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Tastenfieber und Liebeslust

Titel: Tastenfieber und Liebeslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Mascha Blankenburg
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erst, als wir aus dem Bus ausgestiegen waren, sondern vor diesem Mann.
     
    Du sagst: ›Ich liebe Dich!‹ Die erstbeste Gelegenheit nutzt Du aber, um mich vor Dritten anzugreifen und mir in den Rücken zu fallen. Die Leute im Bus sind mir dabei egal gewesen. Dass dieser miese, tyrannische Typ aber von Dir noch Unterstützung erhielt, war schon lästig. Soll ich das witzig finden, wenn meine Geliebte in dieser Form mit mir umgeht?
    Wie wird Sie wohl reagieren, wenn ich wirklich (vielleicht aus Versehen) im Unrecht bin? Jedenfalls fand ich Deine Art indiskutabel. Es ist letzten Endes keine Tragödie. Aber ich denke, Du solltest Dich entschuldigen!
    Dein Geliebter
     
     
    29. Juni – 16:45 Uhr
    Lieber,
    wenn dieser behinderte Mensch irrtümlich der Meinung ist ein Anrecht auf einen Spezialplatz zu haben, dies unfreundlich oder anmaßend zum Ausdruck bringt, dann bleibe ich (auch in anderen Fällen) immer freundlich und reagiere nicht bissig oder ironisierend, oder arrogant oder belehrend wie Du.
    Vielleicht will dieser Mensch zeigen, dass auch ihm etwas zusteht, vielleicht fühlt er sich nur auf diesem Platz sicher? Ich stehe dann gerne auf. Ob er im Recht ist, ist mir nicht wichtig. Wenn ich Dein Verhalten so von oben herab empfinde wie vorhin, werde ich mich immer dagegen wehren und das auch ausdrücken. Liebe bedeutet nicht, dass man sich kritiklos verhalten muss.
     
    So gerne ich mich entschuldige, wenn ich erkenne, dass ich etwas falsch gemacht habe, so sehe ich jetzt gar keinen Grund, von Dir dazu aufgefordert zu werden. Außerdem bin ich nicht Dein Kind, dem Du sagst: ›So, und jetzt entschuldige Dich.‹ Wenn ich meine, dass ich das tun sollte, dann tue ich das ohne Aufforderung.
    Ich bin aber froh, nun etwas für mich zu sein, auch wenn der Anlass dazu unerfreulich war. Nein, ein Drama ist es nicht. Aber es war auch weiß Gott keine Komödie.
     
    Kommst Du mich um 10.30 Uhr abholen?
    Kuss
    Eva
     
     
    29. Juni – 17:52 Uhr
    Mein Liebling,
    wir reden mal wieder aneinander vorbei.
    Ob ich im Bus recht hatte oder nicht, ist doch egal. Wie Du auf eine Situation reagierst, ist auch egal. Wenn mir z. B. an Deinem Benehmen etwas missfallen sollte, habe ich, solange andere Menschen anwesend sind, erst mal meinen Mund zu halten. Später, wenn wir allein sind, kann ich immer noch meine Kritik äußern.
    Auch wenn man sich liebt, kann man sich kritisieren. Du tust es, und ich tue es. Es geht nur darum, wie und wo. Entweder man ist ein Paar oder nicht. Im ersten Fall hält man nach außen zusammen und unterstützt den anderen, wenn er im Recht ist, oder man beruhigt ihn, wenn er sich zu Unrecht aufregt. Aber man greift ihn nicht an und unterstützt einen Wildfremden.
    Aber lass uns die Sache vergessen.
    Max
     
     
    29. Juni – 19:18 Uhr
    Ich bleibe heute lieber zu Hause. Bin wirklich reif, wieder einmal alleine zu sein. Mein Bedürfnis nach Kommunikation ist erschöpft. Also, Amore, dann bis morgen. Schlaf schön!
    Deine Eva
    29. Juni – 19:47 Uhr
    Mein Liebling,
    mir tut es auch gut, mal allein zu sein. Dennoch finde ich es schade, dass Dir das Erlebnis heute Nachmittag so auf die Seele geschlagen hat, dass Du den Besuch bei Heinrich absagtest. Du wolltest doch so viel besprechen.
    Eine Gänsebrust habe ich schon gekauft. Auch Hühnerbeinchen, die besser sind als Brustfilet, denn Beinchen mit Knochen geben der Suppe einen besseren Geschmack. Für eine Suppenliebhaberin ist das Beste ja gerade gut genug!
    Ich wünsche Dir eine schöne und erholsame Nacht. Ich werde sie mit Viktoria I. verbringen. Die hat nämlich, als große Ausnahme unter den Herrscherinnen Europas, ihren Mann geliebt und nach dessen Tod keinen mehr angesehen. Die Ähnlichkeiten zwischen Viktoria und mir sind doch frappierend. Ich werde nach Dir auch keine Frau mehr ansehen.
    Viele Küsschen
    Dein unerträglicher Barone
     
     
    3. Juli – 01:37 Uhr
    Mein Liebster,
    heute Telefonate ohne Ende! Es gibt so viel zu berichten, wo ich doch schon so lange in Berlin bin. Viele Freunde rufen an, und ich habe einen Abend ganz für mich allein, habe Geduld für die Fragen, wie denn Berlin sei usw.
    Bei Dir, d. h. wenn Du bei mir bist, gehe ich ja nicht ans Telefon. Ich konzentriere mich immer lieber auf einen Menschen. Aber heute Abend ging ich bei jedem Anruf ran.
    ›Wie ist er?‹
    ›Was macht er?‹
    ›Bist Du verliebt?‹
    ›Ist er auch verliebt?‹
    ›Wie sieht er aus?‹
    ›Meinst Du, er passt zu Dir?‹
    ›Meinst Du, da wird was

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