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Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Titel: Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick L. Brille
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zugepflasterten Engen dramatisch geschmackloser Vorstädte geworden, doch nach wie vor leben in den Vereinigten Staaten von Amerika tatsächlich rund neuntausend Cowboys.
    Cowboy bedeutet wörtlich – das können auch diejenigen übersetzen, die des Englischen nicht so wahnsinnig mächtig sind – »Kuhjunge«. Und damit wäre die nach wie vor existente Hauptaufgabe des Cowboys, der in Australien übrigens »Jackaroo« und in Argentinien »Gaucho« genannt wird, ganz gut umrissen. Der Cowboy nämlich kümmert sich ums liebe Vieh, das auf großen amerikanischen Farmen nach wie vor in respektablen Mengen vorkommt. Landwirtschaftliche Betriebe mit fünftausend Rindern sind hier beileibe keine Seltenheit, und mittlerweile hat eine solche Rinderfarm bereits über die Beringstraße hinweg expandiert und betreibt eine Niederlassung in Sibirien. Ehrlich. Mit Genehmigung der russischen Behörden.
    Zurück zum Thema: Cowboys sind ein amerikanischer Mythos, und deshalb darf man die heute noch arbeitenden Exemplare durchaus als lebende Legenden bezeichnen. So eine Art Muhammad Ali in Mehrfachausfertigung. Oder besser John Wayne. Im Gegensatz zu John Wayne tragen sie allerdings in aller Regel keine Revolver mehr am Gürtel, und Duelle auf der staubigen Straße zwischen Saloon und Stall sind mittlerweile ebenfalls tabu. Immerhin ist das Hauptbeförderungsmittel des Cowboys nach wie vor das Pferd, weil es am ehesten in der Lage ist, auch unwegsames Gelände zu bewältigen, und weil die zu betreuenden Rindviecher mit Vierbeinern viel leichter eine vertrauensvolle Basis der Zusammenarbeit finden als beispielsweise mit knatternden Hubschraubern.
    Mit denen sowie mit Motorrädern sind Cowboys allerdings heutzutage ebenfalls viel unterwegs, denn die Distanzen auf den Ranches sind teilweise gigantisch. Ständig müssen irgendwo Tiere eingefangen, behandelt oder verladen werden, andauernd gilt es, Zäune zu reparieren und darauf zu achten, dass sich keine hungrigen Pumas, Wölfe oder anderes gieriges Getier am Lieblingsabendessen des Amerikaners gütlich tut. Die Steaks der Zukunft müssen zudem mit Brandzeichen oder Ohrmarken versehen werden, Hilfe beim Kalben ist natürlich ebenfalls angesagt, und dass Werkzeuge oder andere Gerätschaften gewartet, gepflegt und unterwegs mal schnell repariert werden müssen, gehört auch noch zur Stellenbeschreibung.
    Weit weniger Beachtung als ihre männlichen Mitstreiter finden übrigens die Cowgirls, die in neueren Marlboro-Werbespots als schmückendes Beiwerk im Hintergrund vage zu erkennen sind. In der angeblich so romantischen Vergangenheit des Wilden Westens jedoch hatten Frauen auf vielen Ranches sogar monatelang das Sagen, weil die Herren der Schöpfung häufig auf langen Trails (Viehtrieben) unterwegs waren oder wieder einmal beschlossen hatten, ein paar Indianern, Nordstaatlern oder anderem Gesindel gehörig die Meinung zu sagen. Bis heute sind Cowgirls auf vielen Ranches gefragte Mitarbeiterinnen, die es vorziehen, auf den Damensattel zu verzichten und häufig – weil geduldiger – viel besser mit dem Vieh umgehen können als so mancher steinharte Brocken von Mann.
    Manche Cowboys haben sich auch auf die Arbeit mit Pferden, vor allem auf das Anreiten junger Pferde, spezialisiert und verdienen sich auf Rodeos ein paar Dollar dazu, auch wenn es dort zumeist gilt, sich möglichst lange auf dem Rücken darob nicht besonders erfreuter Stiere zu halten. Wobei »lange« ein in diesem Zusammenhang nicht beliebig dehnbarer Begriff ist, im Gegenteil. Das mit dem Dazuverdienen ist übrigens ebenfalls häufig eine echte Notwendigkeit. Reich wird man als Cowboy nämlich nicht: Der durchschnittliche Jahresverdienst liegt bei rund neunzehntausend Dollar.
     
Gefahr: **** (Man kann vom Pferd oder vom Motorrad fallen, mit dem Hubschrauber abstürzen, sich allein in unwegsamem Gelände den Fuß brechen, von einem Wolfsrudel attackiert oder von Bären angegriffen werden, unter die Hufe einer riesigen Rinderherde geraten, sich im Winter den Arsch abfrieren oder sich mit der Flinte selbst ins Bein schießen. Gefährlich? I wo …)
Langeweile: * (In der Prärie kann es zuweilen ein wenig einsam werden, und Tag für Tag dieselben Gesichter um sich herum zu haben (und ich spreche nicht von den Rindern), ist auf die Dauer vielleicht auch ermüdend. Insgesamt jedoch garantiert der Job jede Menge Abwechslung.)
Seltenheit: ** (Die Zahl der Cowboys wird weiter abnehmen, doch noch sind sie nicht wirklich

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