Tatort Oktoberfest (German Edition)
halten Sie mich auf dem Laufenden. Sind die Gewürze schon eingetroffen, die wir aus Frankreich bestellt haben? Und die Petersilie vom Hofgut?“ legt er eher mechanisch nach.
Der Einkaufsleiter schüttelt den Kopf. „Nein, bislang nicht, aber kommt schon noch. Ist doch erst acht Uhr dreißig, Chef. Warten Sie.“ Er blättert in den Papieren der Klemmmappe. „Ja, hier, heute Mittag. Die Gewürze kommen mit DHL, die Petersilie für die Weißwürste wird immer gegen zehn Uhr geliefert, also keine Hektik deswegen.“
„Gut. Danke, Angermüller.“ Nervös läuft er eine Weile auf und ab. Wo bleibt der Star seiner Fahrertruppe? Dann wendet er sich ab und geht zur Buchhaltung. Er findet Frau Huber vor ihrem PC mit einem Stapel Lieferscheinen und Rechnungen daneben. Die vorsortierten Belege sind teilweise zusammengeklammert, und auf den Hinweiszetteln befinden sich die Angaben der entsprechenden Kostenstellen für die spätere Verbuchung. „Nun, wo liegt unser Problem?“ fragt er und spielt auf ihre Andeutung von vorhin an.
„Einen Augenblick, Herr Ochshammer. Bin gleich durch. So. Ich weiß, dieser Wettbewerb erfordert Mittel, die nicht in der normalen Buchhaltung zu erfassen sind. Kopitzki arbeitet da ziemlich eigenmächtig. Aber das ist nicht mein Problem. Die Sache ist die: Herr Rottler hat die gesamten Investitionen und Versicherungen aus meinem Zuständigkeitsbereich herausgenommen. Er begründet es mit dem neuen EDV-Programm, das eingeführt werden soll. Ich habe jetzt überhaupt keinen Überblick mehr. Ist das denn notwendig? Wir sind doch mit dem bisherigen System ganz gut gefahren. Auch die Leasingverträge für die neuen Fahrzeuge sind nicht bei mir gelandet. Ich habe ein ungutes Gefühl, aber wenn Sie meinen, es ist notwendig …“
Sie blättert verlegen in ihren Unterlagen. „Verstehen Sie mich nicht falsch, Chef. Dazu diese ganzen Anordnungen von Rottler und Kopitzki: ‚Machen Sie dies so, die Fleischlieferungen müssen Sie anders verbuchen, so hat das kein System, die Kostenstellen müssen aufgesplittet werden, alle Belastungen müssen in einer gesonderten Statistik erfasst werden …‘ Ich blicke kaum noch durch. So komme ich nicht zurecht. Ich weiß, Sie haben jetzt keinen Kopf dafür, aber …“
Ochshammer seufzt. „Ja, ich habe jetzt … Wir müssen modernisieren, ich bin auch nicht so ganz glücklich damit. Lassen Sie uns das klären, wenn der Wettbewerb vorbei ist, ja? Wenn wir Glück haben, ist heute Abend alles gelaufen.“ Er wendet sich zur Tür, als ihm der Truck wieder einfällt. „Hat Karl sich gemeldet? Ich vermisse sein Fahrzeug.“
„Nein, Herr Ochshammer. Wenn ich mich recht erinnere, ist er nach Regensburg unterwegs. Herr Kopitzki hat das veranlasst. Fragen Sie ihn.“
„Gut. Wissen Sie, wann er kommt?“ Blöde Frage von mir, flucht er innerlich, als er in das abweisende Gesicht seiner Buchhalterin blickt. Aber sie besinnt sich.
„Sie werden den letzten Teil des Wettbewerbs sicher ebenso souverän meistern, wie schon die anderen. Ich drücke Ihnen die Daumen. Wir werden gewinnen. Ihre Gegenspielerin hat ziemliche Probleme, fast die gesamte Presse stellt sich jetzt gegen die Fioretti. Aber das haben Sie sicher schon mitbekommen. Viel Erfolg weiterhin und einen schönen Tag.“ Frau Huber beugt sich erneut über ihre Belege.
Ochshammer greift draußen zum Telefon. „Kopitzki? Haben Sie eines meiner Fahrzeuge nach Regensburg umgeleitet? Wozu? Warum bin ich nicht informiert worden? Es gab einen Engpass wegen der zusätzlichen Lieferungen für das Oktoberfest, sagen Sie? Wir müssen Erzeugnisse des Cousins meiner Frau dazukaufen, weil wir sonst nicht liefern können? Warum weiß ich nichts davon, und wo stecken Sie eigentlich?“
Kopitzkis Lippen umspielt ein triumphierendes Lächeln. Sein Gesprächspartner kann den hinterhältigen Ausdruck, der in seinen Augen aufblitzt, nicht sehen. Die Füße auf dem Schreibtisch betrachtet Kopitzki eingehend seine blankgeputzten, teuren Schuhe. „Ich bin beim Rottler, wegen der neuen Aufsplittung der Kostenstellen.“ Er muss sich zusammenreißen, um Ochshammer die Belustigung, die er empfindet, nicht spüren zu lassen. Es reizt ihn, aber noch ist es nicht so weit, diesem Mann, der ihn ab und zu behandelt wie einen überflüssigen Jungen, zu zeigen, wo er steht. Aber bald wird er ihm offen darlegen können, dass er derjenige ist, der oben steht und kommandiert und der gute und liebe Ochshammer darf nur noch den
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