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Tatort www

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Titel: Tatort www Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goetz Schartner
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nervös, holte tief Luft und wollte den Satz beenden, als Corinna ihm zuvorkam: „ … deine Frau zu werden? Ja natürlich, darauf warte ich doch schon so lange!“.
    Entsetzt sah Sven seine Freundin an und sagte, bevor ihm klar wurde, was er mit den Worten verursachte: „Äh, heiraten? Corinna, ich wollte mit dir über den Urlaub sprechen. Wollen wir nicht für eine oder zwei Wochen lieber nach Spanien statt auf die Malediven? Ich habe heute den neuen Fünfer-BMW bestellt und muss rund zwanzigtausend Euro anzahlen. So langsam wird das Geld wieder knapp.“
    Tränen schossen Corinna in die Augen. „Ich dachte, du willst um meine Hand anhalten“, schluchzte sie. Sven versuchte sie zu beruhigen: „Schatz, reg dich doch nicht auf. Spanien ist doch auch schön, das wird uns beiden gefallen. Wir können dann ja mit meinem neuen BMW runterfahren“, sagte er und versuchte seine weinende Freundin in den Arm zu nehmen.
    „Fass mich nicht an“, fauchte Corinna zornig, stieß Sven von sich und rannte ins Schlafzimmer. Minutenlang saß Sven verdutzt auf der Couch. Er versuchte zu verstehen, wie das hatte passieren können, als Corinna mit einem kleinen Koffer in der Hand in der Wohnzimmertür stand und unter Tränen sagte: „Sven, ich gehe für ein paar Tage zu meinen Eltern, ich kann jetzt nicht mir dir in einer Wohnung bleiben!“
    Kurz vor Mitternacht loggte sich Boris in Sankt Petersburg über ein von ihm gehacktes WLAN in einen Chat ein und wartete auf einen Chatter mit dem Pseudonym Jurij43. Als dieser im Chat auftauchte, schrieb Boris: „Wir haben 11 Transfers bekommen und insgesamt 2,8 Millionen Rubel abheben können. Morgen sende ich dir wie vereinbart die 2 Millionen.“
    „Und die anderen Überweisungen? Wir haben 26 abgesendet, warum sind nur 11 angekommen?“, fragte Jurij43.
    „Auf den anderen Konten ist nichts angekommen. Keine Ahnung warum, das solltet ihr besser wissen. Ich stelle nur die Zielkonten zur Verfügung“, schrieb Boris verärgert wegen der Nachfrage.
    „Okay, wir werden intern darüber sprechen und dir dann Bescheid geben. Wann hast du wieder neue Konten?“
    „Nächste Woche müsste ich wieder ein paar neue haben“, tippte Boris und loggte sich aus.
    Nadja am nächsten Morgen an Martin über Facebook: „Sag mal Martin, wenn ich ehrlich sein soll, reicht mir der Kontakt mit dir per Internet nicht. Ich möchte mehr von dir. Hättest du etwas dagegen, wenn ich dich in Hannover besuche?“
    „Das wäre toll, wann würdest du mich besuchen?“, fragte Martin begeistert.
    „Im Juni könnte ich drei Wochen freinehmen. Zwei oder drei Tage müsste ich aber eine Freundin in München besuchen, den Rest der Zeit würde ich bei dir bleiben, wenn du magst.“
    „Aber ist der Flug nicht teuer?“, fragte Martin.
    „Da hast du leider recht, den Flug kann ich mir derzeit nicht leisten. Ich bräuchte etwas Hilfe von dir“, schrieb Nadja zurück.
    Ein ungutes Gefühl beschlich Martin. Er hatte schon oft im Internet von Abzockern aus Osteuropa gelesen. Sie gaben sich in Kontaktbörsen im Internet als junge Frauen aus, machten sich an deutsche Männer ran und baten um Geld für eine Reise nach Deutschland. Natürlich kam nie eine von diesen „Frauen“ nach Deutschland und nach der Geldüberweisung ließ „sie“ nichts mehr von sich hören.
    „Bitte nicht“, dachte Martin langsam verzweifelnd, „lass Nadja Wirklichkeit sein und keine Abzockerin.“
    „Martin, leider habe ich nicht genügend Geld auf der Bank, um den Flug mit dem ganzen Drumherum zahlen zu können“, schrieb Nadja weiter. „Aber ich möchte kein Geld von dir haben.“
    Erleichtert atmete Marin aus und fragte: „Wie willst du denn den Flug bezahlen?“
    „Kein Problem. Meine beste Freundin Svetlana lebt doch in München. Ich hatte ihr meine ganzen Ersparnisse geliehen, damit sie ihren Umzug und Neuanfang in München finanzieren kann. Jetzt hat sie das Geld wieder zusammengespart und will es mir zurückgeben. Möchtest du eigentlich überhaupt, dass ich dich besuchen komme?“
    „Ja, natürlich möchte ich das. Wenn es dich nicht stört, kannst du bei mir wohnen und das Geld für ein Hotel sparen. Ich schlafe gerne auf der Couch“, schrieb Martin.
    „Wieso Couch?“, schrieb Nadja. „Wenn ich zwei Wochen bei dir bin, will ich ja etwas von dir haben und nicht alleine in deinem Schlafzimmer schlafen, Martin. Außerdem habe ich mich schon ein bisschen in dich verliebt. Aber wenn du mich nicht möchtest, okay. Bitte sag mir

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