Tastenfieber und Liebeslust
entstehen meistens durch asketische Lebensweise. Es gibt ja durchaus Frauen, die auf Pornobriefe stehen. Eine solche würde vielleicht besser zu Dir passen. Deine gestrige Mail liegt mir in der Tat noch schwer im Magen.
Eva
17. April – 13:52 Uhr
Mein liebes Evachen?
»Eine solche würde vielleicht besser zu Dir passen«. – Was ist los?
Da ich ja etwas dumm und naiv bin, habe ich mich mal zum Thema Verbalerotiker belesen:
Wikipedia
Diese ›Lust am Wort‹ setzt ein vertrauensvolles Verhältnis beider Partner voraus, die idealerweise ›dieselbe‹ Sprache sprechen, um sich nicht gegenseitig mit Worten zu verletzen. Zärtliche und intime Gespräche leiten oft eine sexuelle Handlung ein und sind in einer Beziehung von großer Bedeutung. Dirty Talk bezieht das Reden selbst ins Liebesspiel mit ein. Ziel des Dirty Talk ist es, den Sex zu bereichern und hemmungsloser zu gestalten. Damit beide Partner Dirty Talk genießen können, erkunden sie zuerst langsam die Reaktionen des Partners.
Ein derbes Wort im falschen Augenblick kann schnell die intime Atmosphäre beenden; ein richtiges Wort zum richtigen Zeitpunkt aber wahre Wunder bewirken. Um den Partner durch anfeuernde Ausdrücke zu Höchstgenüssen zu stimulieren, betonen erfahrene Verbalerotiker gerne die individuellen Vorzüge der Frau, wohingegen im Dirty Talk erfahrene Frauen gerne klare Anweisungen geben, in Superlativen staunen und Verkleinerungsformen vermeiden. Vokabular aus Hardcore-Pornos oder Sexmagazinen kann inspirierend sein, aber auch abtörnen.
Ist diese Definition falsch? Ich denke, nach dieser Definition bin ich kein Verbalerotiker, was nichts daran ändert, dass meine dauernden Anspielungen Dir missfallen. Wir sollten aufeinander zugehen und spontan bleiben. Du erzählst, was Dich berührt und was Dich geprägt hat.
Deine Sozialisation ist für mich spannend! Und wenn ein Thema mir nicht so gefallen sollte, dann werde ich es kommentarlos hinnehmen, denn dieses Thema scheint ja eine gewisse Bedeutung für Dich zu haben. Wenn wir zusammenbleiben und glücklich sein wollen, dann ist es wichtig, dass Du nicht dauernd nachdenken musst, ob mir dies oder jenes gefällt oder missfällt. Ich denke, dass Spontaneität und Vertrauen enorm wichtig sind, vielleicht sogar das Wichtigste. Und das, was für Dich gilt, sollte doch auch für mich gelten. Oder?
Max
17. April – 15:42 Uhr
»Zwanzig Jahre! Das tut mir leid für Dich«. – Warum bist Du so bissig?
Viermal hast Du gestern recht heftig und in einer Form Deinen Unwillen ausgedrückt, der verletzend war. Wolltest Du dies wirklich oder waren die Zahnschmerzen daran schuld? Mein liebes Evachen: Wollen wir weiter alles zerreden, uns wechselseitig verletzen und uns über diese und jene Formulierung ereifern? Oder sind diese Dinge marginal im Verhältnis zu dem, was wir zusammen erlebt haben? Bitte sage etwas Nettes!
Dein … ich weiß gar nicht mehr, was!
17. April – 16:19 Uhr
Mein liebes Evachen,
langsam wird mir klar, dass es gar nicht um Verbalerotik geht, denn eine Frau, die nicht nur verliebt ist, sondern sagt: ›Ich liebe Dich‹, reagiert nicht explosiv und verletzend wegen ein paar Anspielungen, vor allem dann nicht, wenn sie selber ähnliche macht. Das ist alles nicht logisch.
Du bist schon zwei- oder dreimal in Deinen Mails sehr heftig gewesen. Zumindest waren Gnädigste sprachlich weit über das Ziel hinausgeschossen. Ich habe nicht in dem gleichen Tonfall geantwortet, da so etwas zu nichts führt. Also, Evachen, was steckt wirklich hinter Deinem Ausbruch? Ich bin neugierig!
Dein Max
17. April – 17:05 Uhr
Lieber Max,
wenn Du noch einmal nachliest, wirst Du sehen, dass in Wikipedia ausschließlich von der Situation im Bett die Rede ist, nicht von Korrespondenz. Was Du oder ich im Bett sagen, entsteht, weil wir dann ›in einer anderen Welt‹ sind. Und in der ist alles möglich. Aber vom Schreibtisch aus aufs Papier?
»Mein Schwanz, mein bester Freund macht das und das, ich will Dich ficken, streichle Dich, wo ich Dich gerne streichle (x-mal), die Nippelchen« usw. … Es nervt mich, das zu lesen, und das weißt Du doch!
Tust es aber trotzdem! Das törnt mich total ab, wie es nun der Fall ist.
»Wenn wir zusammenbleiben und glücklich sein wollen, dann ist es wichtig, dass ich und Du nicht dauernd nachdenken müssen, ob dies oder jenes gefällt oder missfällt. Ich denke, dass Spontaneität und Vertrauen enorm wichtig sind,
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