Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht
Schönes.“ Er rückt seinen Stuhl wieder in die alte Position zurück. „Prost, jetzt komm schon Kumpel, allein trinken macht keinen Spaß“, und hebt sein Glas. „Und du auch.“ Er winkt Gunter an den Tisch. „Kommt, tut mir den Gefallen.“
Mit der rechten Hand schiebt er das Glas über den Tisch auf Kunert zu.
„Was umklammerst denn da so? Den Schatz deiner Alten? Pah, brauchst keine Angst zu haben, will dich nicht berauben, hab selbst ne Alte, ha, ha.“
Wieder versucht di Flavio sich unmerklich der Hand, die den schwarzen Gegenstand umklammert, zu nähern.
„Mensch Heinz, erinnert du dich, ich bin Gunter, der Wanderführer, komm, stoßen wir auf unser Treffen an“, fällt Gunter ein.
Heinz Kunert reagiert nicht. Di Flavio zweifelt, ob er mitbekommt, was abläuft. Er scheint zu kämpfen.
Aber bevor wir den Zeitzünder nicht haben, können wir dir nicht helfen, Freundchen, denkt di Flavio. Er überlegt fieberhaft. „Schade, dass de nicht willst, na dann, so ein gutes Tröpfchen soll man nicht verschwenden, nicht wahr, mein Herr? Siehste, der ist ein richtiger Kumpel, trinkt sein Glas, aber du?“ Er rempelt Kunert von der Seite her an, in der Hoffnung, dass sich der Griff der Finger, deren Knöchel schon weiß hervortreten, lockert und den Gegenstand loslassen, so dass er zugreifen kann. Aber keine Chance. Ohne Vorwarnung sinkt Kunerts Kopf vornüber und knallt auf die Tischplatte. Wieder will der Commissario zugreifen, das schwarze Kästchen in seine Gewalt bringen. Aber Scheiße, jetzt hat der Typ die Hand auch noch unter seinem Kopf an der Brust, und er kommt gar nicht mehr ran. Di Flavio betet, dass Garcias Männer schnell hier sein mögen. Hoffentlich kommen sie nicht aus Palma und stecken irgendwo fest. Er wird doch einige in der Nähe aufgetrieben haben, gibt es denn hier keinen Dorfpolizisten? Nach einem Blick aus dem Fenster greift er Kunert unter die Arme, und zusammen mit Gunter zerrt er ihn wieder hoch.
„Hier wird nicht eingeschlafen, es ist noch heller Tag, Bruder, und Zeit zum Trinken“, lallt er ihm zu, und versucht erneut, Kunerts Hand zu packen und ihr den Gegenstand zu entwinden.
„Nein, nein“, wiederholt Kunert und hält ihn weiterhin fest umkrallt, als würde in dem Kästchen sein Leben verwahrt. Nichts zu machen, denkt di Flavio, wir müssen warten. Er sieht sich im Lokal um. Der Wirt telefoniert. Gut, dann hat er die Nachricht auf dem Schein gelesen. Er lehnt sich zurück. Kunert murmelt noch immer vor sich hin: „Die Hexenbrut, die Hexenbrut ...“
„Du und deine Hexenbrut, ich geh dann mal, machs gut Kumpel“, sagt er und: „Willst nicht mitkommen, bist’n klasse Kerl“, zu Gunter und umarmt ihn. Di Flavio torkelt mit Gunter raus. Kunert bleibt allein zurück.
Vor dem Lokal atmet er aus.
„Uff, kein Rankommen, dieser Typ schläft fast ein und ist am Ende, aber den Zünder hält er fester als eine Betonklammer den Beton. Warten wir auf die Polizeiverstärkung. Wenn ich nur wüsste, wozu der Zünder dient. Oh dio, sì, das Boot, dass mir das nicht gleich eingefallen ist, natürlich.“ Di Flavio fasst sich an die Stirn. „Übrigens danke, Gunter. Sie sind wirklich ein guter Kumpel. Aber jetzt bringen sie Ihre Truppe in Sicherheit, am besten Sie warten alle in dem Lokal dahinten, zusammen mit Julia und Ulla. Wo ist eigentlich ihr Max?“
„Ja, wo ist eigentlich Max? Ich hab ihn ganz vergessen, ich nehme an, er lässt sich von den Frauen verwöhnen.“
Di Flavio hat währenddessen schon nach seinem Handy gegriffen und ruft den Hafenmeister an. „Alle Personen aus dem Bereich der Boote evakuieren. Machen Sie eine Durchsage, auf dem fraglichen Boot befindet sich eine Bombe, die jeden Moment losgehen kann. Versuchen wir, es zu isolieren. Rufen Sie eines der Polizeiboote zu Hilfe. Wir müssen das Schlimmste verhindern, wenn der Sprengsatz hochgeht.“
„Irgendwie hat der Kerl mir die Lust auf eine Segelpartie verleidet, Rebekka. Mich wundert, dass dich das so unbeeindruckt lässt“, quengelt Gwen.
„Pass auf, wenn er wieder hinter uns ist, versuchen wir etwas anderes, ja?“
„Versprochen?“
Rebekka lenkt den Wagen aus dem Ort Manacor hinaus. Gwen beobachtet die ganze Zeit im Rückspiegel die Straße. Aber entweder ist niemand hinter ihnen oder andere Autos. Der blaue Ford Ka ist nicht zu sehen.
„Nun, gut. Er hat anscheinend aufgegeben, aber was sollte deine Bemerkung von vorhin mit dem Kaffee?“ fragt sie, als ihr Rebekkas Reaktion wieder
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