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Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)

Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)

Titel: Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jury , S.E. Fine
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du vor, mich auch unter Drogen zu setzen?«
    An ihrem Gesichtsausdruck kann ich erkennen, dass es genau das war, was sie vorgehabt hatte. Sie wollte die Kids betäuben, damit sie ihre Pläne machen kann, ohne dass wir sie stören.
    Ich nicke vor mich hin. »Alles klar. So viel zum Thema: nur ich und du. Sieht aus, als ginge es eigentlich bloß um dich . Vielen Dank auch, Dr. Archer, für die Rettung«, knurre ich. »Und dafür, dass du meiner Freundin Drogen gegeben hast. Ich hoffe, du hast heute eine ganz tolle Nacht, in der du dir alles selber zusammenreimst. Ich ziehe jetzt mal meinen Schlafanzug an. Aber keine Sorge, ich erwarte nicht, dass du mich ins Bett bringst.«
    Ich drehe mich auf dem Absatz um und marschiere durch den Flur davon. Meine Mutter versucht nicht, mich aufzuhalten. Im dritten Zimmer auf der rechten Seite finde ich Christina, zusammengerollt auf einer Hälfte des Doppelbetts, unter einer Steppdecke, obwohl es hier drin ziemlich warm ist. Die Sachen, die sie heute anhatte, liegen auf dem Boden verstreut, also falte ich sie und lege sie in die Kommode. Dann knie ich mich vor das Bett und streiche ihr vorsichtig die Haare aus dem Gesicht. Sie atmet gleichmäßig. Hoffentlich träumt sie was Schönes, ohne Pistolenkugeln und Blut und explodierende Gatorade-Flaschen.
    Einen Augenblick lang überlege ich, mich zu ihr zu legen, aber das fühlt sich nicht richtig an. Meine Mom hat Christina heute die Möglichkeit verwehrt, selbst zu entscheiden, und ich werde die Situation nicht ausnutzen. Vor allem nicht, wenn wir noch so viel zu bereinigen haben. Ich küsse Christina auf die Stirn, schalte das Licht aus und gehe zurück in den Flur. Das Schlafzimmer gegenüber ist leer. Wie Christinas Zimmer ist auch dieses schlicht eingerichtet, nur mit einem Doppelbett, einer Kommode, einem Stuhl und einer Lampe. Als ich die Schubladen aufmache, finde ich eine Jogginghose und ein frisches T-Shirt. Dann gehe ich lange, lange unter die heiße Dusche und wünsche mir, dass ich den ganzen Tag von mir abwaschen und in den Abfluss spülen könnte, dass alles bloß ein Traum, ein meiner Fantasie entsprungenes Hirngespinst wäre.
    Als ich wieder aus der Dusche komme, ist es dunkel im Flur, auch unter den Türen dringt kein Licht hervor. Ich höre allerdings ein ganz gedämpftes Geräusch und folge ihm den mit Teppich ausgelegten Flur entlang, den ganzen Weg bis zur letzten Tür links. Dabei überlege ich mir, ob ich lauschen soll. Nicht dass meine Mom vorhat, Christina morgen an irgendeiner Straßenecke rauszuwerfen.
    Ich lege ein Ohr an die Tür.
    Was ich höre, ist keine Unterhaltung, sondern ein Geräusch, das meine Mom macht.
    Ihr Schluchzen ist gedämpft, als würde sie das Gesicht in ihr Kissen drücken. Es ist leise und verzweifelt. Es ist herzzerreißend. Ungetrübte Trauer, bis eben zurückgehalten, bis sie im Privaten zusammenbrechen und es rauslassen konnte.
    Sie weint um meinen Vater. Ich höre sie seinen Namen sagen.
    Ich entferne mich von der Tür, wieder einmal mit dem Gefühl, als hätte ich bei etwas Intimem gestört, bei etwas, das zu schmerzhaft ist, um es zu teilen. Ich schleiche mich zurück in mein eigenes Zimmer, in mein eigenes Bett.
    Es dauert sehr lange, bis ich endlich aufhöre zu zittern.

ZWÖLF
    Ein sanftes, aber beharrliches Klopfen reißt mich aus einem tiefen, diesigen Schlaf, lange bevor ich so weit bin.
    »Tate? Aufwachen«, sagt meine Mutter durch die Tür.
    Benommen setze ich mich auf, lasse meinen Blick vom braunen Teppich über die vertäfelten Wände bis zu der typischen Kommode schweifen. Ich brauche ein paar Sekunden, bis ich mich daran erinnere, wo ich bin. Und dass mein Vater fort ist. Und dass ich mich in einem sicheren Hause irgendwo im Wald von diesem verdammten Jersey befinde, mit meiner Mutter, die offenbar eine Vorliebe dafür hat, Leuten Valium ins Glas zu werfen. Hervorragend.
    »Tate!« Ihr Klopfen wird lauter.
    »Ja?«
    Sie macht die Tür auf und steckt den Kopf herein, so zaghaft, als hätte sie Angst, dass ich sie anschreie, wenn sie hereinkommt. »Wir müssen gleich los.«
    Ich schwinge die Beine über den Bettrand. »Was ist passiert?«
    Sie ist schon angezogen. Ihre nassen Haare hinterlassen dunkle Streifen auf den Schultern ihres hellblauen T-Shirts. »Es sind Agenten in Princeton.«
    »Agenten.«
    »Agenten des Kerns. Ich überwache die Kommunikation der örtlichen Strafverfolgung. Sie haben Race erwähnt.«
    Bei der Erwähnung dieses Namens zieht sich mein Magen

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