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Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten

Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten

Titel: Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knut Krueger
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überschlug seine Möglichkeiten. Er konnte sich der Polizei stellen. Konnte aufs nächstbeste Revier gehen, sein Gewissen erleichtern und ein Geständnis ablegen. Gewiss wäre es ihm eine Genugtuung, wenn Morten da landen würde, wo er hingehörte – hinter Schloss und Riegel. Andererseits würde Morten versuchen, alle Schuld auf ihn abzuwälzen, und wer konnte schon sagen, wem von ihnen sie glauben würden. Am Ende landeten sie noch in einer Doppelzelle, dann konnte er sich gleich einen Strick nehmen. Nein, ein Geständnis barg zu große Risiken.
    Und wenn er … um Himmels willen! Er wies diese Eingebung weit von sich. Er musste den Verstand verloren haben. Er konnte doch nicht allen Ernstes mit dem aberwitzigen Gedanken spielen, Morten aus dem Weg zu räumen …
    Oder doch?
    Ihm schwindelte vor Aufregung. Wenn er Morten unauffällig beseitigte, wäre das die perfekte Lösung. Dann konnte ihm niemand mehr etwas anhängen, und was die Einbrüche betraf, würde man ihm nichts nachweisen können, da war er ziemlich sicher. Er kicherte in sich hinein, berauscht von dieser Vorstellung. Doch er wusste, dass es nur eine verzweifelte Fantasie war. Er wäre nicht in der Lage dazu. Wollte es auch nicht sein. Er war nicht wie Morten.
    Plötzlich fuhr ihm der Schreck in die Glieder. Und wenn Morten längst plante, ihn zu beseitigen? Wenn er schon an einem konkreten Plan arbeitete, den lästigen hasenfüßigen Petter loszuwerden, ehe der die Nerven verlor und Hals über Kopf zur Polizei rannte? Sicherlich hatte Morten keine Lust, wegen seines nervenschwachen Kompagnons im Gefängnis zu landen. Und Morten war skrupellos genug, die geeigneten Gegenmaßnahmen zu treffen.
    Vermutlich wäre es das Beste, eine Zeit lang unterzutauchen, dachte Petter. Sich irgendwo zu verstecken, wo ihn niemand finden konnte.
    Als Petter den Kopf hob, sah er zur Rechten die Amerikanische Botschaft und zur Linken die Seitenfront des norwegischen Königsschlosses. Er wunderte sich darüber, wie weit ihn seine Füße getragen hatten, während er vor sich hin gegrübelt hatte. Er warf einen Blick auf die Uhr: 14:30. Auf dem Schlossplatz begann in diesem Moment der Wachwechsel der Königlichen Garde. Eine neue Abordnung der Wachen marschierte in ihren dunkelblauen Uniformen bereits das sanft ansteigenden Gelände hinauf, um ihre Kameraden abzulösen. Petter überlegte, sich die Wachablösung mal wieder aus der Nähe zu betrachten, was er schon lange nicht mehr getan hatte. Da erblickte er auf der Mitte des Vorplatzes zwei Jungen, die ihm irgendwie bekannt vorkamen. Er kniff die Augen zusammen. Den einen kannte er tatsächlich und auch den anderen glaubte er schon einmal irgendwo gesehen zu haben.

Kapitel 30
    Lukas und Elias standen vor dem Königsschloss und verfolgten den Wachwechsel gemeinsam mit einer Handvoll amerikanischer Touristen. Elias hatte eine große Tüte mit Rosinenbollen dabei. So ein Wachwechsel war eine zeitraubende Angelegenheit, da brauchte man Verpflegung.
    Also mampften sie ihre weichen, nach Kardamom schmeckenden Rosinenbrötchen, während die Gardisten mit ihren dunkelblauen Uniformen und den seltsamen Federbuschen an den Hüten zackig hin und her marschierten, sich unverständliche Kommandos zuriefen, mit ihren klobigen Schuhen stampften und salutierten.
    »Zur Garde gehört auch ein Pinguin«, sagte Elias plötzlich.
    »Willst du mich verarschen?«
    »Nein, ganz ehrlich. Der heißt Nils Olav und ist von ihnen adoptiert worden. Erst haben sie ihn zum Ehrenoberst ernannt und später zum Ritter geschlagen.«
    »Und wo ist er jetzt, dieser Pinguin?«
    »In Schottland im Zoo«, sagte Elias.
    Lukas tippte sich an die Stirn.
    Ein böiger Wind war aufgekommen und trieb feine Schneeflocken vor sich her, was der gesamten Veranstaltung eine dramatische Note verlieh. Die Wachen marschierten nun in Dreierreihen an der Fassade des Schlosses entlang, hoben synchron ihre Beine und setzten sie so kräftig auf die Erde, dass der stampfende Rhythmus ihrer Schritte über den Schlossplatz hallte.
    Die eigentliche Wachablösung sollte vor einer der malerischen Wachstuben vollzogen werden, die mit ihren gelben Holzlatten und weißen Giebeln wie gemütliche Ferienhäuschen aussahen. Jedenfalls standen sich dort zwei Abordnungen mit geschulterten Gewehren gegenüber, die Mienen ebenso starr wie ihre Körper, während immer gewaltigere Schneemengen auf sie niedergingen.
    Minuten verstrichen, nichts geschah.
    Nur die weißen Hauben auf den Hüten der

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