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Tatort Mosel

Tatort Mosel

Titel: Tatort Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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den Mund weiter offen lassen, Grabbe, ich bin noch nicht fertig«, sie grinste stolz, »Klimaanlage, Alarmanlage, Leichtmetallräder, zweimal Airbag für Fahrerin und Beifahrer, Sportfahrwerk, Wind-schott, Nebellampen, Sperrdifferential, was immer das auch ist, dazu beheizbares Türschloss und beheizbare Außenspiegel.«
    »Du könntest glatt als Autoverkäuferin durchgehen«, bemerkte Harry anerkennend.
    »Ich habe viele Talente.« Gabi widmete Harry einen ihrer berühmten Augenaufschläge.
    »Eins könntest du mir noch verraten, was bei deiner Aufzählung gefehlt hat. Na?« Harry schaute sie erwartungsvoll an.
    Gabi legte eine Hand ans Kinn: »Ach, du meinst den Zigarettenanzünder, ist selbstverständlich auch …«
    »… elektrisch«, ergänzte Grabbe.
    »Richtig!« Sie gab ihm einen so festen Schlag auf den Rücken, dass der Rest der braunen Flüssigkeit aus dem Glas auf sein Hemd schwappte.
    »Ich meine noch was, das für viele Kunden …«, Harry legte eine Pause ein, »… und natürlich auch für Kundinnen beim Autokauf ein sehr wichtiger Aspekt ist.«
    »Och, Harry, du kennst dich nicht aus, BMW-Kundinnen reden doch nicht über Geld, die haben es.«
    »Das meine ich nicht.«
    Gabis Hand wanderte wieder zum Kinn. Sie drehte die Augen zur Decke, von der ein stumpf gewordenes Saxophon baumelte.
    »Aaah, du Schlimmer, ich weiß jetzt, worauf du hinaus willst.« Sie zwinkerte Harry zu: »Sind die nicht in allen Autos drin?«
    »Was?«
    »Die Liegesitze, hmm?«
    »Nein, ich merke schon, Frauen legen mehr Wert auf andere Kriterien. Ich wollte wissen, wie viel KW oder PS und Hubraum der Schlitten hat.«
    »Mehr als 100 PS hat er auf jeden Fall und Raum für eine große Hupe ist auch da. Wenn die ersten fünf Beulen drin sind, darfst du mal eine Probefahrt machen.«
     
    Nur noch wenige Gäste waren im Lokal. Aus den Lautsprechern dudelten langsame Balladen. Lediglich Walde, Gabi und Sonja waren von der Runde übrig geblieben. Sie hatten sich auf das gemütliche Bänkchen hinter der Theke zurückgezogen. Für wenige Sekunden sagte niemand etwas und Walde hörte dem Kummer von Bruce Springsteen zu.
    Ein Martinshorn heulte auf. Gabi nahm ihr Telefon aus der Tasche.
    »Jetzt weiß jeder hier in der Kneipe, woher wir kommen«, sagte Sonja, als Gabi aufgelegt hatte.
    Gabi steckte ihr Handy wieder ein: »Quatsch, kein Bulle stellt so einen Klingelton ein.« Sie langte in ihre Handtasche und warf einen Schein auf den Tisch. »Ich muss weg.«
    »Wie bitte?«, fragte Sonja.
    »Tut mir Leid, ist ja auch schon spät geworden, aber der schwarze Van ist wieder aufgetaucht.«
    »Welcher schwarze Van?«
    »Ein VW mit getönten Scheiben. Erklär ich dir später.« Gabi rutschte vom Hocker und stöckelte in Richtung Tür.
    Walde hörte weiter der getragenen Musik zu. Der Duft von Sonjas Parfüm wehte herüber. Für einen Moment schloss er die Augen und sog ganz langsam die Luft in die Nase.
    »Was schnüffelst du?« Ihre Stimme mischte sich in die Musik.
    »Ich?« Walde fühlte sich ertappt. Er schaute zu ihr hinüber. In ihrem kurz geschnittenen schwarzen Haar schimmerte das Licht.
    »Riech ich nicht gut?«, fragte sie.
    »Ganz im Gegenteil, wer dich gerochen hat, braucht ,Das Parfüm’ von Patrick Süsskind nicht mehr zu lesen.« Walde wurde bewusst, was er gesagt hatte. Augenblicklich spürte er einen Druck im Bereich seines Zwerchfells, der ihm das Atmen schwer machte. Sein Mund war trocken. Es kostete ihn Überwindung, sich nochmals zu ihr umzudrehen und sie anzusehen. Mensch, sah sie gut aus!
    Sie lächelte. Er selbst brachte kein Lächeln mehr zustande, so angespannt war er. Es fühlte sich genauso an wie das Lampenfieber vor einem Auftritt mit der Band.
    Er nahm einen Schluck aus seinem Glas. Es half nichts, seine Stimme war heiser: »Ich wollte damit sagen …«
    »Die letzte Runde ist eingeläutet.« Theo, der Wirt, stand vor ihnen. »Wollt ihr noch was bestellen?«
    Samstag, 13- April
    Walde wachte am Morgen mit leichten Kopfschmerzen auf. Er gab dem Alkohol und der schlechten Luft in der Kneipe die Schuld daran. Doris hatte bereits geschlafen, als er viel später als geplant in ihrer Wohnung in der Kochstraße angekommen war. Er hatte seinen Schlüssel benutzt und erst gar nicht versucht, sie zu wecken.
    Er lauschte dem Gesang der Vögel, der durch das offene Fenster herein drang, wie er ihn nur im Frühling zu hören bekam. Hier und da lärmte die Stadt. Er drehte sich zu Doris um. Sie lag ihm zugewandt, eine blonde

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