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Tatort Oktoberfest (German Edition)

Tatort Oktoberfest (German Edition)

Titel: Tatort Oktoberfest (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ludwig
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Worten: „Mädchen, warum hörst du nicht auf mich, beende diese ganze Sache. Ich habe dich mehr als einmal darum gebeten.“
    „Warum? Sag es mir. Inwieweit bist du involviert, gibt es etwas, das du mir verheimlichst? Ich weiß von deinen finanziellen Schwierigkeiten. Mutti hat es mir gesagt, und ich habe euch ausgeholfen. Hängt es damit zusammen?“
    „Claudia, versteh doch, mein zweites Lokal schwächelt zurzeit. Ich kann nicht mehr überall sein, doch wenn ich nicht selbst Hand anlege, dann … Mit deiner Mutter bin ich übereingekommen, dass wir den Betrieb ganz abgeben. Wir sind beide langsam zu alt für die viele Arbeit. Dann können wir dir dein Geld zurückzahlen.“
    „Papa, darum geht es doch gar nicht. Bist du irgendjemandem …“, Claudia schaut sich bei ihren Worten vorsichtig um, „… verpflichtet?“
    Auch ihr Vater wirft einen Blick in die Runde, dann fasst er sie am Arm und führt sie an den aufgehäuften Kisten und Ständen vorbei zu seinem Lieferwagen. Erst als sie beide im Inneren hocken und die Türen geschlossen sind, sagt er: „Claudia, solche Sachen kann man nicht zwischen Tür und Angel mit vielen Ohren drum herum besprechen. Was haben sie dir bei der Polizei gesagt?“
    „Papa, das ist doch jetzt nicht wichtig. Sag mir, wie es steht.“ Seine Augen folgen seinen Fingern, die nervös am Steuerrad entlangstreichen. „Papa, bitte.“
    „Ich würde so gern einfach herausplatzen und dir alles erzählen. Aber ich habe Angst, und dass nicht ohne Grund.“
    Sein Gesicht wird reglos und distanziert, und er sagt kein Wort mehr. Sie nimmt seine Hand, sie ist rau, kalt. Sie erinnert sich daran, wie warm sie sonst ist. Ihr wird schwindelig, sie bekommt mit einem Mal Angst, ein Geheimnis aufzudecken, von dem sie nichts wissen will. Schweigt er aus diesem Grund, obwohl er sonst wortreich und lebhaft von allem und jedem berichtet? Claudia sieht ihren Vater an, wartet atemlos. Sie presst die Lippen aufeinander, um die Hochspannung aushalten zu können, bis seine Worte in das Vakuum hinaussickern, das entstanden ist.
    „Du schwimmst auf einem Erfolgskurs, genießt deine Popularität, bewegst dich sicher wie ein Fisch im Wasser zwischen Leuten, die Macht und Geld besitzen. Deine Herkunft scheint keine Rolle mehr zu spielen. Deine Kasse wird vollgespült mit Geld.“
    Claudia macht den Versuch, zu protestieren: „Ich koche gut, das habe ich von dir gelernt. Qualität überzeugt.“
    Er sieht noch immer deprimiert aus, obwohl er tröstend einschiebt: „Ja, kochen kannst du, cara mia“ und ihr mit der Hand über das Haar streicht, als wäre sie noch das kleine Mädchen in der Küche, das immer neugierig in die Töpfe schaute und fragte: „Ist da Thymian drin?“ und: „Wie viel Salbei nimmst du?“
    „Wenn die Mächtigen dich schneiden, nützt dir das gute Kochen wenig, glaube mir.“
    „Sicher, auch das Ambiente sollte stimmen …“ Er nickt, in seinem Blick flackert Mitleid gemischt mit Zärtlichkeit. Claudia zwingt sich den Mund zu halten, schaut ihn auffordernd an, nur ein: „Also …“, rutscht ihr heraus.
    „Ich habe mich vor Jahren ebenfalls in diesem Gefühl des Erfolgs gesonnt. Du weißt, ich bin hergekommen, nur mit meinen Händen und mit dem Willen, es zu schaffen. Sicher auch mit dem Wissen, wie ein frischer Fisch schmeckt, welche Kräuter es außer Petersilie und Schnittlauch gibt.“ Er kichert. „In der Gaststätte deiner Großeltern gab es nur diese. Ein paar Gerichte waren hervorragend. Der Schweinsbraten und die Knödel, wirklich. Bene. Es war eben kein Gourmettempel. Aber dein Großvater war entsetzt, dass ich eine Pizzabude daraus machte, wie er sich ausdrückte. Doch ich will nicht zu weit ausholen. Irgendwann kamen die richtigen Leute, und ich konnte die richtigen Sachen kochen. Es lief, wir verdienten. Dann gab es einen Skandal, und es wurde gemunkelt, ich stecke mit drin, und schon konnte ich zumachen. Mit einem Berg Schulden versteht sich.“
    „Was für ein Skandal? Davon weiß ich ja gar nichts.“
    „Das war, bevor du geboren wurdest.“
    „Worum ging es?“
    „Einer meiner Köche handelte mit Drogen, dann kam eine Eifersuchtsgeschichte dazu, ein Mann wurde im Gastraum erstochen. Die Presse überschlug sich, die Polizei drehte alles drei- und viermal um, und das Gewerbeamt nahm mir meine Konzession ab. Und dann“, wieder spielen seine Finger mit dem Lenkrad, um dann nach einer zwischen den Sitzen liegenden Zigarettenschachtel zu greifen. Er klemmt sich

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