentrieren musst auf ein so schrecklich ernstes Sujet. Statt irgendwelche Mails zu beantworten, könntest Du vor meinem Fenster ein Minnelied zwitschern. Ich würde Dich ganz bestimmt erhören. Versprochen. Ebenso verspreche ich Dir, Dich Punkt Mitternacht wieder zu entlassen.
    Deine Eva
     
     
    6. April – 22:59 Uhr
    Geliebte Nachtigall,
    mit meiner verräucherten Stimme kann ich nicht zwitschern. Du würdest annehmen, ein Kolkrabe würde an BSE leiden. Außerdem gehören zum Entlassen immer zwei. Mir würde schon was einfallen, was Dein weibliches, mütterliches Herz anspricht und mir noch die Anwesenheit einige Minuten nach Mitternacht ermöglicht. Habe ich diese Mitternachtshürde erst mal überstanden, dann werde ich auch länger bleiben. Mein Herz, Du bist ein – besonders aber mein – Traum. Eigentlich darf es so etwas wie Dich nicht geben. Die gesamte Wirtschafts-, Finanz- und Gesellschaftsordnung würde aus dem Ruder laufen, wenn alle Frauen so wären! Kein Mann würde mehr arbeiten und sich für den Fortbestand der Menschheit motivieren lassen.
    Ich freue mich ungeduldig und unendlich auf unser nächstes Wiedersehen. Aber Du machst es mir mit Deinen Mails auch leicht, die Zeit zu überstehen!
    Anders als Du Nachteule, werde ich bald ins Bett gehen. Ich weiß, dass wir irgendwann nicht mehr getrennt sein werden, und das Warten auf das nächste Wiedersehen ein Ende hat. Vielleicht im Fünf-qm-Haus mit PDS-Nachbarn?
    Ich liebe Dich.
    Max

2. Abschnitt
     
    7. April – 00:02 Uhr
    Amore, warum bist Du denn verstummt? Seit einer Stunde keine Mail!
    Habe ich was Falsches geschrieben? Oder bist Du tot?
    Eva
     
     
    7. April – 00:08 Uhr
    Mein Liebling,
    Du kannst jetzt nichts mehr sagen, was mich verstimmt oder zum Verstummen bringt. Auf unsere wunderschönen gemeinsamen Stunden kann kein Schatten mehr fallen!
    Ich hatte mich nur in die Deutsch-Jüdische Geschichte der Neuzeit (Band 2) vertieft. Also etwas lese ich doch noch, jedenfalls dann, wenn ich nichts oder nur sporadisch von Dir höre.
    Die Geschichten vom Preußischen Hof könnten Dich doch interessieren, wenn Du auf Rahel Varnhagen und die Mendelssohns stößt.
    Schlafe nun schön! Streichle dich dort, wo ich Dich gern streichle. Aber denke dabei an mich und stelle Dir

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