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Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)

Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)

Titel: Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jury , S.E. Fine
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Moment jemand auf sie schießen könnte. Ich bin nicht ganz davon überzeugt, dass sie damit falschliegt. Wir rasen unter der Überführung für die Schnellstraße durch und passieren dann die automatischen Türen der New Jersey Transit Station.
    »Sollte ich fragen, was passiert ist?«, bringe ich zähneknirschend hervor.
    Sie verdreht die Augen und hält ihr Portemonnaie hoch. »Zehn Dollar.«
    »Für das alles?« Ich deute auf das Hemd in ihrer Hand.
    »Na ja, vielleicht habe ich ihm auch eine Telefonnummer gegeben.«
    »Du hast einem völlig Fremden deine Telefonnummer gegeben?«
    Wenn man bedenkt, dass sie mir in den letzten paar Stunden mindestens zweimal das Leben gerettet hat, sollte ich wirklich versuchen, jetzt nicht wie ein misstrauischer oder eifersüchtiger Arsch zu klingen. Aber der Tag heute hat mich irgendwie dünnhäutig gemacht.
    Sie sieht mich an, als hätte ich wirklich einen Hirnschaden. »Natürlich nicht. Ich hab ihm deine gegeben.«
    Sie zwinkert mir zu und verschwindet auf der Damentoilette.
    Ich gehe aufs Herrenklo und schäle mich aus meinem ruinierten T-Shirt. Dann wasche ich mich und spritze mir eisiges Wasser ins Gesicht. Das erweckt meine Sinne wieder zum Leben. Der Schnitt über meinem Auge ist nicht allzu schlimm und meine Nase hat aufgehört zu bluten. Mit einem dumpfen Schmerz in meinem Herzen wasche ich mir das Blut meines Vaters von der Brust und den Armen. Als ich mich abtrockne, ertönt eine Toilettenspülung, und ein glatzköpfiger Typ, der sich ein iPad unter den Arm geklemmt hat, kommt aus einer der Kabinen. Unsere Augen begegnen sich im Spiegel, als er sich die Hände wäscht. Er schüttelt sie kurz und greift dann in seine Hosentasche, um eine Visitenkarte sowie ein paar Geldscheine hervorzuziehen, die er auf das Metallregal unterhalb des Spiegels knallt.
    Ich wappne mich, weil ich mir sicher bin, dass der Typ mich gleich fragen wird, ob ich ihm einen blase oder sonst was, aber er sagt bloß: »Ich hoffe, es läuft bald besser für dich, Mann«, und marschiert raus.
    Ich beuge mich vor. Er hat mir die Telefonnummer einer Entziehungsklinik am Ort hinterlassen.
    Wenn mein Leben momentan bloß so einfach wäre.
    Ich setze die Baseballkappe auf, knöpfe mein elegantes lila gestreiftes Hemd zu und gehe zurück in den Bahnhof. Christina wartet schon auf mich. Sie hat sich die Haare mithilfe eines hauchdünnen Schals zu einem verrückten Knoten oben auf ihrem Kopf zusammengebunden und ebenfalls eines der Hemden von dem Anzugträger angezogen. Ihres ist rosa mit blauen Streifen. Christina hat es nur halb zugeknöpft und die Enden zusammengeknotet, weshalb man einen schmalen Streifen von ihrem Bauch sehen kann. »Ich habe mich als Miranda Hopkins verkleidet, die Chef-Cheerleaderin«, sagt sie und legt einen Finger an die Lippen. »Pst.«
    »Ich würde dich niemals auffliegen lassen. Auf geht’s.«
    Während unsere Augen in allen Richtungen nach Lavin oder seinen Agenten Ausschau halten, besorgen wir uns einen Zugfahrplan. »Wir müssen nach Princeton«, erkläre ich ihr. »Northeast Corridor Line.«
    Sie lehnt sich an mich, den Kopf über den Fahrplan gesenkt, und schaut dann auf die Uhr, die an der Wand hängt. »Da fährt einer in zehn Minuten.«
    Unsere Augen begegnen sich. »Den müssen wir kriegen.« Ich hole mein Portemonnaie heraus und blicke auf meine Bankkarte. »Wenn ich die benutze, können sie uns ausfindig machen.« Deshalb gebe ich ihr die zwei Zehner, die mir der Typ auf der Toilette hingelegt hat.
    »Das sollte reichen«, sagt sie und klopft mir mit ihrer kleinen Geldbörse auf den Arm. »Ich hab heute Morgen den Scheck vom Babysitten eingelöst. Davon hab ich vorhin auch das Benzin bezahlt.«
    In der Warteschlange vor dem kleinen Fahrkartenautomaten stelle ich mich dicht hinter sie. Christina sieht zwar entspannt aus, aber ich spüre, wie die Anspannung in ihrem Körper vibriert. Sie ist wie ein stramm gespanntes Kabel, kurz vorm Zerreißen. Sie zahlt unsere Tickets, und ihre Hände zittern nur ganz wenig, als sie die Scheine in das Gerät schiebt. »Jetzt hab ich nicht mehr viel übrig.«
    »Wir lassen uns was einfallen«, sage ich. Dann fahren wir mit gesenkten Köpfen die zentrale Rolltreppe hinauf. Unser Zug wartet an Gleis fünf. Christina läuft geradewegs darauf zu, doch mir springt eine bekannte Gestalt unter uns ins Auge.
    Am Fuße der Rolltreppe steht Mr Lamb. Mit dem Rücken zu mir. Die Hände auf den Hüften. Die kahle Stelle auf seinem Kopf glänzt im

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