Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)
Zugangsstraße und in den Schatten des riesigen Gebäudes.
Brayton schüttelt den Kopf und auf seinem Gesicht liegt ein seltsames Grinsen. Keine Spur von Humor. »Du bist deinem Vater so ähnlich, weißt du das?«
»Danke.« Fast gebe ich dem Drängen nach, hinter mich zu schauen, aber ich tue es nicht.
»Der Stammbaum deiner Familie erstreckt sich über Jahrhunderte. Setz das nicht aufs Spiel, Tate. Dein Vater hätte nicht gewollt, dass du dich in Gefahr begibst.«
»Mein Vater wollte, dass ich dafür sorge, dass seine Arbeit nicht Leuten in die Hände fällt, die sie falsch gebrauchen.«
Vielleicht ist dieses Teil nicht nur dazu da, H2 von Menschen zu unterscheiden. Dad hat in seinen letzten Augenblicken versucht, mir so viel zu sagen. Aber trotzdem: Ich kann es nicht ändern, dass ich immer an diese Zahlen in seinem Labor denken muss, die die Bevölkerungszahlen jeder Gruppe angezeigt haben, mit Ausnahme von anscheinend vierzehn Anomalien, an denen mein Vater noch gearbeitet hat. Selbst wenn die Technologie ausschließlich H2 von Menschen unterscheiden könnte … wenn jemand die Macht hätte, die Gattungen auf einer weltweiten Skala zu unterscheiden, dann könnten sie wahlweise die eine oder die andere anvisieren. Vielleicht sogar Waffen entwickeln, die nur die eine Gruppe treffen – so etwas dürfte den Geschäftsführer von Black Box interessieren.
»Falsch gebrauchen? Das ist ganz schön paranoid«, sagt Brayton mit amüsierter Stimme. »Die Technologie könnte uns helfen, großartige Dinge zu tun. Großartige Dinge zu bauen. Und Black Box hat die notwendigen Mittel dafür.« Eifrig beugt er sich nach vorne. »Auch du könntest davon profitieren, Tate. Als Erbe deines Vaters würdest du definitiv den Mehrheitsanteil halten.«
Er muss mich für sehr naiv halten oder vielleicht auch bloß für gierig. »Großartige Dinge bauen … wie vielleicht Waffen? Denn das macht Black Box doch, stimmt’s?«
Der eifrige Gesichtsausdruck verhärtet sich. »Man könnte damit auch eine ganze Rasse retten, Tate.«
Was die Macht hat zu retten, hat auch die Macht zu zerstören. Das hat mir mein Vater beigebracht.
»Warum ist es so wichtig, zwischen H2 und Menschen unterscheiden zu können? Eigentlich kann ich verstehen, wieso Race Lavin nicht will, dass es an die Öffentlichkeit kommt; er will nicht, dass die Leute ausflippen, wenn sie merken, dass die Lehrer ihrer Kinder und ihre Nachbarn und vielleicht sogar ihre Senatoren Aliens oder was auch immer sind. Andererseits will er es vielleicht sogar haben, um uns Menschen zu erkennen und einen nach dem anderen zu töten. Aber Sie sind doch ein Mensch, oder? Wofür wollen Sie es haben? Und bei allem gebotenen Respekt, bitte erzählen Sie mir nicht so einen Scheiß von wegen großartige Dinge tun .«
Und das war’s. So plötzlich, wie ein Faden abreißt, verändert sich Braytons Gesicht. Die dicke Haut an seinen Wangen, die eben noch teigig war, wird in weniger als einer Sekunde fleckig. Seine Augen, eben noch kalt, lodern jetzt auf.
»Hör jetzt auf mit dem Quatsch und gib mir die Erfindung!«, brüllt er.
Die Golfhemden-Gang zieht auf einmal gleichzeitig die Waffen, aber sie halten die Mündungen gesenkt und zielen nicht direkt auf mich. Noch nicht.
Ich halte die Hände in die Luft.
Die Explosion, die darauf folgt, ist ohrenbetäubend.
ELF
Es sind keine Schüsse.
Das weiß allerdings die Golfhemden-Gang nicht. Deshalb gehen sie alle hinter den Metalltigern in Deckung, als die zweite Explosion erfolgt. Ich ergreife meine Chance und wirbele herum. Die Erleichterung strömt mir durch die Adern. Christina hat mich nicht im Stich gelassen. Und sie ist genau meinen Anweisungen gefolgt.
Ein verräterisches Klicken lässt mich erstarren, bevor ich den Schutz der Betonpfeiler gleich hinter der engen Zugangsstraße erreiche.
»Guter Trick!«, bellt Brayton, der hinter mir steht. »Wirklich reizend.«
Langsam drehe ich mich um. Er hält seine Waffe auf meine Brust gerichtet. Seine Hände sind ruhig.
»Sag deiner Freundin, sie soll rauskommen. Jetzt. Durch deinen dummen Streich kommen uns noch die Behörden auf die Schliche, und ich nehme an, du verstehst, dass die nicht besonders daran interessiert sein werden, deine Rechte zu schützen. Oder meine. Wir sind auf derselben Seite, Tate«, zischt er.
»Aha. Und deshalb richten Sie eine Waffe auf mich.«
»Ich werde ihn erschießen, wenn du nicht rauskommst«, schreit er.
Bevor ich Christina zurufen kann, dass sie
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