Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht
schicken.“
Julia nickt betroffen. Sie wühlt in ihrem Rucksack und stellt das Handy an, während sie zu Ulla zurückgehen.
„Was ist los?“ fragt Ulla, als sie Helga und Julia sieht.
„Gleich“, antwortet Julia. „Hallo, Commissario di Flavio? Hier Julia, mein Gott bin ich froh, dass ich Sie erwische. Sie haben gesagt, ich soll anrufen, wenn ...“ Julia schildert die Situation. „Wo sind Sie, Commissario? In Porto Petro? Das ist ja ...“ Julia klappt das Handy zu.
„Also?“ Ulla schaut Julia fragend an.
„Di Flavio kommt gleich, er ist hier im Ort, frag mich nicht wieso, er verständigt außerdem die Polizei“, sagt Julia.
„Worum geht es eigentlich? Bitte, ein paar kleine, klitzekleine Infos für mich darüber hinaus.“ Jetzt muss Julia trotz allem Ernst lachen, und Helga erzählt nochmals ihre Story.
„Der arme Gunter“, entschlüpft Ulla.
Julia und Helga gehen vor das Lokal, um Ausschau nach di Flavio zu halten.
„Ich komme auch gleich, ich bezahle nur schnell noch meinen Kaffee“, ruft Ulla ihnen nach.
Als das Handy klingelt, muss sich di Flavio für einen Moment erst einmal orientieren. Etwas eingedöst, kommen seine Reflexe nur langsam in Form. Er schaut auf den Hafen, alles ist ruhig.
„Ja, bitte, di Flavio“, meldet er sich, springt dann, Reflexe hin oder her, abrupt auf und rennt los. Von null auf hundert, nicht sonderlich bekömmlich für den Kreislauf. Er schnauft, als er die vor einem der Lokale stehenden drei Frauen erreicht.
„Wo?“ fragt er nur, noch immer atemlos, und Helga zeigt auf eines der Restaurants weiter vorn. „Bene, ihr bleibt schön hier. Bitte keine Alleingänge.“ Er läuft weiter. Als er den Namen des Lokals entziffern kann, verständigt er Garcia.
Der reagiert sofort. „Ja, gut, ich schick dir einen Trupp Männer zur Unterstützung, kann aber zehn bis zwanzig Minuten dauern, bis dahin musst du ihn unter Kontrolle behalten.“
„Ich werde mich bemühen“, nach diesen Worten versenkt di Flavio das Handy in der Hosentasche. Dann torkelt er wie ein Betrunkener in das Lokal. Er zwinkert Gunter zu.
„Einen kleinen Roten oder nein, besser einen großen Roten“, ruft er dem Wirt zu. „Mann, klasse Hafen hier, überall Tankstellen“, lallt er dann, als hätte er sich heute schon ganze Fässer Rotwein hinter die Binde gekippt.
„He, Wirt, bringen Sie für die Gentlemen auch einen“, krakeelt er durch den Raum.
Der Wirt schaut genervt. Di Flavio schaukelt auf den Tisch zu, an dem Heinz Kunert zusammengesunken hockt und vor sich hinstarrt. Gunter sitzt einen Tisch weiter. Aus den Augenwinkeln sieht er, dass sich keine weiteren Gäste im Gastraum aufhalten. Zum Glück. Als er sitzt, versucht di Flavio, die Situation noch besser einzuschätzen. Er betrachtet den schwarzen Gegenstand in der Hand des Mannes, es ist ein Zeitzünder, stellt er fest. Und er sieht auch, dass der Mann sich nicht mehr vollends in der Gewalt hat. Das hagere Gesicht von Kunert wirkt grau und eingefallen, die Augen, von dunklen Ringen umgeben, sind halb geschlossen, Speichel tropft ihm aus dem Mund. Aber er sitzt kerzengerade, die Hände auf dem Tisch und in der einen das schwarze Kästchen.
„Na, was is denn jetzt mit dem Roten, wir verdursten“, brüllt er dem Wirt zu.
„Hallo Kumpel, auch schon bessere Tage gesehen, was?“ Mit diesen Worten rückt er mit seinem Stuhl näher an Kunert ran, nach und nach ein Stück weiter, bis er fast neben ihm sitzt. Unbeholfen, wie es seiner Rolle entspricht, versucht er ihn zu umarmen. Seine linke Hand gleitet um die Schulter des Mannes und drückt seinen Oberkörper leicht hinunter auf den Tisch. Mit der rechten Hand versucht der Commissario, sich Kunerts Hand zu nähern, die den schwarzen Gegenstand umklammert. „Na, auch schon etwas viel getankt, Kumpel, was? Sag ja, gute Tankstellen hier am Hafen, ha, ha.“
Aber obgleich Kunert schon ziemlich hinüber ist, lässt er sich nicht foppen. Im Gegenteil, er richtet sich wieder auf, schaut blicklos um sich und murmelt: „Der Kaffee, aber sie werden schon sehen ...“ Er schüttelt di Flavios Arm von seiner Schulter und krallt den schwarzen Gegenstand fester.
„Kaffee, das hilft doch nicht, davon werden wir doch nicht high, Bruder“, lallt di Flavio weiter und winkt den Wirt heran, der jetzt drei Gläser Rotwein auf ihren Tisch stellt.
„Na endlich, Kollege“, sagt der Commissario und steckt dem Wirt einen Zehn-Euro-Schein zu: „Für dich, Kollege, kauf dir was
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