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Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten

Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten

Titel: Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knut Krueger
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revanchierte sich mit einem flüchtigen Kuss auf die Wange. Dann zog Leif mit großer Geste eine einzelne rote Rose hinter seinem Rücken hervor und hielt sie der Frau seines Herzens wie das Geschenk des Jahrhunderts entgegen. Geizhals! Scheu wie ein junges Mädchen nahm ihre Mutter das Jahrhundertgeschenk in Empfang und begab sich sogleich auf die Suche nach einem würdigen Gefäß. Leif trug blaue Chucks, eine beigefarbene Cargohose, ein Jeanshemd Marke extrakernig sowie die bekannte Lederjacke. Obwohl es inzwischen Anfang Oktober war, zeigte seine Haut frische Sonnenbräune. Franziska tippte auf eine Jahreskarte fürs Solarium. Als er sich unbeobachtet glaubte, trat er rasch vor den Spiegel neben der Garderobe und fuhr sich mit beiden Händen wie wild über den Kopf, der danach aussah wie eine struppige Klobürste. Vermutlich war dieser Strubbel-Look die einzige Möglichkeit, seinem schütteren Haaren den Anschein einer gewissen Fülle zu verleihen. Dann räusperte er sich und betrat die dampfende Küche, in der ihre Mutter gerade eines der beiden Gerichte zubereitete, die sie leidlich beherrschte: Spaghetti carbonara.
    Als sie sich wenig später um den Esstisch geschart hatten, kannte seine Begeisterung keine Grenzen. »Mmh, ist das lecker! Ihr wisst ja gar nicht, was ihr für ein Glück habt, Kinder, dass eure Mutter so eine fantastische Köchin ist!«
    »Dabei kennst du ihre größte Spezialität noch gar nicht«, entgegnete Franziska mit ihrem süßesten Lächeln.
    »Und die wäre?«, fragte Leif neugierig.
    »Milchreis«, antwortete Lukas.
    »Erzähl den Kindern doch mal, was du beruflich so alles gemacht hast, Leif«, schaltete sich Claudia rasch ein, »das ist bestimmt interessant für sie. Leif ist nämlich ein echter Selfmademan.«
    »Ein was?«, fragte Lukas.
    »Ein armer Schlucker, der sich hochgearbeitet hat«, erklärte seine Schwester.
    »Franziska!«, rief Claudia mit bösem Blick.
    »Nein, lass nur«, sagte Leif. »Die Beschreibung ist gar nicht so verkehrt. Hochgearbeitet habe ich mich tatsächlich. Waren ganz schön harte Zeiten, das könnt ihr mir glauben …«
    Und so erfuhren sie die ebenso traurige wie staunenswerte und abenteuerliche Geschichte des armen kleinen Leif, der nach dem frühen Verlust seiner Eltern mit sechzehn Jahren zur See gefahren war, sich als Tellerwäscher in Brasilien mühselig über Wasser gehalten hatte und nach einem Schlangenbiss fast krepiert wäre, hätte ihm ein Indio nicht persönlich das Gift aus dem Bein gesaugt. Später war er dann nach Norwegen zurückgekehrt, hatte in den verschiedensten Branchen gearbeitet und mit einem alten Kumpel einen Import-Export-Handel eröffnet, der ihm einen Haufen Geld einbrachte. Einen Großteil dieses Geldes hatte er im Zuge der großen Finanzkrise wieder verloren; glücklicherweise seien die Rücklagen aber immer noch so groß, dass er im Moment nicht zu arbeiten brauche.
    »Ich habe gelernt, die Dinge auf mich zukommen zu lassen und das Leben zu genießen«, schloss er. »Und seit ich eure Mutter kenne, genieße ich das Leben natürlich umso mehr«, fügte er hinzu und tätschelte ihr verliebt die Hand.
    Claudia errötete leicht und schaute unsicher zwischen ihren Kinder hin und her. Lukas knabberte an seiner Unterlippe und starrte unverwandt auf die karierte Tischdecke. Franziskas Blick ging ins Leere. Sie überlegte fieberhaft, wie man diesem geschwätzigen Tausendsassa, der sich offenbar für eine Mischung aus Brad Pitt und Marco Polo hielt, nur begreiflich machen konnte, dass er bei den Indios im brasilianischen Urwald weitaus besser aufgehoben war als bei ihnen in der Odins gate, Schlangen hin oder her.

Kapitel 12
    Freitags fuhr Kommissar Ohlsen immer besonders gern zur Arbeit. Schon vor Jahren hatte er sich angewöhnt, jeden Freitag, quasi als Einstimmung aufs Wochenende, das Kajak zu nehmen. Es war eben ungleich anregender und erfrischender, die Nase in den Wind zu halten und wenige Zentimeter über der Wasseroberfläche dem Präsidium entgegenzugleiten, als sich Stoßstange an Stoßstange durch den stinkenden Morgenverkehr zu schieben.
    Zudem wusste Ohlsen nicht, wie oft ihm dieses etwa halbstündige Vergnügen noch vergönnt war, ehe der Frost den Fjord in eine starre Eiswüste verwandeln würde, die nur von den großen Fähren sowie den Pendelschiffen von und nach Nesodden befahren werden konnte. Eisbrecherkajaks waren leider noch nicht erfunden worden, und so spielte Ohlsen, als er an diesem Morgen Mr Spock zu

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