Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tatort Mosel

Tatort Mosel

Titel: Tatort Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
Vom Netzwerk:
ertrinken«, brummte Grabbe. »Der Mann wird in die Gerichtsmedizin gebracht, dann sehen wir weiter.«
    »Sind Sie sicher, dass es sich um einen Mann handelt?«, fragte Stadler.
    Grabbe überlegte. Er hatte es vermeiden können, nochmals zur Leiche zu sehen. Allein der Gedanke, sie näher zu untersuchen, sie anzufassen, die Kleidung zu öffnen und sich dem auszusetzen, was womöglich zum Vorschein kam, war für ihn im Moment unerträglich.
    Stadler gab über Funk Anweisungen für den Abtransport der Leiche.
    *
    Es dauerte mehr als zwei Stunden, bis das letzte Einsatzfahrzeug vom Radweg unterhalb der Kaiser-Wilhelm-Brücke abfuhr. Die Feuerwehr hatte ein Boot mit Außenborder gebracht. Grabbe hatte sich zusammen mit dem Zinksarg die wenigen Meter bis zum Ufer übersetzen lassen. So war ihm die Rückfahrt zur Anlegestelle vor dem Wasser- und Schifffahrtsamt erspart geblieben.
    Jetzt kamen ihm Zweifel. Er war immer wieder dafür kritisiert worden, dass er allzu schnell aus einem natürlichen Tod oder Selbstmord ein Mordopfer machte, hatte er sich hier vielleicht auch geirrt? Mist! Er hatte nicht einmal die Kleidung der Leiche durchsucht. Womöglich befanden sich Papiere darin. Er konnte nur hoffen, dass nichts dergleichen in den Taschen war. Sollte er in die Pathologie fahren und nachsehen? Während er den Hochwasserschutzdamm von Zurlauben erklomm, dachte er an den Karbolgeruch.
    In der Kneipe war es laut und verraucht. Gleich hinter der Tür musste sich Grabbe durch dicht beieinander stehende Leute drängen. Gabis schrilles Lachen verriet ihm, wo er nach seinen Kollegen suchen musste. Zuerst ging er zur Toilette und wusch sich gründlich Gesicht und Hände. Der Lehm an seiner Hose war getrocknet. So weit es möglich war, klopfte und rieb er ihn ab.
    »Hallo, mein Freund und Lebensretter.« Harry rutschte von seinem Hocker, humpelte ein paar Schritte und umarmte Grabbe, der stocksteif stehen blieb.
    »Du siehst blass aus.« Er ergriff die beiden Krücken, die ihm Walde von hinten reichte. »Ich erinnere mich noch an deine erste Wasserleiche an der Feyener Staustufe. Mensch, der arme Baum, der ist bestimmt längst eingegangen, so wie du den verkotzt hast.«
    »In welchen Graben bist du denn gefallen?«, begrüßte ihn Gabi lautstark.
    Grabbe bemerkte, dass Gabi auf seine dreckverklumpten Schuhe starrte.
    »Was ist passiert?«, fragte Walde.
    »Ich musste noch mal raus, Leichenfund auf der Moselinsel, praktisch direkt hier vor der Tür. Während ihr hier feiert, hab ich im Dreck gesteckt.«
    Ein Tablett mit frischen Gläsern wurde auf dem Tisch abgestellt.
    »Hier, nimm meins, ich bestell mir’n Neues«, bot Gabi an.
    »Nee«, winkte Grabbe ab und legte sich eine Hand auf den Bauch. »So was Kaltes ist heute nichts für meinen Magen, gibt es hier auch Tee?«
    »Ich bestelle dir einen Fernet, der hilft. Erzähl mal. Wie sah die Leiche aus?«
    Grabbe bemühte sich, die Gedanken an den Anblick zu verscheuchen und berichtete knapp von der Bergung der Leiche und seiner Vermutung, dass es sich um den Mann handelte, der von der Römerbrücke gestürzt war.
    »Und da bist du dir sicher?«, fragte Gabi.
    »Es kommt für mich sonst keiner in Frage.« Grabbe trank und verzog das Gesicht. »Stadler sagt, es wäre keine Wasserleiche.«
    Gabi nickte: »Dann ist es auch keine. Aber wie kam die Leiche auf die Moselinsel?«
    »Was zerbrichst du dir den Kopf, du hast doch nichts damit zu tun«, sagte Grabbe genervt. »Nein, ich will keinen Fernet mehr.«
    Gabi hatte ein neues Glas vor Grabbe gestellt.
    »Trink was, damit du wieder Farbe kriegst.«
    Grabbe machte instinktiv ein Hohlkreuz. Gabis aufmunternder Schlag auf den Rücken, der einerseits Tote erwecken, andererseits Gesunde zu Krüppeln machen konnte, blieb aus. Es musste schlimm um ihn stehen, wenn sie sich den verkniff.
    »Hast du schon Gabis neuen Flitzer gesehen?« Walde schaute seinen Kollegen und Autonarren Harry an.
    »Einen Flitzer?«, Harry wurde gleich hellhörig.
    »Einen silbergrauen Z 3 mit schwarzen Ledersitzen«, bestätigte Walde.
    »Arktissilber, so eiskalt wie die Besitzerin, und die Ledersitze sind oregonschwarz.« Gabi schob Walde zur Seite. »Der Mann kennt sich ja höchstens mit Fahrrädern aus.«
    »Echt, du hast dir wirklich so einen teuren Wagen geleistet?«, staunte Grabbe und fügte hinzu. »Aber bestimmt gebraucht.«
    »Neu, wenn schon, denn schon, elektrische Fensterheber, elektrisches Stoffverdeck, elektrische Sitze, alles vollautomatisch. Du kannst

Weitere Kostenlose Bücher