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Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)

Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)

Titel: Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jury , S.E. Fine
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sein, aber dennoch gibt es in den Fenstern und wahrscheinlich auch überall im Metall Abdrücke der Kugeln.
    »Ich glaube, die Scheiben sind getönt«, sagt sie, als sie sieht, dass ich mich ducke. Sie hält neben einer Zapfsäule an. Ihre Stimme bricht, als sie sagt: »Vermutlich sehen die Leute das Blut auf meinem Shirt nicht, weil es schwarz ist.« Sie strafft die Schultern. »Ich bin gleich wieder da.«
    Sie steigt aus und schraubt den Deckel vom Benzintank ab. Ihr Gesicht ist bleich, ihr Ausdruck feierlich. Ich beobachte, wie sie sich mit ihrer Zungenspitze über die Unterlippe fährt, diese kleine Angewohnheit, die ich so gut kenne und die mich normalerweise verrückt macht. Doch es lässt mich kalt. Sie trägt diese wunderschöne Tarnung, diese Haut, die ich so gerne berühren würde. Die ganze Zeit über hat sie mich getäuscht. Ich frage mich, wie es in ihrem Inneren aussieht, was sie von mir unterscheidet. Ich weiß, dass ihr Blut rot ist; ich habe sie in dieser Saison schon einmal gesehen, wie sie vom Fußballfeld gehumpelt ist, mit offenem und tropfendem Knie, weil sie der Stollenschuh einer gegnerischen Spielerin getroffen hatte. Ich weiß, dass ihr Herz schlägt; in meinem glücklichsten Augenblick habe ich mein Ohr auf ihre Brust gedrückt, während ihre Finger durch meine Haare gefahren sind. Ich weiß, dass sie atmet und schläft. Zur Hölle, ich weiß auch, dass sie pinkelt, weil sie immer in den ungünstigsten Momenten muss, etwa wenn wir im Kino ankommen und der Film schon vor zehn Minuten angefangen hat.
    Trotz all dieser Dinge, die sie so normal wie mich erscheinen lassen, weiß ich auch, was mein Vater gesagt hat. Dieses Mädchen, dieses umwerfende Mädchen, das sich gerade die Haare hinter ihr zierliches Ohr klemmt, das die Sonnenbrille aufsetzt, um ihr tränenverschmiertes Gesicht zu verdecken, ist ein Alien.
    Genau wie die, die meinen Vater erschossen haben.
    Genau wie offenbar der größte Teil der Erdbevölkerung. Ich blicke auf Dads Beine hinab, deren Gewicht ich auf meinen Füßen spüre. Er hätte mich nicht angelogen. Er hätte mich nicht verarscht. Er wusste, was geschah. Er wusste, dass wir in Gefahr waren. Er hat mir die Wahrheit gesagt. Er hat versucht, mir alles zu sagen, doch die Zeit ist ihm davongelaufen.
    Als ich den Kopf hebe, ist Christina weg.
    Es ist wie ein Stromschlag in meinem System, durch das ein Kribbeln von meinem Hirn bis zu meinen Gliedmaßen verläuft. Ich schaue mich in alle Richtungen um und verarbeite nur zufällige Eindrücke: den Fernfahrer mit den blutunterlaufenen Augen und dem verschwitzten Käppi an Zapfsäule Nummer drei; die scharfen pinken Sandalen des kleinen Mädchens, das die Hand seiner Mutter hält, während sie in das Lebensmittelgeschäft hineinlaufen; den Aufkleber auf der Stoßstange eines angeschlagenen Hondas, auf dem steht: Die keltische Tätowierung auf deinem Arm gefällt niemandem.
    In meinem Inneren kocht die Angst hoch, während ich den Kopf nach hinten und vorne bewege, um nach Christina Ausschau zu halten. Als ich gerade in Panik verfalle, kommt sie aus dem Laden gelaufen, immer noch mit der Sonnenbrille auf der Nase, aber mit einem neuen Yankee-Sweatshirt bekleidet und einer Plastiktüte in der Hand. Doch anstatt wieder in den Geländewagen einzusteigen, geht sie auf einen Typen im Collegealter zu, der an einer der Zapfsäulen ein paar Reihen weiter steht, und beginnt eine Unterhaltung mit ihm. Eine Minute später reicht er ihr sein Handy. Während sie wählt, wirft sie einen Blick über die Schulter zu unserem Auto.
    Und mir bricht der Schweiß aus.
    Sie wird doch nicht … oder doch? Die Behörden anrufen? Mich ausliefern?
    Aber wieso eigentlich nicht ? Dad meinte zwar, die meisten H2 wüssten gar nicht, dass sie keine Menschen sind, aber wer sagt denn, dass sie es nicht die ganze Zeit über gewusst hat? Was, wenn das der Grund dafür ist, dass sie überhaupt mit mir zusammen ist? Lamb war ja offenbar eine Art Spitzel. Was, wenn sie auch einer ist? Sie weiß, dass ich im Besitz von etwas bin, was die H2 haben wollen. Und sie weiß, dass wir unterwegs zu einem Treffen mit einem Kollegen von meinem Dad sind. Das ist ihre Chance, uns zu verraten. Wahrscheinlich bekommt sie von ihnen sogar eine Belohnung für ihre Loyalität.
    Gerade als sie auflegt und dem Typen das Handy zurückgibt, um zurück zu dem Geländewagen zu kommen, unterbricht ein anderer Tate meine mentale Kernschmelze, mein Ich von heute Morgen, ein paar Stunden

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