Tastenfieber und Liebeslust
nur gern mit Dir zusammen, sondern auch mit Deinen Freunden.
Zweitens haben wir uns wunderbar im Bett verstanden. Für mich warst Du im Bett eine Offenbarung und auch Du sagtest mehrfach, so entspannt und vertraut wie mit mir hättest Du Dich noch mit keinem Mann im Bett vergnügt. Warum sollen wir denn trauern, das Schöne aufgeben und auf diese Freude und diesen Spaß verzichten? Ist nicht jeder Tag (na ja, ich will nicht übertreiben!) ohne diese Freude ein verlorener Tag? Zudem wollten wir doch noch so viel forschen und entwickeln!
Kannst Du Dir denn nicht eine Beziehung vorstellen, die von großer, tiefer und teilnahmsvoller Freundschaft beherrscht und zugleich durch ein leidenschaftliches Liebesverhältnis geprägt ist, aber nicht mit großen Liebesschwüren belastet wird und deshalb schnell mit Verletzungen einhergeht? Wir werden uns nichts mehr wechselseitig vorwerfen können, denn jeder bleibt seines eigenen Glückes Schmied! Wir würden uns entspannt und unverkrampft einfach Berlin und die Umgebung erschließen und vieles Aufregende erfinden können! In Kopf und Herz würden wir uns beide weiterhin frei fühlen, aber immer wieder gern zusammen sein wollen.
Bitte, bitte unterstelle mir nicht, dass ich nur umsonst ficken will. Deine Freundschaft ist mir mindestens genauso wichtig. Ich denke, dass wir wegen dieser unbegreiflichen Vertrautheit, die wir in so kurzer Zeit erreicht haben, auch über meinen Vorschlag sprechen können. Ich könnte dann gut auf das Ergebnis meines Inserates verzichten!
Ich würde gern auch Regina wiedersehen. Wollen wir nicht gemeinsam einen Nachmittag in Berlin-Mitte verbringen und abends koche ich uns was?
Dein Prof. Dr. Schlingel
(Der bleibe ich und dieser wird nie Dein Ex!)
15. Juli – 17:23 Uhr
Lieber Schlingel,
ich werde über Deinen Vorschlag nachdenken. Spontan sage ich mal so: Die Trennung zwischen Liebe und Bett ist nicht das, was ich suche. (Ausnahme, mal für eine Nacht). Aber eine Liebesbeziehung, die nach einem Programm verfährt, auf einer Absprache basiert, das klappt bestimmt nicht bei mir.
Dazu bin ich seelisch zu leidenschaftlich und leider auch zu besitzergreifend veranlagt. Ich hatte auch so eine Beziehung noch nie, was ja zeigt, dass ich niemals an so etwas interessiert war.
Übrigens hat mir Sybille denselben Vorschlag gemacht. Aber ich glaube, ich kann das nicht. Da ist mir eine Freundschaft lieber.
Jetzt gehe ich mit Claudio spazieren.
PS: Würdest Du mir bitte sagen, was Du unter ›umsonst ficken‹ verstehst?
15. Juli – 17:51 Uhr
Liebes Evachen,
zuerst habe ich mal tief durchgeatmet, dass ich nicht vom Hof gejagt wurde. Natürlich ist alles für mich auch neu. Aber mit Dir ist alles neu! Vielleicht entspringt der Vorschlag meinem Zwillingsnaturell. Für mich gibt es nicht nur schwarz oder weiß, entweder und oder. Es gibt so viele Nuancen und Übergänge. Zudem sagte der chinesische Affe: Wo andere ein unüberwindbares Problem sehen, hat er gleich eine Lösung parat.
Ich sage Dir, was mir durch den Kopf ging: Ich möchte nicht auf die wunderbaren Nächte mit Dir verzichten. Ich war und bin ja immer noch süchtig. Deshalb auch die (jetzt sehe ich das so) übereilte Anzeige im Tagesspiegel. Nachdem unsere Beziehung auf der Gefühlsebene, auf der sie bis Mitte der Woche gelebt wurde, nicht fortbestehen kann, suche ich keine neue mit dieser aufwühlenden Intensität, sondern bin mit einer wunderbaren Freundschaft und einer Geliebten vollauf zufrieden. Wenn beides in einer Person verbunden ist, umso besser und schöner, weil man je nach Stimmungslage von einer Ebene in die andere wechseln kann. Allerdings: Wenn Du das Gefühl hast, dass Du in solch einer Beziehung keinen Orgasmus bekommen und weder Freude noch Spaß haben kannst, weil Dein Herz und Deine Seele nicht beteiligt sind, dann lassen wir das und wir reden nicht mehr weiter darüber.
Dein Schlingelchen
15. Juli – 23:24 Uhr
Mein liebes Evachen,
mein heutiges Pensum ist geschafft, und ich kann mir nun sehr entspannt Beethovens 3. Klavierkonzert anhören! Dabei stelle ich mir mein Leben wie folgt vor:
Morgens nach dem Frühstück gehe ich mit meiner besten, einzigen und wilden Busenfreundin los, um drei, bei guten Tagen vier Pferde zu stehlen. Finden wir keine Pferde, klauen wir entweder spanischen Rotwein oder Hundefutter. Vor dem Mittagessen werde ich mit meiner Freundin schwarz nach Berlin-Mitte fahren, wo wir erst den Kartenkontrolleur
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