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Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten

Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten

Titel: Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knut Krueger
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Idiot aus Polizeikreisen gewesen, den die Gegenseite nach Strich und Faden manipuliert und für ihre Zwecke missbraucht hatte. Ohlsen konnte sich nicht daran erinnern, wann ein Kollege je so blamiert worden war.
    Ein lauter Knall riss ihn aus seinen Gedanken. Katja hatte kurzerhand eine Flasche Prosecco entkorkt.
    »Ich bin ja so stolz auf euch!«, sagte sie strahlend.

Kapitel 26
    Das Auto war vollgepackt bis unters Dach. Was zum einen daran lag, dass Leifs Sportwagen einen sehr übersichtlichen Kofferraum besaß. Zum anderen hatten sie so viele Lebensmittel mitgenommen, als wollten sie auf seiner Hütte überwintern.
    Leif pfiff leise vor sich und war bester Laune, während sie bereits seit anderthalb Stunden durch die tief verschneite Landschaft gondelten. Er hatte ihnen absichtlich nichts verraten und gesagt, sie sollten sich einfach überraschen lassen. Während der Fahrt sprachen sie kaum ein Wort. Jeder schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Nur Claudia ließ ab und zu ein: »Schaut doch mal!«, oder: »Ist das nicht schön?«, hören. Dass sich ihre Mutter seit Neustem in eine enthusiastische Naturliebhaberin verwandelt hatte, kam Franziska mehr als suspekt vor. Früher hatte sie nicht einmal im Ansatz zu erkennen gegeben, dass ihr irgendwas an der Natur lag, doch jetzt brauchte man ihr nur einen öden Wald oder ein trübes Gewässer zu zeigen und sie geriet vor Begeisterung schier aus dem Häuschen.
    In unserer Familie sind wir schon immer reine Stadtmenschen gewesen, dachte Franziska, keine Naturmenschen. In den Englischen Garten waren sie ja auch nicht gegangen, um die Eichhörnchen anzubeten, sondern um irgendeinen Biergarten anzusteuern. Lediglich im Winter waren sie in die Berge gefahren, um dort Ski zu laufen.
    Nun rollten sie durch eine gottverlassene Gegend, in der sich Baum an Baum reihte. Nie zuvor hatte sie so viele Bäume auf einem Haufen gesehen. Das konnte ja ein heiteres Wochenende werden. Sie hatte schon jetzt das Gefühl, dass ihr Bedürfnis nach Bäumen für die nächsten zehn Jahre gestillt war.
    Doch was war das? Am rechten Straßenrand, unmittelbar vor einer lang gezogenen Kurve, stand eine Art Tante-Emma-Laden verloren in der Landschaft. Ein unverhoffter Gruß der Zivilisation.
    »Braucht noch jemand was?«, fragte Leif. »Das ist nämlich der letzte Laden, an dem wir vorbeikommen.«
    Allgemeines Kopfschütteln.
    »Wie weit ist es denn noch bis zur Hütte?«, wollte Claudia wissen.
    »Eine schlappe halbe Stunde«, antwortete er.
    Kurz darauf bogen sie in einen Forstweg ab, dessen tiefe Spurrillen sich mit Schnee gefüllt hatten. Dennoch schaukelte es ein wenig, als sie gemächlich an aufgeschichteten Baumstämmen vorbeirollten und einen geöffneten Schlagbaum passierten. Leif drosselte abermals das Tempo. Sie nahmen mehrere Kurven, ohne irgendeinem Fahrzeug zu begegnen, und hielten schließlich auf einer freien Fläche neben ein paar Mülltonnen.
    »Hier können wir später auch unseren Abfall entsorgen«, erklärte Leif, als er die Heckklappe öffnete.
    »Wo ist denn die Hütte?«, fragte Lukas.
    »Ein Stück den Hügel hinauf und dann nach links.« Leif zeigte mit ausgestrecktem Arm auf ein steil ansteigendes Waldstück. »Jetzt beginnt der schweißtreibende Teil der Angelegenheit«, verkündete er. Sie wuchteten sich ihre prall gefüllten Rucksäcke auf den Rücken. Leif nahm in jede Hand noch einen großen Wasserkanister. Franziska wollte lieber nicht fragen, was es damit auf sich hatte.
    Den ersten, flacheren Teil des Hügels bewältigten sie rasch. Sie waren ausgeruht, und nach der langen Autofahrt tat es gut, sich an der kalten, klaren Luft zu bewegen. Doch je höher sie hinaufgelangten, desto tiefer wurde der Schnee. Mit jedem Schritt sanken sie bis zu den Knöcheln, manchmal bis zu den Waden ein. Leif musste wiederholt anhalten, um die schweren Kanister abzustellen und durchzuatmen. Claudia tat alles, um die anderen bei Stimmung zu halten, doch auch ihr perlte inzwischen der Schweiß auf der Stirn. Lukas riss sich die Mütze vom Kopf und stopfte sie in die Tasche. Er kam sich vor wie ein Abenteurer auf einer Polarexpedition, bei der alle eine verschworene Gemeinschaft bildeten. Geschichten über Bergbesteigungen und Polarexpeditionen hatten ihn von jeher fasziniert, auch wenn diese meist in einer Katastrophe endeten. So weit würde es jetzt zwar nicht kommen, doch auch sie waren alle aufeinander angewiesen. Sie reichten sich die Hände, zogen sich den unwegsamen Hügel

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