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Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)

Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)

Titel: Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jury , S.E. Fine
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gleich, dass ich es bin, der von diesem Telefon aus anruft. Ich kneife die Augen zu und sinke auf das Bett.
    »Ja, ich weiß es«, sagt er ruhig. »Es tut mir so leid, Tate. Es tut mir so leid. Ich weiß, es gab Spannungen zwischen euch beiden, aber dein Vater hat dich geliebt …«
    »Das weiß ich«, flüstere ich. »Das brauchst du mir nicht zu sagen.«
    In seiner Stimme schwingt Trauer mit, als er erklärt: »Er war so stolz auf dich. Er hat es nicht oft ausgesprochen, aber es war jedes Mal, wenn er dich erwähnt hat, offensichtlich.«
    »Es ist meine Schuld, dass er tot ist.«
    »Tate, du konntest nicht wissen, was passieren würde. Du darfst dir nicht die Schuld daran geben.«
    Mache ich aber. Und ich denke, das werde ich immer tun. Doch das ist nur ein Grund mehr, den Scanner zu beschützen. »Weißt du, wieso sie hinter uns her waren?«, frage ich George.
    Er schnaubt in das Telefon. »Ich wusste von dem Scanner, wenn das deine Frage sein sollte. Ich habe bei den Verhandlungen zwischen deinem Dad und Brayton geholfen. Er ist übrigens in Gewahrsam, aber wir arbeiten daran, ihn freizubekommen.«
    »Was? Er hat auf mich geschossen!«
    »Aber er ist einer von uns. Außerdem wird er nicht die Erlaubnis bekommen, das noch mal zu tun. Es war eine Verzweiflungstat, eine gewaltige Verletzung unserer Regeln.«
    »So ist das eben bei versuchtem Mord«, blaffe ich George an.
    »Wir kümmern uns um ihn, vertrau mir. Die Fünfzig berufen eine Notsitzung ein. Die meisten von ihnen wissen jedoch nichts von der Erfindung deines Vaters, Tate. Wir überlegen noch, was wir ihnen sagen sollen.«
    »Wo findet die Sitzung statt?«
    »Jeder von den Fünfzig hat einen Vertreter. Wir treffen uns in Chicago.«
    »Ich bin bei meiner Mom. Sollen wir versuchen zu kommen?«
    »Nein, es gibt schon Berichte von verstärkter Kern-Überwachung bei Mitgliedern der Fünfzig. Sie werden davon ausgehen, dass du herkommst, also solltest du dich besser fernhalten. Deine Mom hat einen guten Plan, Tate. Ich war so erleichtert, als sie mir erzählt hat, dass …«
    »Sie hat dich angerufen?«
    »Ja. Sie … warte mal, bleib dran …« Aus dem Hintergrund hört man ein dumpfes Knallen, dann flucht George. »Ich muss los, aber wir sehen uns sehr bald, okay?«
    Ich senke den Kopf. »Klar.«
    Ich lege auf und schaffe es noch, in die Küche zu flitzen, bevor meine Mom mit ihrer Tasche über der Schulter aus dem Büro kommt. Zu wissen, dass sie mit George gesprochen hat, zieht ein wenig von der Spannung aus meinen Muskeln.
    »Ich habe dir und Christina ein paar Drogerieartikel und Klamotten eingepackt«, erklärt sie mir. »Lass uns mal das Auto beladen.«
    Mein Magen knurrt. Niemals hätte ich gedacht, dass ich mich mal nach einem Gericht Nummer fünf sehnen würde, doch das tue ich jetzt.
    Sie sieht, dass ich eine Hand auf meinen Bauch lege, und lächelt mich an. Mir kommt es vor, als würde sie mich auf eine besondere Art ansehen, zärtlich, mütterlich . Fremd.
    »Ich besorge euch unterwegs etwas zu essen«, verspricht sie.
    »Klingt gut.«
    Ich hoffe, »unterwegs« bedeutet »sehr bald«.
    Christina hält Wort und macht sich sehr schnell fertig. Sie hat sich so einen Allzweck-Pferdeschwanz gemacht, wie Mädchen das immer machen, und trägt eine schwarze Yogahose und einen lockeren, herbstlich orangefarbenen Pullover mit weitem Halsausschnitt. So seltsam es klingt, ich fühle mich stark zu ihrem Schlüsselbein hingezogen.
    »Wo fahren wir hin?«, frage ich meine Mom.
    »Virginia. Charlottesville. Zu einem Kollegen. Da werden sie uns nicht vermuten.«
    »Wieso nicht?«
    Ungeduldig wirft sie einen Blick auf die Uhr. »Können wir unterwegs reden? Je länger wir hierbleiben, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie es schaffen, uns zu umzingeln.«
    Wieder einmal behandelt sie mich wie ein Kind. Ich beiße mir auf die Lippen, während wir ihr zu dem Minivan folgen. Irgendwie wünschte ich, wir hätten etwas Flotteres, doch dann fällt mir wieder ein, dass er ja kugelsicher ist. Auf den getönten Fensterscheiben und im schwarzen Lack sind ein paar kleine Narben, aber das sind die einzigen Hinweise darauf, dass das Teil gestern eine Schießerei überlebt hat. Nachdem wir eingestiegen sind, gibt meine Mom mir den Scanner. Mit einem Kopfnicken gibt sie mir zu verstehen, dass ich ihn in Christinas Rucksack packen soll, dann klettert sie ohne ein Wort auf den Fahrersitz. Dass sie Dads Erfindung in meiner Nähe lässt, fühlt sich wie ein Friedensangebot an –

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