Tatort Paris - Wich, H: Tatort Paris
mal den armen Mike ablösen.«
Als sie kurz darauf zum Busparkplatz kamen, blieb Tom abrupt stehen. »Das gibt’s doch nicht! Ich hab mir doch genau gemerkt, wo Mike geparkt hatte. Der Platz ist leer!«
Kim runzelte die Stirn und raunte Marie und Franzi zu: »Stimmt, ich hab mir die Stelle auch genau eingeprägt. Merkwürdig! Er wird doch nicht schon wieder Probleme mit den Zündkerzen haben?«
Franzi zuckte mit den Schultern. »Kann ich mir nicht vorstellen.«
Marie legte sich fröstelnd die Arme um die Schultern. Leider hatte das gute Wetter umgeschlagen, und ein kalter Wind fegte über den Parkplatz. Jetzt bereute sie es bitter, dass sie den Mantel im Hotel gelassen hatte. »Tolles Timing«, sagte sie. »Mike lässt uns im Stich, und wir dürfen uns hier einen abfrieren.«
Die anderen wurden auch langsam ungehalten. Aber am nervösesten von allen war Tom. Immer wieder sah er auf seine Armbanduhr und hielt nach Mike und dem Bus Ausschau. »Ich versteh das einfach nicht. Mike ist doch sonst so zuverlässig!«
»Haben Sie seine Handynummer?«, fragte Verena.
Ein Hoffungsschimmer huschte über Toms Gesicht. »Ja, klar! Warum bin ich da nicht selbst drauf gekommen?«
Die drei !!! wunderte schon gar nichts mehr. Typisch Tom! Kaum tauchte ein Problem auf, war er sofort wieder überfordert.
Mit zitternden Fingern tippte Tom die Nummer, hielt den Hörer ans Ohr und lauschte. »Nur die Mailbox«, sagte er enttäuscht und steckte das Handy zurück in seine Jackentasche. »Wahrscheinlich fährt er gerade, da hat er das Handy nie an. Wenn bloß nichts passiert ist … Die Franzosen hier fahren ja wie die Wilden.«
Keiner sagte etwas darauf. Es musste ja nicht gleich das Schlimmste sein. Die Minuten verstrichen, wurden zu einer Viertelstunde und schließlich zu einer halben Stunde. Als alle bereits rote Nasen und eiskalte Hände hatten und Tom sich völlig aufgelöst die Haare raufte, bog endlich Mikes Bus auf den Parkplatz ein.
Der Busfahrer öffnete die vordere Tür und stieg hastig aus. »Habt ihr schon auf mich gewartet?«
Tom schnappte nach Luft. »Allerdings! Wir hatten um fünf Uhr ausgemacht und nicht um halb sechs.«
Mike räusperte sich und ruderte mit den Händen. »Das tut mir total leid. Wirklich, total leid!«
»Was war denn los?«, wollte Tom wissen. »Ist was passiert? Hattest du einen Unfall?«
»Nein, nein«, antwortete Mike. »Ich wollte mir … mir nur ein paar Sandwiches besorgen, weil ich plötzlich Hunger bekommen hab. Und dann war da dieser … dieser Stau in der Rue de Rivoli. Alles verstopft, da ist nichts mehr vorwärts gegangen.« Während er redete, flackerten seine Augen hin und her.
Marie wurde stutzig. Dieses Flackern in den Augen kannte sie nur zu gut. So verhielten sich Verdächtige während eines Verhörs, wenn sie nicht die Wahrheit sagten.
»Also … dieser Stau in der Rue de Rigny«, wiederholte Mike, »das konnte ich echt nicht vorhersehen. Tut mir wirklich leid, wird garantiert nicht noch mal vorkommen.«
»Schon gut«, sagte Tom und klopfte Mike auf die Schulter. »Hauptsache, dir ist nichts passiert!«
»Bitte, steigt doch ein!«, sagte Mike, machte eine einladende Handbewegung und lächelte so höflich wie noch nie zuvor.
Aber nicht wegen seiner Höflichkeit war sich Marie jetzt hundertprozentig sicher: Mike hatte gelogen. Die Frage war nur, warum. Auf alle Fälle hatte er etwas zu verbergen. Und etwas Harmloses konnte es kaum sein, sonst hätte er sich nicht extra eine Lügengeschichte dafür gestrickt.
Im Keller-Labyrinth
Eine Stunde vor dem Abendessen stürmten die drei !!! in ihr Zimmer und verriegelten die Tür hinter sich. Dann setzten sie sich nebeneinander aufs Fensterbrett.
»Denkt ihr auch, was ich denke?«, fragte Kim.
»Klar«, sagte Marie. »Mike hat gelogen. Er kam mir vorher schon so komisch vor. Aber als er dann erst von der Rue de Rivoli und kurz darauf von der Rue de Rigny gesprochen hat, war plötzlich alles klar.«
Franzi grinste. »Dass das niemandem sonst aufgefallen ist! Tja, da merkt man eben sofort, wer detektivisches Gespür hat.«
Kim war zu nervös, um darauf einzugehen. »Wenn wir bloß wüssten, warum Mike gelogen hat!«
»Das würde mich allerdings auch brennend interessieren«, sagte Marie. »Und wenn ihr mich fragt, war das bestimmt nicht seine erste Lüge. Die Sache mit den Zündkerzen stinkt doch auch zum Himmel.«
Franzi wurde blass. »Leute, mir kommt da gerade ein Verdacht: Kann es sein, dass wir die ganze Zeit dem
Weitere Kostenlose Bücher