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ich habe etwas anderes zu tun, als für Sie Sekretariatsdienste zu leisten. Eins sage ich Ihnen! Dieses eine Mal habe ich diesen Blödsinn mitgemacht. Wagen Sie es nicht, so etwas nochmal von mir zu verlangen! Haben Sie das verstanden?“, schnauzte er Simone Müller an.
„Ähemm, Herr Dr. Lindemeier, entschuldigen Sie, nur zum Verständnis: Sie haben eine E-Mail von uns erhalten?“
„Ja.“
„Und Sie wurden aufgefordert, zehn TANs in ein E-Mail-Formular einzugeben?“
„Ja-a.“
Und Sie haben die zehn TANs dann wirklich eingegeben?“
„Ja, das habe ich doch nun schon mehrfach gesagt!“
Kommentar
Diese Geschichte geschah im Jahr 2010. Mit dem Rechtsanwalt konnte ich telefonieren. Er stimmte der Veröffentlichung zu, sofern diese anonym erfolgt. Entsprechend habe ich alle Namen und Orte geändert
.
Der Rechtsanwalt wäre unter normalen Umständen nicht auf eine solch primitive E-Mail hereingefallen. Es kam dazu, weil er in einer emotionalen Situation kalt erwischt wurde. Fehler passieren allen Menschen. Allerdings sollte man bei Bankgeschäften immer wachsam sein und stutzig werden, wenn einem etwas seltsam vorkommt. Rufen Sie im Zweifelsfall Ihre Bank an und fragen Sie nach. Übrigens wird Ihnen Ihre Bank NIEMALS eine E-Mail mit der Aufforderung zur Eingabe von vertraulichen Daten zusenden!
Liebe macht blind
Martin Saarländer strahlte vor Freude, als er seinem Arbeitskollegen Thomas bei den Stadtwerken Hannover von dem abendlichen Chat mit Nadja, einer Russin, erzählte.
„Thomas, Nadja ist echt total nett. Anfangs war sie sehr schüchtern und zurückhaltend. Was bei den komischen Typen, die sich auf Kontaktbörsen tummeln, ja auch nicht ungewöhnlich ist. Aber inzwischen ist sie richtig aufgetaut.“
„Wie alt ist Nadja, wo wohnt sie und hast du ein Foto von ihr dabei?“, wollte Thomas wissen.
„Nadja ist dreißig und leider wohnt sie in Sibirien, in Irkutsk. Ein Foto habe ich bisher noch nicht, wir chatten ja nur“, grinste er seinen Freund an. „Seit ich Nadja kenne, fange ich wieder an zu leben, auch wenn es bisher nur ein virtuelles Kennen ist.“
„Wurde ja auch Zeit, dass du endlich mal eine neue Frau kennenlernst und aufhörst, Monika nachzutrauern“, meinte Thomas erleichtert. Er hoffte ehrlich, dass es seinem Freund und Arbeitskollegen endlich gelingen würde, seine Exfrau Monika zu vergessen. Monika Saarländer war vor zwei Jahren mit einem zwanzig Jahre älteren Mann durchgebrannt. Heute sah Thomas seinen Arbeitskollegen das erste Mal seit seiner Trennung wieder lächeln.
„Das Beste ist, ich kann mit Nadja über alles sprechen. Sie liebt auch Tolkien und Tom Clancy. Wir haben gestern fast zwei Stunden über die Szenen in ‚Rückkehr des Königs‘ diskutiert,“ erzählte Martin begeistert.
„Glauben Sie mir, Herr Wohlfahrt, mit dem BMW ActiveHybrid 5 haben Sie das Beste, was der Automarkt derzeit hergibt. Der Wagen hat volle 306 PS. Von null auf hundert braucht er nur fünf Komma neun Sekunden. Und jetzt kommt es: Jedes Auto, das eine solcheLeistung bringt, ist normalerweise eine Umweltsünde. Unser Active-Hybrid 5 aber nicht! Der hat beeindruckend niedrige Verbrauchsund Emissionswerte. Innerstädtisch verbraucht er nur fünf Komma sieben bis sechs Komma zwo Liter auf hundert Kilometer“, argumentierte der Kundenberater des Autohauses in Mannheim begeistert. „Und, wie gesagt, die Bank hat der Finanzierung zugestimmt, wenn Sie, wie vereinbart, zwanzigtausendfünfhundert Euro anzahlen.“ Gespannt sah er Sven Wohlfahrt an.
Noch unschlüssig überlegte Sven, ob er den brandneuen 5er BMW kaufen sollte. Sein verstorbener Onkel hatte ihm etwas über 30.000 Euro hinterlassen. Schon immer hatte Sven von einem neuen 5er BMW geträumt. Bisher konnte er sich nur Modelle leisten, die mindestens zehn Jahre auf dem Buckel hatten.
Nur hatte er seiner Lebenspartnerin Corinna versprochen, mit ihr einen vierwöchigen Urlaub auf den Malediven zu verbringen. Typisch für Corinna, hatte sie gleich eine Reihe von Angeboten aus einem Reisebüro geholt. Sofort verliebt hatte sie sich in das Sheraton Maledives Resort Hotel. Der Urlaub dort sollte aber immerhin 14.000 Euro kosten.
„Warum ist sie nicht mit einem Mallorca-Urlaub zufrieden“, dachte er genervt. Dabei war er eigentlich nicht auf Corinna, sondern auf sich selbst sauer. Hätte er doch Corinna bloß nichts von der Erbschaft erzählt. Nun war es zu spät. Er sah wieder auf die Verkaufsprospekte und dann zum Vorführmodell
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