Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt
dort lebenden Alligatoren aufschrecken, die von ihren gelangweilten Ex-Besitzern herdenweise durch die Toiletten gespült wurden, zum anderen sorgt ein langfristiger Stromausfall neun Monate später für einen spürbaren Anstieg der Geburtenrate. Ist der Kindergarten dafür ausgelegt? Na also.
Lassen Sie uns an dieser Stelle ein abschließendes Fazit ziehen. Der Weg zu jenem Tag, an dem Sie es so richtig krachen lassen können, ist lang und beschwerlich und mit einer nur mühsam verdaulichen Mischung aus körperlicher Schwerstarbeit und intensiver Theorieschulung verbunden. Aber wenn Sie früher mal wie der kleine Konstantin waren, könnte es sich trotzdem lohnen.
Gefahr: *** (Lassen Sie den Helm auf, hantieren Sie nicht mit offenem Feuer, wenn irgendwo Sprengstoff herumliegt, spielen Sie mit Arbeitskollegen nicht das lustige »Fang-den-Semtexball-Spiel«, halten Sie den Bagger von Ihrem Auto fern … Und so weiter. Wenn Sie alle Ratschläge beachten, leben Sie lange und in Frieden.)
Langeweile: (Es mag an uns liegen, die wir uns ständig nur mit Buchstaben beschäftigen, dass wir vom Kaputtmachen so fasziniert sind. Wir können uns einfach nicht vorstellen, dass das jemals langweilig werden könnte.)
Seltenheit: ** (Rund sechshundert echte Abrissexperten gibt es in Deutschland. So richtig selten ist das wohl eher nicht.)
Ekelfaktor: (Zuweilen kommen unerfreuliche Dinge ans Licht, wenn man die Trümmer wegräumt. Aber dann ist der Sprengmeister meistens schon weg.)
Neidfaktor: **** (Ja, ja, ja – wir geben es zu. Wäre die langjährige Ausbildung nicht so anstrengend, könnten wir uns für diesen Job begeistern. Ja, wir sind neidisch. Sie auch?)
Computerspiele-Tester
W issen Sie, was ein Nerd ist? Nein? Okay – das Wort stammt laut Wikipedia möglicherweise vom Rückwärtslesen des Wortes »drunk« (engl. betrunken), also: »knurd«. Der Begriff soll sich auf College-Absolventen beziehen, die sich gezielt dem Studium widmeten, statt Partys zu feiern, was sie per se natürlich zu absonderlichen Kreaturen machte. Aus »knurd« wurde im Laufe der Zeit »nerd« – das »kn« am Wortanfang wird im Englischen »n« ausgesprochen – und damit stand die Bezeichnung für den nervigen Außenseiter, der sich zwar an der Tastatur blendend zurechtfindet, aber keinen Schimmer vom wahren, prallen Leben hat.
Als Prototyp eines Nerds, also sozusagen als der Stammvater des modernen Sonderlings, gelten jene Freaks, deren Leben sich schon in den Zeiten des C64 in erster Linie vor dem Bildschirm abspielte. Während wir normalen Teilzeit-User noch Monitor-Tennis mit zwei Strichen und einem flimmernden Viereck spielten, das als Ball zu verstehen war, nahmen sie bereits die Prozessoren auseinander, brabbelten geheimnisvolle Sentenzen zur Programmiersprache und verkündeten unheilvoll den Beginn des digitalen Zeitalters, dessen Gralshüter sie dereinst sein würden.
Die Tatsache, dass sie mit dem digitalen Zeitalter irgendwie recht hatten, hinderte uns andere allerdings nicht daran, diese Typen weiterhin nervig zu finden und mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln auszubremsen. Von wegen »Gralshüter« – wir sorgten dafür, dass sich Sekundärtugenden wie Fachwissen oder Kompetenz auch in der schönen neuen Computerwelt niemals entscheidend durchsetzen konnten, sondern hielten an den bewährten Aufstiegsprinzipien fest: Schleimerei, Beziehungen und Ellbogen. Auf diese Weise kann bekanntlich nichts schiefgehen, und deswegen werden die großen Softwareunternehmen heute zumeist – wohlgemerkt: nicht immer – von Typen dominiert, deren Väter uns in den Siebzigerjahren sinnlose Versicherungspolicen andrehten. Sie haben allesamt Betriebswirtschaft und/oder Jura studiert und sehen mit ihren gegelten Haaren aus wie oberfränkische Freiherren im Ex-Ministerrang.
Und die Nerds von damals? Sind immer noch dieselben kaputten Typen mit verfilzten Haaren, seltsam dünnen Bärtchen und Ärmchen, hocken zumeist allein in durchgewetzten Sesseln ohne Armpolster, balancieren Tastaturen auf spitzen Knien, greifen ab und an in Kartoffelchipstüten und blicken durch dicke Brillengläser starr in jene Parallelwelten, die von den Kanten des Monitors eingefasst werden. Ihre natürliche Umgebung stellen wir uns düster und irgendwie bedrückend vor. Umso überraschter sind wir, wenn wir einzelne Exemplare dieser »lost species« irgendwo in einem lichtdurchfluteten Großraumbüro entdecken. Noch immer murmeln die Nerds seltsame
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