Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)
zum Schweigen zwingt, doch meine Mutter schüttelt sie schnell ab. »Einen anderen konkreten Beweis für die Landung der H2 haben wir nicht. Obwohl sich die meisten Überlebenden der H2 unter die menschliche Bevölkerung gemischt und ihre Herkunft so geheim gehalten haben, dass sie bis zur nächsten Generation schon vergessen war, hat ihre Führung – eine Organisation, die sich der Kern nennt – einen ganz anderen Weg eingeschlagen. Sie haben plötzlich angefangen, die Politik und Machtzentren der Menschen zu infiltrieren, während sich der Rest mit Menschen gekreuzt hat, höchstwahrscheinlich, um ihren Nachkommen zu helfen, die mikrobielle Umgebung auf der Erde zu überleben. Ich denke, dass der Scanner das Ergebnis davon enthüllt.« Sie wirft einen Blick auf Christina, deren Augen auf die rubinrote Flüssigkeit in ihrem Glas geheftet sind. »Es gibt keine Abstufung oder Mischform, nur Mensch oder H2.«
Das erklärt, wieso es an diesem Punkt mehr von ihnen als von uns gibt. »Aber hat denn niemand die Raumschiffe bemerkt, Mom?«
Sie schüttelt den Kopf. »Da sie im Wasser gelandet sind, sind alle Schiffe verloren, und auch wenn die moderne Technologie es möglich machen sollte, sie wiederherzustellen – und du kannst mir glauben, dass wir das versucht haben –, muss der Kern zuerst da gewesen sein, denn es wurde nichts gefunden. Es gab nur eine Handvoll Leute, die die Abstürze beobachtet haben, Tate. Der Rest der Welt hatte keine Ahnung, und es gab ja noch keine Fotohandys und kein YouTube, um die Wahrheit zu verbreiten. Wie du dir vorstellen kannst, hat der Kern alle, die die anderen warnen wollten, eliminiert. Bauern und Fischer passten nicht zu so einer raffinierten und organisierten Gruppe, deshalb sind die meisten ihrer Geschichten als Mythen und Legenden verblasst. Nicht einmal innerhalb der Familie wurden die Geheimnisse weitergetragen – beziehungsweise nur von einer winzigen Minderheit. Die letzten hundert Jahre jedoch, als uns die Technologie langsam miteinander verbunden hat, haben sich die Fünfzig etabliert und zusammen daran gearbeitet, dass wir nicht aussterben.«
»Aber hat Dad ihnen denn vertraut?« Ich suche ihren Blick. »Er meinte, bei den Fünfzig müsse ich vorsichtig sein.«
Ihre Finger trommeln nervös auf die Theke. »Dein Vater hat nicht allen Mitgliedern der Gruppe getraut. Aber wir haben ein gemeinsames Ziel, und das hält uns zusammen.«
»Was habt ihr vor? Die Kontrolle zurückzugewinnen? Zu enthüllen, was die H2 wirklich sind?«
Meine Mutter widmet ihre Aufmerksamkeit der köchelnden Nudelsoße. Ich halte den Blick auf sie gerichtet – Christina kann ich jetzt nicht ansehen. Wenn es heißt: Mensch gegen Alien, heißt das dann: ich gegen meine Freundin? Meine Familie gegen ihre? Mir tut der Magen weh, aber nicht nur, weil ich Hunger habe.
»Selbst wenn das die Strategie gewesen sein sollte, ist es bislang unmöglich gewesen. Diese Aliens sehen wie Menschen aus«, erklärt Mom. »Diejenigen, die versucht haben, den anderen klarzumachen, was wirklich geschehen ist, wurden als Wahnsinnige, Ketzer, Kultanhänger abgestempelt. Und ohne den Scanner ist es auch weiterhin unmöglich zu beweisen, dass die Erde von einer außerirdischen Spezies beherrscht wird.«
»Dann ist es auch unmöglich, es mit dem Scanner zu beweisen, wenn es kein unterstützendes Beweismaterial gibt«, sage ich scharf. »Was sollte den Kern daran hindern, jemanden zu diskreditieren, der versucht hat, den Scanner auf diese Weise zu verwenden?«
Meine Mom nagelt mich mit einem eindringlichen Blick fest. »Der Scanner wurde mit Alien-Technologie gebaut, und an diesem Punkt ist die menschliche Technologie sicherlich beinahe weit genug fortgeschritten, um festzustellen, dass sie tatsächlich außerirdisch ist. Der Scanner selbst würde zusammen mit der Information, die er liefert, als unterstützendes Beweismaterial dienen, falls jemand beschließen würde, damit an die Öffentlichkeit zu gehen.«
»Ist das alles?«, frage ich.
Mom runzelt die Stirn. »Wie meinst du das?«
Ich zucke die Achseln. »Die Art und Weise, wie sie ihn einfordern, wundert mich … du hast doch gesagt, sie hätten all ihre Schiffe geborgen, bis auf das eine, das Dads Vorfahre gefunden hat. Was, wenn da etwas an Bord war, wonach sie die ganzen Jahre über gesucht haben, etwas, das es auf keinem der anderen Schiffe gab, die sie gerettet haben? Eine Schießerei in einer Highschool ist ja nicht gerade eine friedliche Unterdrückung;
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