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Tastenfieber und Liebeslust

Titel: Tastenfieber und Liebeslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Mascha Blankenburg
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Beschluss und dessen Auswirkungen lustigmache, sondern nur, dass ich nicht akzeptiere, wenn andere mir für ein Wort einen bestimmten Inhalt vorgeben wollen. Deine PDS Freunde, nein, deren Vorgänger haben ja selbst den Begriff ›Führerschein‹ abgelehnt und nur ›Fahrerlaubnis‹ zugelassen! Also interpretiere bitte jedes Wort, das Dir missfällt, wie folgt.
     
    1. Ich liebe Dich.
    2. Ich habe ein großes, nicht versteinertes Herz.
    3. Ich würde mich unbändig freuen, wenn alle Menschen glücklich wären.
    Dein Schnuckelpuzzel
     
     
    15. April – 12:33 Uhr
    Caro mio,
    reduzieren wir den Gebrauch der Endlösung – in oberflächlich benutztem Zusammenhang – auf die Frage des guten oder schlechten Geschmacks.
    Worte haben eben auch eine Geschichte, die sie besetzt, und die man durch Eigenwillen und Vorschriftsablehnung nicht eliminieren kann. Es zeugt übrigens von einem guten Sprachgefühl, das Wort ›Führerschein‹ abzulehnen. Wäre ich gar nicht drauf gekommen!
     
    In meiner Jugend war z. B. überall noch im Gebrauch: ›ich habe gelernt, geübt, Sport gemacht, bis zur Vergasung.‹ Als ich kapierte, wovon man da sprach, habe ich diese Wendung nie mehr benutzt. Wir sind ein belastetes Land und unsere Sprache ist es auch, noch immer nach 60 Jahren.
    Nun gut. Ich verzeihe Dir, denn Du hast ja für unsere Liebeszukunft schon viel, viel, viel schönere Worte gefunden.
    Hast Du die gestrigen Seiten wiederentdeckt?
    Eva
     
     
    15. April – 13:25 Uhr
    Meine Geliebte,
    soeben hatte ich wieder ein sehr unerfreuliches Gespräch mit meiner Tochter. Sie will mich aber nicht ›fertigmachen‹, sondern ist nur unglücklich, dass unser einstmals so herzliches Verhältnis im Moment zerrüttet ist. In ihrer Hilflosigkeit greift sie dauernd nur an. Du siehst, Deine familientherapeutischen Gaben werden demnächst benötigt. Inzwischen weiß jedes meiner Kinder, dass es Dich gibt, und wie es um mich steht.
    Dein Quirlgeist
    15. April – 14:34 Uhr
    Wie hast Du das gemacht? Ein Rundschreiben? Gibt es bei dem Familientreffen auch einen Ball? Klamottenvorführung? Elegantissimo? – Oder Wanderschuhe und Strickjacke, bzw. Trachtenlook?
    Ich packe schon im Geiste.
    con amore la tua
     
     
    15. April – 14:39 Uhr
    Du weißt doch mein Liebling, dass wir eine alte, hochdekadente Familie sind und nicht mehr wissen, was sich gehört. Mit Wanderschuhen gehen wir auf einen Ball und mit Pumps spazieren. Kein Ball, aber am Sonnabend gibt es das sog. festliche Abendessen. Viel Glitzer und Glammer und Flitter!
    Dein Max
     
     
    15. April – 15:08 Uhr
    Probleme mit meiner Tochter! Ein anatolischer Bergesel ist nicht so störrisch wie sie. Ich denke, ich brauche jetzt Deine Hilfe! Werde mich heute Abend wieder bei Dir melden.
    Dein Cavaliere
     
     
    15. April – 19:13 Uhr
    Amore,
    komme gerade von einem langen Spaziergang mit meiner geliebten Sybille zurück. Herrliches Wetter, wunderbar, auch den Flohmarkt – Unter den Linden – haben wir gestreift und einige kleine Schätze erworben. Wenn ich familiär beratend tätig werden soll, solltest Du mir mehr erzählen, damit ich besser raten kann.
    Ich hinke heute wieder überhaupt nicht! Komisch.
    Gleich beantworte ich die anderen Mails.
    Kuss
    Eva
     
     
    16. April – 00:55 Uhr
    Amore,
    eigentlich sollte ich Dir das ins Ohr flüstern und nicht über den Äther zuschicken. Aber der Geist Gottes weht ja überall und wo er will. Meine gewählten Namen:
    Du bist Maximilian, mein Geliebter
    Dein Schwanz ist mein Max
    und wenn wir uns lieben, dann maxen wir.
    Wie gefällt Dir meine Wahl? Ich finde sie in ihrer absoluten Schlichtheit geradezu genial.
    Deine Eva
     
     
    16. April – 12:26 Uhr
    Fünf Stunden habe ich geschlafen, mein Liebling!
    Seit ich Dich kenne, ist das Zentrum meines Verstandes langsam von oben nach unten gewandert und befindet sich nunmehr im Max.
    On y soit …
     
     
    16. April – 13:43 Uhr
    Könntest Du mir vor unserer Abreise helfen, Claudio zu baden? Man muss ihn in die Wanne heben etc. Das wäre sehr nett von Ihnen, Cavaliere. Mindestens drei Küsse von mir. Hast Du nicht Lust, mit mir nach Ischia zu reisen? Dort gibt es wunderbare Thermen, die heißen Quellen wirken so belebend, dass ich sie mir ohne Dich kaum vorstellen kann.
    Eva
     
     
    16. April – 14:31 Uhr
    Mein Liebling,
    tolle Idee, das mit dem Ischias! Mein Kollege, der eine Wohnung am Gardasee geerbt hat, und ein Klassenkamerad, der ein Haus in Umbrien besitzt, laden mich auch immer ein.

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