Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)
Geheimnisse zu enthüllen, böswillig sabotiert, verfolgt und verhaftet. Inzwischen haben wir allerdings dank Black Box Waffen, Kontakte und Einfluss. Es ist seit fünfzig Jahren beinahe eine Pattsituation, in der keine Seite angreift, solange die andere nicht aus der Reihe tanzt.«
»Wie ich gestern«, sage ich mit hohler Stimme.
»Keine Sorge. Ich kümmere mich darum. Uns passiert nichts. Aber … wenn wir bei den Bishops sind, dann mach’s wie ich und erzähl ihnen, Christina wäre menschlich.«
»Warum?«
Sie schüttelt den Kopf. »So ist es einfach leichter.«
Ich sehe ihr an, dass sie mir irgendetwas verschweigt. Plötzlich reicht es mir.
»Schluss jetzt mit dem Scheiß, behandle mich endlich wie einen Erwachsenen. Auf der Stelle, verdammt noch mal.«
Ihre Augen weiten sich. »Wie bitte?«
Ich beuge mich vor. »Ich bin keine zwölf mehr. Und in den letzten vierundzwanzig Stunden habe ich zehn Jahre durchlebt.«
Ihre Schultern sacken nach unten. »Ich weiß, Tate, mir geht’s genauso. Ich tue doch, was ich kann …«
»Ich raff’s schon! Du bist meine Mom und willst mich beschützen. Genau wie Dad.« Meine Kehle fühlt sich an, als würde eine unsichtbare Hand sie zudrücken. »Aber ich bin nicht hilflos. Und du musst etwas kapieren, das er nie kapiert hat: Dieses Mädchen hier – sie ist wichtig. Ich muss hören, wie du das anerkennst und mir versprichst, dass du mir helfen wirst, sie zu retten.« Meine Stimme kippt und ich beiße mir auf die Lippen.
»Ich tue alles, was ich kann, Tate, ich …«
»Aber du musst mich auch alles tun lassen, was ich kann, Mom. Das ist die einzige Möglichkeit, das hier durchzustehen. Und wenn Christina irgendetwas passiert …« Ich räuspere mich. »Ich will sicher sein, dass du das verstehst.«
»Okay«, sagt sie sanft. »Ich weiß, dass du nicht hilflos bist. Du warst eben umwerfend. Ich bin so stolz auf dich. Es ist … es ist sehr schwierig, sein eigenes Kind freiwillig einer solchen Gefahr auszusetzen. Also hab bitte Geduld mit mir«, endet sie in einem angestrengten Flüstern.
Meine Nasenlöcher weiten sich, als ich tief einatme. »Ich versuch’s. Und ich weiß es zu schätzen, was du mir bis jetzt erzählt hast. Aber ich muss alles wissen. Alles. Hör auf, mich zu schützen. Ich bin ein Teil hiervon und ich kann helfen.«
Sie ist fast eine Minute lang still, bevor sie sagt: »Die Fünfzig haben unterschiedliche Meinungen, wie man an die H2 herangehen sollte. Manche ziehen friedliche Verhandlungen vor, andere verfolgen eine aggressivere Strategie. Diese Differenzen sorgen gelegentlich für Kleinkrieg. Aber wir helfen einander immer, wenn es nötig ist.«
»Und jetzt kriegen wir Hilfe von den Bishops. Erzähl mir von ihnen.«
Moms Fingerknöchel am Lenkrad sind weiß. »Die Bishops haben in der Gegend einen Landbesitz. Rufus, ihr Familienoberhaupt, kannte deinen Dad. Die Bishops stammen ursprünglich aus derselben Region in Großbritannien wie die Archers und zwischen den Familien bestehen seit jeher enge Bande. Aber im Allgemeinen bleiben sie für sich und sind Außenstehenden gegenüber sehr misstrauisch.«
»Du hast ihnen erzählt, dass wir zu dritt sind. Ein Archer, eine Shirazi – und eine Alexander.«
»Sie müssen denken, Christina wäre menschlich, Tate. Es wäre nicht gut, wenn sie wüssten, dass sie eine H2 ist.«
»Inwiefern nicht gut?«
»Tödlich nicht gut. Die Bishops haben Familienmitglieder durch den Kern verloren und sie sind kein versöhnlicher Haufen. Wir werden ihnen erzählen, dass sie Braytons Nichte ist.«
Mein Herz schlägt mir gegen die Rippen, als ich auf Christinas blasses Gesicht hinunterblicke. »Was hält sie davon ab, die Fakten zu überprüfen?«
Meine Mutter zieht eine Augenbraue hoch. »Als ich meinte, ein paar Familien führen Kleinkrieg, habe ich davon geredet. Rufus und Brayton hassen sich. Rufus erhält vielleicht die Kommunikation mit den anderen Familien aufrecht, aber die Bishops und die Alexanders sind im Grunde Feinde. Das ist eine lange Geschichte für ein anderes Mal, aber das Ergebnis ist, dass die Bishops nicht wissen und auch nicht unbedingt hinterfragen werden, ob sie nun zur Familie Alexander gehört oder nicht. Die beiden Familien haben seit Jahren keinen Kontakt mehr zueinander. Christina ist blond wie die Alexanders. Das hilft schon mal.«
Christina und Brayton sehen sich kein bisschen ähnlich, aber ich schätze mal, wir können es uns jetzt nicht leisten, wählerisch zu sein. »Sonst noch
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