Tatort Paris - Wich, H: Tatort Paris
Bildschirm.
»Haaalloo, Sooofieee!«, versuchte es Marie ein zweites Mal.
Endlich hob Sofie den Kopf. »Was ist?«
»Hast du zufällig eine Digitalkamera dabei?«
Sofie schüttelte den Kopf. »Nee, wieso?«
»Nur so«, sagte Marie. »Aber einen Laptop hast du dabei, das ist nicht zu übersehen. Ich wollte dir nur sagen, dass du auf deinen kleinen Schatz aufpassen sollst. Hier treibt sich nämlich ein Dieb herum, und wir haben den starken Verdacht, dass er es auf elektronische Geräte abgesehen hat.«
Sofie hörte ruhig zu. »Ach, so. Mir kann eh nix passieren, meinen Laptop nehm ich immer mit, auch ins ...
«Auf einmal wurde sie rot. »Bett« hatte sie sicher sagen wollen und es dann doch peinlich gefunden. Marie verkniff sich ein Grinsen. Wahrscheinlich hatte Sofie sogar Recht. Es gab keinen besseren Safe für Sofies Laptop als Sofies eigene Hände!
Marie ging weiter zu Lena. Die war das komplette Gegenteil von Sofie. Schon nach den ersten Worten regte sie sich schrecklich auf. »Ein Dieb, sagst du? Hilfe, der wird doch nicht meine Gitarre klauen?«
»Nein«, sagte Marie ruhig. »Wir wissen aus zuverlässiger Quelle, dass er auf elektronische Geräte scharf ist: Laptops, iPods, Digicams und so weiter.«
»So was hab ich nicht«, sagte Lena, »aber wenn der Typ es wagt, meine Gitarre anzurühren, dann …«
»Keine Panik«, sagte Marie und drehte Lena schnell den Rücken zu.
Franzi hatte sich inzwischen schon die Superzicken und zwei andere Mädchen vorgenommen. Marie ging zu den Ballermännern.
»Kleine Frage«, sagte sie zu ihnen und zählte wieder die Geräte auf.
»Klar haben wir jeder einen iPod und Armbanduhren mit Digitalanzeige«, sagte Sebastian.
»Und ich hab auch noch eine Digicam dabei«, sagte Mathis. »Aber wieso willst du das eigentlich wissen?«
Marie klärte die drei über den Dieb auf.
Sebastian, Mathis und Gero sahen sie eine Weile verblüfft an, dann grölten sie los:
»Ein Dieb?«
»Hahaha!«
»Das ist der größte Witz des Tages.«
Marie blieb ernst. »Das ist kein Witz, und ich wollte euch nur warnen.«
»Habt ihr das gehört?«, fragte Gero. »Sie will uns warnen. Keine Sorge, Schätzchen, wir passen schon auf unsere Sachen auf.«
Wütend drehte sich Marie auf dem Absatz um. Dann eben nicht! Mehr als reden konnte sie nicht.
Bald hatten Franzi und Marie alle durch. Die Ausbeute war erschreckend: Jeder Zweite hatte mindestens ein oder zwei der Geräte auf Toms Liste dabei, und die meisten hatten sich überhaupt nicht aus der Ruhe bringen lassen. Im Gegenteil, sie fanden die Warnung reichlich übertrieben. Enttäuscht ließen sich Franzi und Marie auf ein Sofa fallen.
»Das hat sich ja echt gelohnt«, sagte Marie.
»Wer weiß«, meinte Franzi. »Vielleicht bleibt ja doch was hängen.«
Ungeduldig warteten sie auf Kim. Hoffentlich würde wenigstens sie spannende Neuigkeiten mitbringen. Doch als sie kurz darauf in den Aufenthaltsraum schlüpfte, konnten sie gleich an ihrem Gesichtsausdruck ablesen, dass ihre Beschattung erfolglos gewesen war.
Mist!, dachte Marie. Wir treten auf der Stelle!
Wo bleibt der Bus?
»Bonjour, Champs Élysées, wir kommen!«, rief Tom am nächsten Morgen und wedelte mit seinem Regenschirm.
Marie, Franzi und Kim blieben ein Stück zurück und hofften, die Passanten würden nicht annehmen, dass sie zu dieser albernen Gruppe Deutscher dazugehörten. Überall, wo sie bisher hingekommen waren, war es dasselbe gewesen: Tom fiel auf wie ein bunter Hund, und die Gruppe wurde oft von den Franzosen und anderen Touristen belächelt – gestern im Centre Pompidou und später auf dem Boulevard Haussmann auch wieder.
Als Fußgängerin wurde Marie noch viel deutlicher bewusst, wie breit die Champs Élysées waren. Unmengen von Touristen drängten sich auf dem breiten Gehsteig, und die Autos waren eine undurchdringliche Masse, sodass man den Gehsteig auf der anderen Straßenseite kaum noch erkennen konnte. Und wie riesig die Geschäftshäuser aufragten! Eine imposante Glasfassade reihte sich an die andere.
Marie richtete es geschickt so ein, dass sie ganz nah an den Schaufenstern entlang ging. Das eng anliegende, cremeweiße Wollkleid, das sie sich gestern in den Galeries Lafayette gekauft hatte, sah wirklich gut aus. So gut, dass man es locker auch ohne Mantel tragen konnte, an einem sonnigen Tag wie heute sowieso, an dem die Temperaturen auf über zehn Grad geklettert waren.
»Erde an Marie!«, rief Kim. »Willst du meine Frage vielleicht irgendwann in
Weitere Kostenlose Bücher