Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)

Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)

Titel: Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jury , S.E. Fine
Vom Netzwerk:
früher. Das ist Christina. Ich kenne sie. Ich …
    Sie nimmt den Zapfhahn, öffnet die Tür und streckt den Kopf herein. Ohne die Brille abzusetzen, hält sie mir die Tüte hin. »Ich hab dir ein Shirt besorgt.«
    Einen Moment lang starre ich sie an und kann nichts anderes denken, als dass ich ihre Augen sehen muss. Wenn ich bloß ihre Augen sehen könnte, dann wüsste ich die Wahrheit. Doch dann schüttele ich mich aus meiner Starre, nehme die Tüte und werfe einen Blick hinein. Es ist ein dunkelgrünes Jets-T-Shirt. Ich hasse die Jets, aber hey, was macht das verdammt noch mal jetzt noch aus? Ich nehme es heraus und streife es über.
    Christina hat inzwischen fertig getankt. Sie klettert auf den Fahrersitz und dreht sich um. »Willst du dich hier vorne hinsetzen?«
    Wahrscheinlich sollte ich das. Ja, ich sollte es auf jeden Fall. Ich sollte aufhören, mich zu fragen, ob sie soeben hinter meinem Rücken Race Lavin angerufen hat, und mich zu ihr nach vorne setzen.
    Ich klettere über den Sitz und schnalle mich an, während sie den Motor startet. Als wir von der Tankstelle runterfahren, glotzt uns, das schwöre ich, jede einzelne verdammte Person hinterher. Der dicke Fernfahrer. Das kleine Mädchen. Der Hondafahrer. Jeder von ihnen. Alle. Ich frage mich, wie viele von ihnen Menschen sind. Ich könnte mir den Scanner von der Rückbank holen und es herausfinden, aber ich glaube nicht, dass ich es wissen will.
    Ich kneife die Augen zu und reibe mit den Händen darüber.
    Christina fährt wieder auf den Highway, überquert die Brücke und nimmt dann Kurs auf die nach Süden führende Autobahn Richtung Jersey. Ihre schlanken Finger greifen das Lenkrad so fest, dass es aussieht, als würden ihre Knochen gleich durch die Haut platzen. Ich starre sie an, wie sie sich biegen, weiß werden, so menschlich. So menschlich.
    Aber sie ist kein Mensch.
    »Das mit deinem Dad tut mir leid«, sagt sie.
    Ich beiße die Zähne zusammen und drehe mich zum Fenster. Draußen sieht man das graugrüne Meer, das durch das Glas trübe wirkt, und die Sicht wird auch nicht besser, bis ich ein paarmal blinzele.
    »Wie originell«, blaffe ich. »Und um dir das auszudenken, hast du so lange gebraucht?«
    »Du spinnst wohl! Ich kann nicht glauben, dass du das gerade gesagt hast.« Ihre Stimme klingt, als wenn sie gleich anfangen würde zu weinen.
    Ich atme hörbar durch die Nase aus. »Warum? Was tut dir denn leid? Du hast doch noch deine Eltern. Sie sind glücklich verheiratete Aliens, die sich um nichts auf der Welt Sorgen machen müssen.«
    Sie tritt auf die Bremse, um einen Zusammenstoß mit einem vor uns fahrenden Autotransporter zu vermeiden. »Tate, ich weiß ja, dass du eine Menge durchgemacht hast, aber …«
    »Ich habe eine Menge durchgemacht ? Nimmst du den Text aus Allgemeine Kondolenzschreiben 101 ? Hast du die Broschüre in deiner Tasche? Christina, du bist eine von ihnen. Du müsstest doch froh sein, dass er tot ist.«
    »Was?« Ihre Stimme ist ganz zittrig und schrill. »Bis vor einer halben Stunde wusste ich nicht einmal, dass ich ›eine von ihnen‹ bin!«
    »Tja, dann herzlichen Glückwunsch, du bist auf der Siegerseite.« Irgendwo tief in den verwinkelten Fächern meines Verstandes gibt es eine kleine Stimme, die mir zuruft, ich soll still sein. Aber es fühlt sich so grausam gut an, all das zu sagen. Jetzt habe ich ein Ziel, etwas, auf das ich all meine Wut und all meine Trauer richten kann.
    Christina ist einen Moment lang still, doch auf ihren Wangen breitet sich langsam eine leichte Rötung aus. Als sie erneut spricht, gleicht es beinahe einem Knurren. »Du bist ein Arschloch. Natürlich bin ich nicht froh darüber, dass dein Dad tot ist. Das ist das Bescheuertste, was ich jemals gehört habe.«
    »Versuch mal, es aus einer menschlichen Perspektive zu betrachten«, schnauze ich sie an.
    Sie wechselt auf die mittlere Spur und beschleunigt. »O mein Gott, Tate! Du hast dich doch in das Labor deines Vaters geschlichen. Du hast doch diesen verdammten Scanner gestohlen. Und du hast ihn auch mit in die Schule genommen!«
    Ich schlage gegen den Fensterrahmen. »Also ist es meine Schuld, dass er tot ist? Willst du das damit sagen? Dass ein Haufen schießwütiger Aliens nichts damit zu tun hatte?«
    »Ich sage bloß, dass ich nicht dein Feind bin!«, kreischt sie.
    »Du bist eine von ihnen!«, rufe ich. Ich bin weg. So was von weg. Mein Kopf ist ein gigantischer Puls, pochend, rot und rau schlagend. »Du hast sie doch gerade eben

Weitere Kostenlose Bücher