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Sichern Sie Ihren Computer gemäß den Anleitungen im Kapitel 6 ab Seite 177 ff.
Auch Rechtsanwälte sind nur Menschen
„Gott sei Dank ist heute Mittwoch“, dachte Simone Müller. Sie arbeitete bei der Onlinebanking-Hotline des Kölschen Bankhauses. Wiederholt schaute sie auf die Uhr. „Nur noch zwei Stunden, dann ist endlich Schluss für heute“, freute sie sich. Heute waren fast nur schwierige Kunden am Telefon gewesen. Gerade wollte sie sich zu einer Kollegin umdrehen, als ihr Telefon klingelte. „Kölsches Bankhaus, mein Name ist Simone Müller, was kann ich für Sie tun?“
„Rechtsanwalt Lindemeier hier! Sagen Sie mal, was erlauben Sie sich eigentlich!“, dröhnte es aggressiv an ihr Ohr. „Wie können Sie es wagen, mir so etwas zuzumuten? Das werden Sie bereuen … eine Unverschämtheit! Ich werde mich über Sie beschweren!“, brüllte es weiter aus der Leitung. Simone Müller wartete geduldig darauf, bis der Anrufer Dampf abgelassen hatte. Das dauerte jedoch.
Rechtsanwalt Lindemeier hatte einen extrem schlechten Tag hinter sich: Bei einer Verhandlung vor dem Arbeitsgericht hätte er beinahe einen wichtigen Mandanten und Freund verloren, seinen Golfpartner Jürgen Michel. Der hatte eine Mitarbeiterin fristlos entlassen, die er beim Griff in die Portokasse erwischt hatte. Doch Anwalt Lindemeier hatte bei seiner Beratung übersehen, dass es für die Tat keine Zeugen gab. So stand vor Gericht Aussage gegen Aussage und es kam zum Vergleich. Michel musste der Mitarbeiterin eine Abfindung zahlen, damit sie der Kündigung zustimmt.
Nach der Verhandlung waren Rechtsanwalt und Mandant gemeinsam zum Mittagessen gegangen und Michel hatte seinen Anwalt vor die Wahl gestellt, die Kosten für den vor Gericht geschlossenen Vergleich in der Höhe von 15.000 Euro zu übernehmen, oder ihn und seine Firma als Mandanten zu verlieren. Zähneknirschend hatte Lindemeier dem Vorschlag zugestimmt, da er tatsächlich einen Beratungsfehler gemacht hatte.
Nachdem sich sein Mandant nach diesem sehr unerfreulichen Mittagessen verabschiedet hatte, raste Dr. Lindemeier in seinem neuen Porsche Cabrio zurück in die Kanzlei. Wütend dachte er über den Tagesverlauf nach und schreckte auf, als er den roten Blitz sah. „Verdammt, was für ein Tag“, schimpfte er. „Das gibt Punkte! Mindestens dreißig Stundenkilometer zu schnell. Hoffentlich ist der Führerschein nicht weg!“
Zornig und frustriert stürmte er in die Kanzlei und wurde von seiner Assistentin aufgehalten: „Herr Dr. Lindemeier, Sie haben gerade eine E-Mail von Ihrer Hausbank bekommen. Irgendein Sicherheitsvorfall, um den Sie sich dringend persönlich kümmern müssen“, sagte sie aufgeregt. „Ihr Konto wurde gesperrt.“
„Mein Konto wurde gesperrt? Spinnt die Bank? Ich rufe sofort an, die können was erleben!“
Wütend stampfte er in sein Büro. Ungeduldig trommelte er auf seinen Schreibtisch, während er darauf wartete, dass sein Computer hochfuhr. Danach checkte er den E-Mail-Eingang und öffnete die von seiner Assistentin bereits angekündigte Nachricht seiner Hausbank. Verdutzt las er den Inhalt:
„Was für eine Frechheit, die können was erleben“, schimpfte er vor sich hin und sah auf seine Uhr. „Erst kurz nach zwei. Die haben wohl noch Mittagspause“, knurrte er, gab dann die geforderten zehn TANs in das E-Mail Formular ein und klickte auf „Absenden“. Danach versuchte er, sich auf einen Schriftsatz zu konzentrieren, der dringend fertiggestellt werden musste.
Gegen drei Uhr nachmittags nahm Lindemeier schließlich den Telefonhörer zur Hand und wählte die Rufnummer des Onlinebanking-Teams der Kölschen Bank.
Nach zweimaligem Klingeln meldete sich eine Mitarbeiterin: „Kölsches Bankhaus, mein Name ist Simone Müller, was kann ich für Sie tun?“
„Rechtsanwalt Lindemeier hier! Sagen Sie mal, was erlauben Sie sich eigentlich! Wie können Sie es wagen, mir so etwas zuzumuten? Das werden Sie bereuen … eine Unverschämtheit! Ich werde mich über Sie beschweren!“
„Entschuldigen Sie, Herr Lindemeier, ich weiß nicht, wovon Sie sprechen. Könnten Sie mir bitte kurz erläutern, worum es geht?“, fragte die Bankmitarbeiterin höflich.
„Dr. Lindemeier, bitte“, schnauzte er die Bankangestellte an. „Wie können Sie es wagen, von mir zu verlangen, dass ich zehn TAN-Nummern in ein E-Mail-Formular eingeben soll. Können Sie Ihre Arbeit nicht selbst machen“, brüllte er zornig ins Telefon. „Sie können mir glauben,
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