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Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Titel: Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick L. Brille
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nervtötenden Neurosen könnten die putzigen Pelztiere sonst entwickeln?) Sondern sie muss heißen: »Wie bringe ich das Tier dazu, die abnormen (blödsinnigen, exaltierten, unerträglichen) Verhaltensweisen seines Besitzers/seiner Besitzerin möglichst zu tolerieren, darauf nicht übermäßig zu reagieren und den einigermaßen normalen, vernünftigen Gegenpart in dieser unseligen Beziehung zu übernehmen?«
    Diese Fragestellung wird der Haustierpsychologe – aus den bereits erwähnten pekuniären Gründen – allerdings in den seltensten Fällen offenbaren und damit seinem menschlichen Klienten mutmaßlich auch nicht immer die volle Wahrheit sagen. Was ein guter Haustierpsychologe jedoch durchaus anbietet, ist das gemeinsame Training von Tier und Tierhalter – sozusagen eine »Hundeschule intensiv«.
    Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sind zumeist nicht ganz so tiefschürfend wie Traumanalysen oder ödipale Komplexe, denn kaum ein Schäferhund, der ein bisschen was auf sich hält, wird zugeben, sich zwischen Mamas Vorderpfoten einst am wohlsten gefühlt und gar keinen rechten Spaß beim Totbeißen der Nachbarskatzen gehabt zu haben. Doch auch eher banal anmutende Erkenntnisse können von großem Wert sein. »Ihr Hund benötigt mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung«, ist möglicherweise eine Riesenüberraschung für den aufstrebenden Finanzmanager, der bisher davon ausging, dass Afghanenrüde Rudi unter der Woche eher dekorativen Zwecken dient, Fressen und Verdauung vorzugsweise am Wochenende erledigt – dann darf er schließlich mit zum Joggen – und sich ansonsten mit der Fernbedienung den Tag versüßt. Für Hobby-Hooligan Bruno, von Freunden liebevoll als »die Axt« bezeichnet, könnte die folgende Erkenntnis sensationelle Einsichten bringen: Effe, die Dogge, die Bruno nach seinem Lieblingskicker benannte, benötigt gar nicht jeden Tag Dresche mit der Holzplanke, um einigermaßen auf Kurs zu bleiben, sondern will zuweilen auch gestreichelt werden (auch dafür gibt es Kurse. Woher soll Bruno schließlich wissen, wie das geht?). Und diese Einsichten werden irgendwann einmal darin münden, dass Bruno, dann nur noch als »Ex-Axt« bekannt, einen Pullover-Strickkurs besucht. Mit Effe an seiner Seite. Versteht sich.
    Dem Tier klare Regeln geben, eindeutige Grenzen setzen, mehr Zuwendung vermitteln oder auch mehr Aufmerksamkeit schenken – die Tipps des Tierpsychologen sind normalerweise nicht eben sensationell zu nennen. »Da hätte man auch selbst draufkommen können«, mag sich mancher von denen denken, die soeben um einen runden Tausender erleichtert wurden, dafür aber nun immerhin nicht mehr fürchten müssen, dass sie von Briefträgern und Nachbarn im wöchentlichen Wechsel verklagt werden. Die Tatsache, dass es dennoch sehr, sehr viele Tierhalter gibt, die eben nicht von selbst auf diese simplen Regeln im Umgang zwischen Mensch und Vieh verfallen, beschert den ungewöhnlichen Seelenklempnern einen stetig anwachsenden Kundenstrom.
     
Gefahr: *** (Zwei Gefahrenquellen gibt es für den Haustierpsychologen: das Tier und seinen Halter. Bissige Hunde von ihrer Leidenschaft zu befreien, ist naturgemäß kein ungefährlicher Job – bissige Herrchen davon zu überzeugen, dass dies sinnvoll ist, ist auch nicht unbedingt einfacher.)
Langeweile: * (Tja, wir stellen es uns ganz spannend vor, tierische Neurosen zu heilen. Widerspruch?)
Seltenheit: * (Mit der zunehmenden Vermenschlichung der Haustiere nehmen auch die damit einhergehenden Berufsbilder immer mehr zu.)
Ekelfaktor: ** (Mundgeruch, ständiges Sabbern und zuweilen nicht mal stubenrein – das kann echt ekelhaft sein. Ganz zu schweigen von den zu therapierenden Tieren …)
Neidfaktor: *** (In punkto Abwechslung und Abenteuer ein durchaus attraktiver Job. Und wenn Sie dann noch aussehen wie Robert Redford, dürfte zumindest der männliche Tierpsychologe von vielen Geschlechtsgenossen beneidet werden. Handelt es sich um eine Psychologin, ist es übrigens weit weniger angenehm, wie Robert Redford auszusehen.)

Cowboy
     
    W iegend der Gang, breitkrempig der Hut, die Augen zu Schlitzen geformt, die rechte Hand in den Gürtel gehakt und regelmäßig ausspuckend. Was sich hier liest wie die perfekte Beschreibung eines Vertrauenslehrers an einer Berliner Hauptschule, ist natürlich in Wirklichkeit das bekannte Klischee vom Cowboy aus den Weiten der amerikanischen Prärie. Aus diesen Weiten sind zwar mittlerweile vielerorts die mit faulen Hypotheken

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