Tastenfieber und Liebeslust
Juli – 18:49 Uhr
Liebes Evachen,
nun habe ich mal schnell die freie Zeit genutzt, um die Gebrauchsanleitung für Deine Waage zu lesen. Ich denke, ich kann Dir beim Einprogrammieren der Basiswerte helfen. Allerdings müsstest Du dann barfuss und nackt sein, damit die sehr geringen elektrischen Ströme zur Körperfett- und Körperwassermessung nicht von Fremdwiderständen auf der Haut beeinflusst werden. Traust Du Dich denn, Dich mir im Evakostüm zur Waagejustierung hinzugeben?
Wenn Du Angst haben solltest, dass der ungeschickte, dauernd Gläser umwerfende Schlingel seine Hände nicht unter Kontrolle halten und sich nicht auf die Knöpfchen der Waage konzentrieren kann, dann musst Du mit der Programmierung so lange warten, bis Du einen geschickteren Schlawiner gefunden hast, der Deine Wünsche erfüllt. Du musst also zwischen Teufel und Beelzebub entscheiden.
Jeder von uns beiden hat doch ein Riesenproblem. Du kannst Deine Zigarettensucht nicht beherrschen, und ich bin süchtig nach dem Ficken. Ich finde zwar, meine Sucht ist viel schöner, aber vielleicht ist dies nur mein Blickwinkel.
Mein liebes Evachen: Lass mich doch weiter an Deinen heimlichen Wünschen teilhaben, damit ich nicht wieder vom Hof gejagt oder als Spinner abqualifiziert werde!
Nachdem ich Dich kennengelernt habe und in die Schönheit eines fantasievollen und rauschhaften Zusammenseins im Bett eingeführt worden bin, will ich nicht mehr auf das regelmäßige Ficken verzichten und mir wie viele Jahre lang nur gelegentlich ›aus medizinischer Sicht‹ einen runterholen. Für mich ist lediglich die Frage, wie und mit wem!
Es wäre natürlich sehr schön und würde mich wahnsinnig glücklich machen, wenn ich Dich zwei- bis dreimal pro Woche (vielleicht auch etwas mehr) ficken könnte.
Ich würde mir keine Frau mehr suchen müssen, und wir könnten vor oder nach dem Bettrausch Musik hören, essen, Geschäfte machen oder planen und was auch immer. Sicher wirst Du nicht jedes Mal, wenn mich die Lust auf Deinen Körper übermannt, auch genug Spaß für einen Orgasmus haben. Du kannst es Dir dann ja selbst machen.
Für Deine Bereitschaft, liebe- und verständnisvoll mit meiner Sucht umzugehen, werde ich mich revanchieren und versuchen, alle Deine Wünsche zu erfüllen. Du musst mir nur sagen, was Du ausprobieren willst oder was Dir Deine Fantasie eingibt. Glaube mir, es wird Dir und mir sehr viel Spaß machen, wenn ich immer neue Einfälle bedienen darf.
Ich habe diesen Brief geschrieben, weil ich mir jetzt endgültig den abwertenden Vorwurf: ›Du denkst ja immer nur ans Ficken‹, nicht mehr anhören möchte! Ich mache ja auch keine Kommentare zu Deiner Rauchsucht! Also, sei so nett und denke darüber nach.
Dein Kumpel und ewig hilfsbereites Schlitzohr
16. Juli – 20:17 Uhr
Max,
nach dieser Mail bist Du noch nicht mal mehr mein Kumpel, leider auch kein Freund mehr. Eine solche Ignoranz meinem gesamten Wesen gegenüber habe ich wirklich noch nie erlebt.
Dein Trieb, zu ficken, ist Deine Sache, und da Du Dir einen Puff nicht leisten kannst, musst Du eben eine Frau finden, die Dein Angebot dankbar annimmt. Das wird nicht wirklich schwer sein. Du wirst eine finden.
Ich hole morgen Claudio ab. Den wirst Du genauso wenig wiedersehen wie mich. Das ist nun endgültig vorbei. Ein Freund bist Du nicht mehr für mich – vielleicht hat Dir auch eigentlich – selbst daran – nichts gelegen. Ich wünsche Dir, da ich Dich einmal gern hatte, eine erfüllte Fickbeziehung. Wahrscheinlich hast Du auch gar nicht mehr nötig.
Alles Gute
Eva-Maria
16. Juli – 22:21 Uhr
Liebe Eva,
ich habe mal nachgedacht, warum ich Dir Dinge schreibe, die ich vorher noch nie gegenüber einer Dame ausgesprochen habe. Die Ursache (hat nichts mit Schuld oder Sühne zu tun) liegt nicht in unterschiedlicher Herkunft, Sozialisation oder was auch immer, sondern nur an uns beiden.
Du weißt, wenn ich an Dich denke oder Dir schreibe, passiert immer das Geiche. Wenn ich dann masturbiert habe, geht es wieder, aber denke ich ein, zwei Stunden später wieder an Dich, dann steht er wieder. Ich finde dies nicht normal. Woran liegt das?
Natürlich finde ich Deine Art, Deine Ausstrahlung, Deine Haut aufregend. Ich habe mich in alles verliebt. Dieses Sinnliche wird noch gesteigert durch das Wissen, eine Frau, die zig Liebhaber hatte, genießt auch mit mir die Vergnügungen, die man im Bett haben kann. Aber am aufregendsten und meine Sinne endgültig verwirrend
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