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Titel: Tatort www Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goetz Schartner
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rüber. „Ein fantastisches Auto“, schwärmte er.
    „Also, Herr Wohlfahrt, dann lassen Sie uns die Kauf- und Finanzierungsverträge doch gleich fertig machen“, drängte der Verkäufer seinem Kunden. Sven Wohlfahrt zögerte noch kurz, dann nickte er zustimmend.
    Eine Stunde später verließ er glücklich das Autohaus. Gedämpft wurde die Freude, als er an den Abend dachte. „Wie soll ich das bloßCorinna beibringen“, überlegte er nervös. „Schließlich kann ich keinen 14.000 Euro teuren Urlaub machen und gleichzeitig das Auto bezahlen. Vielleicht kann ich sie ja doch zum Spanienurlaub überreden?“ Ihm war ziemlich mulmig zumute bei der Vorstellung, wie seine Lebensgefährtin wohl reagieren würde, wenn ihr Traum vom Maledivenurlaub platzte.
    In einem finsteren Hinterhof der Kazanskaya in Sankt Petersburg fragte Boris den verängstigten Vladimir: „Hast du das verstanden?“
    „Ja, ich gehe einfach zur Post an den Western-Union-Schalter und zeige die Transaktionsnummer vor. Wenn der Typ fragt, wie ich zu so viel Geld komme, sage ich, dass mein Schwager derzeit in Berlin lebt und mir das Geld leiht, damit ich meine Schulden bezahlen kann.“
    „Okay, was machst du, wenn dich die Polizei befragt oder verhaftet?“, fragte Boris.
    „Eh, das haben wir doch schon tausendmal durchgesprochen! Ich behaupte, dass eine Frau mir zweihundert Rubel gegeben hat, damit ich das Geld abhole, weil sie Angst hat, ihr Alter könnte ihr dort auflauern.“
    „Und was passiert, wenn du der Polizei doch von mir erzählst?“, grinste er den Junkie an, während er sein Armeemesser vor Vladimirs Gesicht hielt.
    „Mensch, das weiß ich, du oder ein anderer schneidet mir die Kehle durch“, stotterte Vladimir.
    „Stimmt, aber nur fast, zuerst schneiden wir dir deine Finger einzeln ab, Stück für Stück. Sonst hast du nichts davon“, grinste Boris. „Also, dann renn mal los und hol mir mein Geld!“
    Nach fünfzig Minuten tauchte Vladimir wieder auf. „Ich hab das Geld bekommen. Der Typ am Schalter hat nicht mal nachgefragt,“ japste Vladimir völlig außer Atem. „Bekomme ich jetzt das Geld, wie versprochen?“
    „Erst wenn ich sicher bin, dass dir niemand gefolgt ist“, erwiderte Boris kalt, während er Vladimir den Umschlag mit dem Geld abnahm. Nacheinander rief er seine beiden Wachposten an und fragte, ob jemand Vladimir gefolgt sei, was beide verneinten. Daraufhin warf er ihm ein Bündel Scheine vor die Füße und war verschwunden, bevor Vladimir das Geld eingesammelt hatte.
    Als Martin am Abend zu Hause ankam, schaltete er sofort seinen Computer ein. „Nadja, bist du online?“, fragte Martin erwartungsfroh im Chat der Online-Kontaktbörse, in der er Nadja kennengelernt hatte.
    „Hallo, Martin, schön das du endlich online bist“, antwortete Nadja. „Ich habe schon auf dich gewartet. Wie war dein Tag?“
    „Bis jetzt langweilig, aber mit dir wird der Tag etwas Besonderes“, flirtete er drauflos.
    „Das ist lieb, Martin, und das tut mir gut. Mein Tag gestern war schrecklich. Wieder war einer meiner Lehrgangsteilnehmer nach dem Mittagessen betrunken. Der hat dann den Unterricht gestört. Als ich ihn bat, den Kurs zu verlassen, wurde er wirklich gemein zu mir.“
    „So früh betrunken, und dann noch während eines Lehrgangs? Passiert so etwas bei euch öfter?“
    „Die Männer hier in Russland sind so anders. Sie trinken viel Wodka. Erst werden sie primitiv und dann gewalttätig. Mein Exmann war genauso. Andauernd hat er getrunken. Häufig kam er schon betrunken von der Arbeit. Dann hat ihm das Essen nicht geschmeckt und er hat mich häufig geschlagen. Hätte ich nur auf meine Mutter gehört. Die hat immer gesagt, ich soll einen älteren Mann heiraten. Ältere Männer fangen nicht mehr an zu trinken, wenn sie es nicht schon getan haben. Das hat meine Mutter immer gesagt.“
    „Das tut mir leid, Nadja. Ich wusste nicht, dass du eine so schlimme Ehe hattest“, schrieb Martin.
    „So passen wir doch irgendwie zusammen. Meine Ehe war ein Albtraum und das Ende war eine Erlösung. Deine Ehe war gut und das Ende war ein Albtraum. Jetzt müssen wir nur noch heiraten und werden eine gute Ehe führen. Die Ehe wird ein gutes Ende haben, wenn wir irgendwann sterben“, versuchte Nadja zu witzeln.
    „Genau, das wäre doch was“, schrieb Martin zurück.
    „Aber zuerst möchte ich wissen, wie du überhaupt aussiehst, mein Lieber. Im Ernst, Martin, ich habe noch nie einen Mann kennengelernt, mit dem ich so gut reden

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