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Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht

Titel: Tatort Mallorca - Die Tote in der Moenchsbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ludwig
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zugeben, die Schöne, die da in diesem Moment auf ihren Highheels graziös ein langes Bein vor das andere setzt, so dass sich unter dem engen schwarzen Kleid die Oberschenkelmuskeln abzeichnen, nimmt einem den Atem. Ihr blonder Pagenkopf wippt beim Laufen. Ein Rennpferd? Di Flavio fällt Ennos Bemerkung von vorhin ein. Eher ein Panther, geschmeidig und lasziv und sich ihrer Wirkung sehr bewusst. Ein kurzer Blick schweift über die Männerrunde, die Lippen verziehen sich eine Sekunde zu einem spöttischen Lächeln, werden aber sofort wieder ernst. „Einen Caiphi“, wirft sie dem Ober mit einem jetzt strahlenden Lächeln zu und schält ihre Finger aus den kurzen roten Lederhandschuhen, um anschließend eine Schachtel Zigaretten aus dem Handtäschchen zu fingern. Als sie sich eine Zigarette in den Mund steckt, steht Francesco neben ihr, um ihr Feuer anzubieten. Di Flavio amüsiert sich. Sein junger Freund verwickelt die Frau in ein kurzes Gespräch, um dann wieder an den Tisch zurückzukommen.
    „Du scheinst dich mit uns ja sehr zu langweilen. Dann können wir ja abzwitschern, oder?“ meint Enno mit einem Augenzwinkern.
    Di Flavio nickt erleichtert. Er spürt wieder, wie müde er ist. Das stundenlange Hocken auf der niedrigen Bank hat seinen Rücken zusätzlich strapaziert. „Ja, Francesco, ich muss ebenfalls los, morgen früh warten wieder zehn ausgeruhte junge Leute darauf, dass ich ihnen etwas beibringe. Wobei, morgen hilft Enno mir ja. Wir müssen noch besprechen, wie wir das machen, Enno. Also ... Danke für die Einladung, Francesco. Ich nehme Enno mit nach Palma und bringe ihn in seine Unterkunft. Oder, Enno? Wir reden gleich.“
    Francesco begleitet sie hinaus. Als sie an der Unbekannten vorbeigehen, weht ihr Duft zu ihnen hinüber. Orangen. Irgendein Alarmzeichen leuchtet in di Flavios Hirn auf. Aber er ist müde, und ihm fällt nicht ein, was ihn stört. Vor dem Ausgang umarmt er Francesco und meint väterlich: „Sei vorsichtig.“
    „Ist okay, mio padre“, schmunzelt Francesco, und Enno grinst kumpelhaft. „Bei mir warnt er ebenfalls immer. Er entwickelt sich fast zu einer Mamma.“
    Di Flavio gibt sich geschlagen.

Kapitel 21 – Am Morgen
Der nächste Tag – der zweite Tag des Schamanenkongresses
    Als Gwen in der Frühe aufwacht, steigt ihr der Duft von Äpfeln in die Nase. Sie ist noch etwas benommen von dem starken Beruhigungstee, den sie am Abend brauchte, um einschlafen zu können. Die Kränkungen beim Abendessen haben weitergegärt und ihr keine Ruhe gelassen.
    Es beginnt gerade zu dämmern. Durch die halb geöffnete Balkontür ist das Morgenkonzert der Vögel zu hören. Gwen reibt sich verwundert die Augen. Äpfel, jetzt im Frühjahr? Sie hat jedenfalls keine Äpfel gekauft, denn die Produkte aus Übersee billigt sie nicht. Sie blinzelt gegen das Licht. Verschwommen sieht sie auf dem Nachtisch eine Schale mit drei wunderschön polierten Äpfeln stehen. Aus dem einem ist ein kleines Stück fast in Herzform herausgeschnitten worden. Verwundert, aber noch zu müde, um weiter darüber nachzudenken, schließt Gwen wieder die Augen, lässt sich von dem süßlich herben Fruchtaroma davontragen, zu Äpfeln, Kindheit und Glück.
    Die Apfelplantagen ihrer Familie ziehen sich vom Bodensee den sanften Hügel hinauf. Die jungen Bäumchen stehen brav Reihe für Reihe hintereinander. Dazwischen ist Platz für Fahrzeuge, die im Frühjahr und im Sommer Gift gegen Schädlinge versprühen. Die Zweige der kleinen Bäume sind sorgfältig an ein Spalier gebunden. Sie scheinen sich an den Händen zu fassen und sich gegenseitig Mut zuzusprechen. Die Blätter in ihrem ledrigen Grün biegen sich zierlich an den Spitzen hoch. Die Früchte, dicke, fleischige Äpfel, noch grün, nur ab und an schon mit einem roten Bäckchen versehen, hängen an den dünnen Ärmchen der Bäume wie schwere Gewichte. Als der Mann sie das erste Mal mitnimmt, erscheinen ihr die Bäumchen riesig. Sie reckt den Arm in die Luft, zeigt auf den runden Ball und sagt langsam: „Apfel.“ Ihr erstes Wort, noch vor Mama und Papa, wie man ihr später erzählt.
    „Ja, ein Apfel, Gwendoline, mein Schatz“, antwortet der Mann und lacht ihr zu. Sie tappt zu ihm hin, schaut zu ihm auf und streckt ihm die Ärmchen entgegen. Er hebt sie hoch, so dass sie einen dieser runden Wunderwerke anfassen kann: „Apfel.“ Das Wort gefällt ihr. Ihre kleinen Finger betasten vorsichtig das Wunderwerk der Natur. Nach einer Weile beginnen sie fester daran zu rütteln,

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