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Tatjana

Tatjana

Titel: Tatjana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Cruz Smith
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seine neue Wohnung zeigen. Ein Penthouse.«
    »Penthouse?« Das war ein Wort, das Arkadi nie aus dem Mund einer Russin erwartet hätte. »Sie ziehen nach Moskau?«
    »Warum nicht? Grischa hat eine Reihe von Immobilien und Investitionen hier und in Kaliningrad hinterlassen.«
    »Er hat die Voraussetzungen für einen Krieg hinterlassen. Alles war ruhig, bis Ihr Vater ermordet wurde. Ruhig wie im Dschungel, aber ruhig. Warum machen Sie nicht alles zu Geld und leben friedlich auf irgendeiner tropischen Insel?«
    »Vielleicht habe ich mehr Vertrauen und bin nicht so negativ eingestellt wie Sie.« Alexis Blick streifte Tatjanas Kassetten, die immer noch auf dem Tisch lagen. »Wie können Sie es nur aushalten, sich diesen Mist anzuhören?«
    Er griff nach den Kassetten, und Arkadi packte ihn am Handgelenk.
    »Finger weg.«
    »Okay, okay.« Alexi richtete sich auf und strich sich über das Haar. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass Ihnen die so viel bedeuten. Mein Fehler.«
    Arkadi wusste, das war der Moment, der den Tag zusammenfasste. Alexis Ambitionen im Vergleich zu Arkadis Isolation. Er wagte nicht, Anja anzuschauen.
    Ein Uhr morgens war sowohl eine Uhrzeit als auch eine Gegend, in der Viktor Orlow und Arkadi schon lange heimisch waren. Viktor ließ sich auf einen Stuhl fallen und betrachtete den Rekorder und die Kassetten auf dem Küchentisch.
    »Hast du dir die angehört?«
    »Tatjana.«
    »Ha. Sie ist diejenige, die dir den Kopf verdreht.«
    »Viktor, sie ist tot.«
    »Spielt keine Rolle. Sie bringt dich dazu, kopfüber in einen Eimer Scheiße zu springen. Nur weil du die Genehmigung hast, nach Kaliningrad zu fliegen, bedeutet es nicht, dass du es tun musst. Das ist nicht gerade eine heiße Spur. Tatjana ist seit zehn Tagen tot, und ich hoffe nur, dass man sie auf Eis hält.«
    »Da gibt es eine Verbindung …«
    »Gibt es nicht. Tatjana Petrowna ist vom Balkon ihrer Wohnung in Moskau gesprungen, wurde in Moskau obduziert, und wenn die Arschlöcher im Leichenschauhaus sie verloren haben, dann haben sie das in Moskau getan.«
    »Ich war zweimal in ihrer Wohnung«, sagte Arkadi. »Beim ersten Mal war sie von jemandem verwüstet worden, der etwas gesucht hat, vielleicht das Notizbuch. Beim zweiten Mal war sie vollkommen leer, um kein Risiko einzugehen.«
    Viktor schnaubte. »Ich habe mich umgehört. Beim ersten Mal haben die Skinheads sie kurz und klein geschlagen, nur so aus Spaß. Beim zweiten Mal war die Wohnung leer, weil der Bauunternehmer ein Einkaufszentrum bauen will. Das sind die Tatsachen. Ich muss dich fragen, Arkadi, geht es dir gut?«
    »Ich habe mit dem Staatsanwalt gesprochen. Er hat zugestimmt, dass ich in Kaliningrad suchen kann.«
    »Natürlich hat er zugestimmt. Kaliningrad ist wie Sibirien. Ihm wäre es recht, wenn du bis an dein Lebensende Leichen in Kaliningrad suchen würdest.«
    »Nur ein Tagestrip.«
    »Nach Kaliningrad? Das gibt es nicht, du wirst schon sehen. Eine Leiche von Stadt zu Stadt jagen, einen Fahrradhersteller in Mailand anrufen? Das ist selbst für mich zu verrückt.«
    Zu verrückt für Viktor? Das war besorgniserregend, fand Arkadi.
    Laut sagte er: »Der Fahrradhersteller hat uns zu Bonnafos geführt, der, wie ich glaube, eine von Tatjanas Quellen war. Ihn können wir leider nicht mehr fragen, weil man ihn an demselben Strand erschossen hat, an dem das Notizbuch gefunden wurde. Für Tatjana war das wichtig genug, extra nach Kaliningrad zu fliegen. Ich weiß nicht, wohinter sie her war, aber das Notizbuch ist der Schlüssel.«
    »Nur kann man es nicht lesen.«
    »Das stimmt. Wir müssen einen Experten damit beauftragen.«
    »Hast du es nicht bei Professor Kunin versucht?«
    »Wir werden es erneut versuchen.«
    »Ich versteh’s einfach nicht«, sagte Viktor. »Warum hängst du dich so an einem Notizbuch auf, das niemand lesen kann? Ich bin auf deiner Seite, aber ich möchte, dass du verstehst, was ich empfinde.«
    »Jetzt weiß ich es.«
    »Zwei Männer, die zwei Städte abdecken. Das könnte interessant werden.«
    »Willst du das Notizbuch sehen? Dir anschauen, wofür das ganze Theater ist? Es liegt im Schreibtisch.«
    Viktor vergrub die Hände in den Manteltaschen. »Ich passe. Ist schon spät, und ich spüre bereits die Klinge der Guillotine.« Er umarmte Arkadi kurz. »Wir sind so im Arsch.«
    Arkadi war es peinlich, sich das einzugestehen, aber er konnte kaum erwarten, dass Viktor ging, damit er zu den Kassetten zurückkehren und der Stimme hinter den Wörtern lauschen konnte. Er

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