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Tatort Mosel

Tatort Mosel

Titel: Tatort Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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vorweisen.« Haupenberg schaute von seiner Notiz auf und blickte nacheinander die beiden Kripobeamten an.
    Walde stellte fest, dass ihn Leute, die ihn über eine Halbbrille fixierten, ziemlich nervten.
    »Die Behauptung, mein Mandant habe Mietzahlungen oder sonstige Gelder nach dem Ableben seines Arbeitgebers kassiert, weisen wir ebenso zurück wie die Vermutung, dass er diese Gelder veruntreut haben könnte. Er ist als Verwalter des Reiterhofes angestellt und führt kleinere Instandsetzungsarbeiten in verschiedenen Immobilien von Herrn Räumer aus.« Haupenberg blickte erneut von seinen Notizen auf. Alle am Tisch vermieden Blickkontakt.
    »Was den Strick, das Messer und die sonstigen beschlagnahmten Gegenstände aus dem Besitz meines Mandanten betrifft, so fordere ich Sie auf, diese umgehend wieder auszuhändigen. Wenn es sonst keine Fragen mehr gibt, bitte ich Sie, meinen Mandanten nach Hause bringen zu dürfen.«
    »Sie haben uns eine Frage noch nicht beantwortet.« Walde tippte auf einen braunen Briefumschlag mit Artikeln über den Aktivkreis, der in Schorschs Wohnung gefunden worden war. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Nichts«, war Haupenbergs knappe Antwort. »Können wir gehen?«
    Walde schaute Meier an. Für eine Vorführung beim Haftrichter hatten sie zu wenig in der Hand.
    Walde räusperte sich: »Ihr Mandant sollte sich weiter zu unserer Verfügung halten.«
    Während Schorsch zur Erledigung der Entlassungsformalitäten in den Keller gebracht wurde, sprach Walde Haupenberg im Flur vor seinem Büro an: »Wir könnten die Gelegenheit nutzen und ein paar Dinge besprechen, die Sie persönlich betreffen. Dann hätten wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.«
    Haupenberg schaute auf seine Uhr: »Fünf Minuten.«
    Er folgte Walde ins Büro und nahm seinen Platz von vorhin wieder ein.
    »Sie waren an dem besagten 22. März, an dem Herr Räumer vermutlich ermordet wurde, im Muselfesch anwesend.«
    Haupenberg nickte.
    Walde fuhr fort: »Ist Ihnen etwas aufgefallen?«
    »Nein.« Haupenberg legte die Stirn in Falten. »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Gab es eine Auseinandersetzung?«, hakte Walde nach.
    »Nein.«
    »Aber Sie sollen frühzeitig gegangen sein.«
    »Ich musste weg. Ich hatte noch etwas zu erledigen.«
    »Zu so später Stunde?«
    »Ich hatte noch zu arbeiten.«
    »Darf ich fragen, was Sie gemacht haben, nachdem Sie das Lokal verlassen haben?«
    »Ich bin nach Hause gefahren und habe, wie gesagt, noch einige Stunden gearbeitet.«
    »Haben Sie dafür Zeugen?«
    »Wenn Sie auf ein Alibi aus sind, muss ich meine Frau fragen, ob sie noch wach war, als ich nach Hause kam.«
    »Es soll eine Auseinandersetzung zwischen Ihnen und Räumer gegeben haben.«
    »Wer sagt das?«
    Walde wich aus: »Das wurde uns zugetragen.«
    »Möglich, dass unser flapsiger Umgangston von Außenstehenden als Streit interpretiert worden ist.«
    »Ihr Neffe, Herr Ströbele, wissen Sie, wo er sich zurzeit aufhält?«
    »Leider nein. Ich bin von ihm enttäuscht. Wenigstens mir hätte er Bescheid geben können.«
    Walde begleitete Haupenberg bis zum Fahrstuhl. Als er ins Büro zurückkam, stand Meier am Fenster. Walde trat zu ihm und blickte hinaus. Die Ansammlung von Gaffern war noch größer geworden. Vom Abschleppwagen war nichts mehr zu sehen.
    »Fünf Euro, dass Haupenberg den Typen nicht mitnimmt«, sagte Meier.
    »Das seh ich genauso.«
    *
    »Hat unser Freund gestanden?« Die Frage wurde von klappernden Absätzen unterlegt.
    Walde und Meier, immer noch am Fenster stehend, blickten sich nicht zu Gabi um. Unten nahm Haupenberg ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Er hatte den Haupteingang verlassen und schritt über die Waschbetonplatten auf den Maybach zu. Die Neugierigen machten ihm Platz, als er sich dem Wagen näherte, der ihn durch ein kurzes Aufblinken der Leuchten als seinen Herrn und Meister auswies.
    »He, der steigt völlig unbehelligt ein!«, staunte Meier.
    »Sagt dem denn keiner, dass er da nicht parken darf?« Gabi ließ den Mund offen stehen.
    »Und wo ist Schorsch?«, fragte Walde.
    »Da, auf dem Blumenkübel sitzt er, direkt vor der Tür. Achtung, er guckt hoch!« Gabi wich vom Fenster zurück. »Warum habt ihr den laufen lassen?«
    »Wen?«, fragten Walde und Meier im Chor.
    »Wen schon? Räumers Mann fürs Grobe, der durchaus seinem Chef hätte grob kommen können. Muss ich weiter reden?«
    Meier bemerkte: »Die Kuh, die man melkt …«
    »… wird irgendwann einmal geschlachtet«, vollendete Gabi den

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