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Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)

Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)

Titel: Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jury , S.E. Fine
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allerdings frage ich mich, was sie heute Morgen damit gemacht hat, als ich noch geschlafen habe.
    Die Wolken sind heute eine stahlgraue Decke, die keinen Sonnenstrahl durchlässt. Beinahe fühlt es sich an, als wäre immer noch Nacht, während wir über den schmalen Kiesweg fahren, durch den Wald und zurück in die Zivilisation. Ich will im Schutz des Waldes bleiben. Ich will nicht wieder da hinaus und eine Zielscheibe sein. Ich weiß, dass das feige ist, aber das ist eines der Dinge, die mich von meinem Vater unterscheiden. Meine eigene Unzulänglichkeit brennt glühend in meiner Brust.
    In erschreckend kurzer Zeit haben wir die Hauptstraße Richtung Süden erreicht. Meine Mom hat Erbarmen mit mir und fährt einen McDonald’s an, wo sie uns allen Frühstück kauft, bevor wir auf den Highway fahren. Ich schlinge drei Egg McMuffins hinunter und kann nicht umhin, mir das Gesicht meines Vaters vorzustellen, wenn er mich jetzt sehen könnte. Als wir die Autobahnauffahrt erreichen, ist mir schon schlecht. Und ich habe Angst. Meine fettigen Finger krallen sich in den Sitz. Ich beobachte jedes Auto, an dem wir vorbeikommen, und warte, dass die Augen der Insassen mich erblicken. Dann fällt mir wieder ein, dass unsere Scheiben getönt sind.
    »Du hast mir gar nicht erzählt, wie du eigentlich an den Scanner gekommen bist«, sagt meine Mom nach einer Weile. »Es sollte mich wundern, wenn Fred …« Sie presst die Lippen zusammen.
    Ich verschränke die Arme dicht vor der Brust. »Nein, du hast ja recht. Er hat mir kaum was erzählt, bis er …« Ich reibe mir mit den Händen über das Gesicht. »Ich bin in sein Labor rein und habe ihn geklaut. Es ist alles nur meine Schuld.«
    Ich bringe die Worte kaum heraus, weil meine Kehle so eng ist.
    Christina greift vom Rücksitz nach vorne und berührt mich am Arm, ein weiches Streicheln ihrer Fingerspitzen. Aber ich kann sie nicht ansehen. Wenn ich das tun würde, bekäme ich wahrscheinlich die Krise. Im Augenblick scheint es mir die beste Strategie zu sein, meine Schuhe anzustarren.
    »Man muss auch gegen sich selbst Nachsicht üben können«, meint meine Mom mit sanfter Stimme. »Sei nicht zu streng mit dir.«
    Während wir gen Süden fahren, ruht mein Blick auf der gerunzelten Stirn meiner Mutter, den Ringen unter ihren Augen. Sie sieht müde aus. Und so, als würde sie sich gleich auflösen. Als hätte sie es noch nicht geschafft, ihre Trauer von letzter Nacht zurück in diese kleine Schachtel zu stopfen. Es macht mir keine Freude, sie so elend zu sehen, aber trotzdem ist es seltsam tröstlich zu wissen, dass sein Tod sie mitnimmt, dass er ihr doch noch etwas bedeutet hat.
    Schweigend fahren wir durch Jersey, dann nach Pennsylvania. Christina zieht ihren iPod aus der Tasche und steckt sich die Hörer in die Ohren. Sie macht es sich am Fenster gemütlich und beobachtet die vorbeiziehende Landschaft. Ein Teil von mir will verzweifelt wissen, woran sie denkt, aber der größere Teil ist zu feige, um zu fragen – aus Angst, sie könnte mir tatsächlich die Wahrheit sagen.
    In Philly geraten wir in eine große Baustelle hinein. Der Highway verengt sich auf zwei Spuren, und die Anspannung, die im Minivan herrscht, verschärft sich geradezu schmerzhaft. Wir stecken hier im zäh fließenden Verkehr fest, von allen Seiten eingeschlossen. Wieder einmal suche ich die Autos rundherum ab, angefangen bei der Frau, die sich gerade mithilfe des Spiegels hinter ihrer Sonnenblende die Wimpern tuscht, über den Typen, der in sein Bluetooth-Headset reinschreit, bis zu dem Mädchen, das die Musik im Radio mitsingt, und dem Kerl, der mit ziemlicher Sicherheit gerade versucht, sich diskret einen runterzuholen, was nicht so diskret gelingen will. Seine unkoordinierten Augen haften auf dem singenden Mädchen, doch dann scheint die Mascara-Frau im Spiegel seinen offenen Mund und den glasigen Blick entdeckt zu haben, denn sie beobachtet ihn mit einem angeekelten Gesichtsausdruck.
    Jeder von ihnen macht sein eigenes Ding. Sie wissen nicht, ob sie H2 oder Menschen sind. Einfach bloß … Leute, lebendiges Leben. Gestern Morgen war ich auch noch so, hatte absolut keine Ahnung, dass Menschen nicht die dominante Spezies auf diesem Planeten darstellen.
    Meine Mom beobachtet die Leute um uns herum nicht. Ihre Augen sind bei den Bauarbeitern und Polizeiwagen, die sich vor uns am Straßenrand drängeln. Das ist eine Art Kontrollpunkt. Winzige Schweißperlen schimmern auf ihren Wangen. Ich blicke auf den Rucksack

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