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Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)

Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)

Titel: Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jury , S.E. Fine
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stimmt’s?«
    Christina zuckt die Achseln. Meine Mom schaut zu mir hoch. »Dad hat es uns gesagt«, murmele ich.
    Sie wendet sich wieder der zitternden Christina zu. »Bis heute hast du es nicht gewusst, oder?«
    Christina schüttelt den Kopf.
    »Fast niemand weiß es«, sagt meine Mutter mit dumpfer Stimme. Sie atmet scharf ein. »Hast du deine Eltern angerufen?«
    Christina nickt. »Ich hab sie angerufen und eine Nachricht hinterlassen, dass ich in Sicherheit bin, aber das war’s auch schon. Und das war nicht von meinem Telefon aus. Direkt nachdem das alles passiert ist, waren wir an einer Tankstelle, und ich habe …«
    »Von einem Münztelefon aus angerufen?«, fragt meine Mutter. »Das war nicht besonders klug. Ich bin mir sicher, dass die Leitung deiner Eltern überwacht wird, und jetzt wissen die Behörden vermutlich genau, wo ihr wart.«
    »Ich habe mir das Handy von irgendeinem Fremden ausgeliehen«, antwortet Christina. In ihrer Stimme liegt plötzlich eine Schärfe, die es mit der in Moms Stimme aufnehmen kann. »Schließlich konnte ich mir das schon denken.«
    »Das ist kaum besser.«
    Christinas Augen blitzen auf. »Ich dachte mir, es wäre viel besser, als wenn sie eine Vermisstenanzeige aufgeben würden.«
    Meine Mutter greift in die Tasche und fördert Christinas Telefon zutage. »Wie alt bist du?«, fragt sie Christina, während sie es aufschnellen lässt, um sicherzugehen, dass es aus ist.
    »Achtzehn.«
    »Vermisstenanzeigen werden nur für Minderjährige veröffentlicht. Erwachsene werden nur dann offiziell gesucht, wenn sie längere Zeit verschwunden sind. Wahrscheinlich solltest du dich noch mal bei deinen Eltern melden und sie daran erinnern, dass du nur von deinem Recht als Erwachsene Gebrauch machst, wenn du mal ein paar Tage wegbleibst.«
    Christina blinzelt und sackt etwas zusammen. »Aber ich kann doch nicht … Ich bin nicht …«
    »Sie hat ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern«, sage ich und fange an, die herablassende Art zu hassen, in der meine Mutter mit Christina spricht. »So was hat sie vorher noch nie gemacht, und ich bin sicher, ihre Eltern kaufen es ihr nicht ab.«
    »Ich kann für mich selbst sprechen, Tate«, sagt Christina ruhig, und ich verstumme. Sie begegnet dem Blick meiner Mutter. »Wenn ich sie überzeugen kann, lassen diese Agenten dann meine Familie in Ruhe?«
    »Nur wenn deine Familie absolut keine Ahnung hat, wo du bist«, gibt meine Mutter mit harter Stimme zurück.
    »Mom, ich …«, setze ich an, doch offenbar bin ich in dieser Unterhaltung unerwünscht, denn diesmal unterbricht mich meine Mom.
    »Sie könnte ihnen erzählen, wo wir sind, Tate.«
    »Ich sitze genau hier, also reden Sie gefälligst nicht so, als ob ich nicht da wäre«, blafft Christina. »Und meinen Sie nicht, wenn ich Tate wirklich ans Messer liefern wollte, hätte ich es schon längst getan?«
    Meine Mutter und sie starren sich eine ganze Minute lang an. Es ist unschwer zu erkennen, dass sie einander taxieren. Christina hat zwar Angst vor meiner Mom, aber sie hat nicht vor, sich von irgendwem überrollen zu lassen. Und meine Mom … die hat, glaube ich, beschlossen, dass sie Christina mag, obwohl sie ihr noch nicht traut. In ihren Augen leuchtet Bewunderung auf, als sie in ihre Tasche greift und ein schwarzes Handy hervorholt, das wie das von meinem Vater aussieht und wahrscheinlich nicht geortet werden kann. »Nimm dieses«, sagt sie, indem sie es Christina reicht. »Sag ihnen, du bist bei Tate.« Dann hält sie einen Augenblick inne, presst die Lippen aufeinander und fügt hinzu: »Erzähl ihnen, dass sein Vater bei einem Unfall ums Leben gekommen ist und du mit ihm zur Beerdigung aufs Land gefahren bist. Versprich ihnen, dass du bald nach Hause kommst. Später überlegen wir uns einen Langzeitplan.«
    Christina nimmt das Telefon. Sie starrt auf seine glatte Oberfläche und tippt dann einen Text ein. Ich brauche sie nicht zu fragen, warum sie nicht anruft. Ich weiß es. Sie wirkt vielleicht stark, aber sie ist hart an der Grenze, und wenn sie jetzt die Stimmen ihrer Eltern hört, dann kann sie sich nicht länger zusammenreißen. Ich beuge mich vor, will die Arme um sie legen, ihr sagen, dass es mir leidtut, will alles, alles tun, um diesen zerbrechlichen Blick aus ihrem Gesicht zu wischen, doch Christina wendet sich ab und kehrt mir den Rücken zu.
    Schnell stehe ich auf. »Wo ist das Bad?«
    Meine Mom nickt in Richtung des Gangs. »Zweite Tür rechts.«
    Ich zwinge mich, nicht sofort

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