Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt
Bezeichnung noch mit seiner Tätigkeit ernsthaft prahlen. Seine Aufgabe nämlich ist nicht die Befriedigung geschlechtlicher Triebe bei weiblichen Exemplaren der Spezies Mensch, sondern die Feststellung der jeweiligen Geschlechtlichkeit bei der Gattung Huhn. Oder – anders ausgedrückt: Der Sexer hat die durchaus ehrenvolle, wenngleich nicht unbedingt Legenden bildende Aufgabe, bei soeben geschlüpften Hühnerküken das Geschlecht festzustellen.
Wie? Und warum? Bitte schön: Nachdem Küken aus ihren Eiern geschlüpft sind, werden sie nach Geschlecht getrennt, denn die Nutztierchen haben schließlich gänzlich unterschiedliche Jobs und landen daher auch in unterschiedlichen Fütterungsprogrammen. Die weiblichen Küken wachsen zu Hennen heran und haben folgerichtig die Aufgabe, Eier zu legen – entweder um Frühstückseier zu produzieren oder um für neuen Hühnernachwuchs zu sorgen. Das mag sexistisch klingen und ist streng genommen nicht besonders fair, aber im Zeitalter der Nutztierhaltung wird die Emanzipation der Legehennen notgedrungen weiter auf sich warten lassen. Die männlichen Küken werden entweder gleich um die Ecke gebracht – das dürfte selbst für Alice Schwarzer ein adäquater Ausgleich im Geschlechterkampf sein –, oder sie werden gemästet, um als Brathähnchen in den Kochtöpfen, Woks und auf den Grills dieser Welt zu landen. Und jene Menschen, die die Küken gleich nach ihrer Geburt nach Geschlechtern aufteilen, nennt man »Sexer« – ihre Tätigkeit wird folgerichtig als »sexen« bezeichnet.
Na, meine Herren – enttäuscht? Das tut uns leid. Sollten Sie allerdings ernsthaft darauf gesetzt haben, eine Betätigung als Sexer könne Ihren schwappenden Hormonspiegel endlich in ruhigere Bahnen bringen und eine Karrierechance darstellen, die Sie einem Dasein als Richard Gere ein Stückchen näher bringt, dann war Ihnen von Anfang an nicht zu helfen. Sollte Ihre Enttäuschung tatsächlich so groß sein, dann raten wir Ihnen von der Lektüre der folgenden Absätze ab, denn nun folgt die Beschreibung der notwendigen Routine beim – Achtung! – Sexen. Dieses nämlich erfolgt nach wie vor ausschließlich per Hand, und zwar direkt nach dem Schlüpfen. Dabei wird zwischen zwei Methoden unterschieden: dem Kloakensexen (wir können doch auch nix dafür!) und dem Federsexen. Beim Kloakensexen wird durch leichten Druck auf die Kloake festgestellt, ob das Küken einen Penis besitzt oder nicht. Dazu ist, wie Sie sich sicherlich vorstellen können, sehr viel Fingerfertigkeit und ein Höchstmaß an Konzentration erforderlich. Etwas erleichtert wird die Angelegenheit immerhin dadurch, dass frisch geschlüpfte Küken in der Regel nicht zu panikartigen Darmentleerungen neigen. Ein erfahrener Sexer kann auf diese Weise rund zweitausend Küken pro Stunde sexen. Die Fehlerquote beträgt dabei rund zwei Prozent, was möglicherweise dazu führen könnte, dass irgendwo in einer Legehennenbatterie im Westerwald eines Tages eine vermeintliche Henne zur anderen durch die Gitterstäbe raunt: »Ich glaub, ich stecke im falschen Körper fest.«
Diese Art des Sexens funktioniert nicht nur bei Hühnern, sondern auch bei anderem Geflügel. Die Methode des Federsexens dagegen ist ausschließlich bei Hühnern möglich. Grundlage dafür ist die Tatsache, dass ein eingekreuztes Gen das Wachstum einer Flügelfeder beim männlichen Küken hemmt. Diese Methode ist einfacher als das Kloakensexen und daher auch billiger, weil die Sexer nicht so gut ausgebildet sein müssen. Einfach gucken, ob die betreffende Feder kürzer geraten ist als üblich, und schon können wir das kleine gelbe Wuschelding den Hähnen zuordnen. Für all jene Hühnerfarmen, bei denen Gentechnik prinzipiell abgelehnt wird, wird es weiterhin heißen: »Sexer, ran an die Kloaken!«
Gefahr: (Solange Sie nicht an Kilroy, das Killerküken, geraten, kann Ihnen als Sexer nichts passieren.)
Langeweile: ***** (Für Kükenkloaken gilt wohl der Satz: Hat man eine befühlt, kennt man sie alle.)
Seltenheit: *** (Trotz der megageilen Berufsbezeichnung ist es nicht einfach, für diesen Job Nachwuchs zu rekrutieren …)
Ekelfaktor: ** (Küken sind zwar goldig, doch Freundschaften wird der eilige Sexer nicht schließen können. Und Kloaken? Sind eher eklig, aber man gewöhnt sich wahrscheinlich dran.)
Neidfaktor: * (Der Name allein reißt es einfach nicht raus.)
Farbtrockenzeitüberprüfer
W as für eine Bezeichnung, was für ein Beruf! Unglaublich, oder? Wir
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