Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt
Job erst so richtig rund – wechselseitige Anerkennung und der gegenseitige Respekt vor den Leistungen des jeweils anderen befruchtet die Arbeit an jedem Spiel, das heute neu auf den Markt kommt. Toll, oder?
Auf dem Pfad zum Traumjob gibt es ungeachtet des zumeist hervorragenden Betriebsklimas allerdings einige kleinere Einschränkungen. Der Spieletester steht in aller Regel enorm unter Druck, weil das Datum der Markteinführung schon längst festgelegt ist, die Ratte von Programmierer sich allerdings sehr lange Zeit gelassen hat, um das Produkt endlich testen zu lassen. Bedeutet im Klartext: Vierundzwanzig-Stunden-Schichten über ein paar Wochen hinweg. Aber einem echten Nerd macht das natürlich nur wenig aus. Zudem ist die pekuniäre Vergütung leider eher marginal, Vollzeitstellen sind rar, und Boni werden nicht gezahlt, wenn man von den Chipstüten absieht. Kein Zweifel: In der Hackordnung der Branche stehen die Tester ganz unten, sind sozusagen die Einzeller des Nahrungskreislaufes. Einen Lichtblick am Horizont gibt es immerhin: Nicht wenige der Spielebeschnüffler bringen es im Laufe ihres Lebens zu profunden Fachkenntnissen in der Programmiertechnik und schaffen irgendwann vielleicht den Sprung in die Entwicklungsabteilung. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Gefahr: ** (Tageslicht kann tödlich sein, und möglicherweise haben professionelle Spieletester irgendwann Probleme, mit so abartigen Dingen wie der Realität zurechtzukommen. Aber mal abgesehen vom Verlust der psychischen Gesundheit ist bei diesem Job nichts wirklich riskant.)
Langeweile: * (Kommt auf die Sichtweise an: Ein Nerd wird diesen Job lieben und niemals für langweilig halten. Wir schon.)
Seltenheit: * (Es gibt Tausende von ihnen, aber da sie selten nach draußen kommen, sieht man sie kaum. Irgendwie unheimlich.)
Ekelfaktor: ** (Die Luft in den Teststudios riecht nach den üblichen Wochenschichten etwas streng, was möglicherweise durch die handelnden Personen verursacht wird.)
Neidfaktor: * (Siehe auch unter »Langeweile«: Jeder Nerd wird diesen Beruf für einen Traumjob halten und andere Nerds glühend darum beneiden. Wir nicht.)
Kapitel 8
Jobs, die jeden Rahmen sprengen
Die Jobs in diesem Kapitel sind so verrückt, dass sie in keine Kategorie passen. Dazu gehören zum Beispiel Puppendoktoren, Hersteller von Wachsfiguren oder Mystery Shopper , die heimlich den Service in Geschäften und bei Dienstleistern testen.
Mystery Shopper
E s gibt Fragen, die will man einfach nicht hören. Bei Männern steht »Schatz, bin ich zu dick?« ganz weit oben auf der Hitliste der furchtbarsten Erkundigungsversuche – dicht gefolgt vom scheinbar unvermeidlichen: »Was denkst du gerade?« Frauen können hingegen mit »Glaubst du wirklich, dass dir das steht?« und »Soll ich für dich einparken?« vergleichsweise wenig anfangen, was die viel zitierte These widerlegt, dass es nur dumme Antworten, nicht aber dumme Fragen gäbe. Quatsch.
Im Übrigen gibt es eine Frage, die beide Geschlechter häufig gleichermaßen unangenehm finden, wobei viel davon abhängt, wann sie gestellt wird. Sie kann grauenhaft nervig und aufdringlich rüberkommen, doch manchmal sehnt man sich auch nach ihr wie ein Verdurstender nach Wasser in der Wüste. Haben Sie’s schon erraten? Nein? Die Rede ist natürlich vom unvermeidlichen: »Kann ich Ihnen helfen?«
Nehmen wir mal an, Sie kommen gerade durch die Tür einer teuer aussehenden Boutique, haben rein zufällig ein paar Scheine in der Tasche und sind in der »Ich-gönn-mir-mal-was«-Laune. Noch bevor Sie sich ein wenig umschauen können, stürzt aus dem Hintergrund der hippen Bude mit violettem Trendanstrich eine stark geschminkte Hannah-Montana-Kopie im angeblich angesagten Glitzerlook und mit grellgrün lackierten Fingernägeln auf Sie zu und quietscht ein schrilles »Kann ich Ihnen helfen?« in Richtung Ihres Solarplexus. Was löst das aus? Einen Aggressionsschub? Einen Farbenrausch? Fluchtreflexe?
Und jetzt fangen wir noch mal von vorne an: Sie betreten denselben Laden, schauen sich in aller Ruhe um, finden das richtige Kleidungsstück, versichern sich bangen Blickes, dass das mitgeführte Bargeld noch ausreicht, wenn die Kreditkarte vor Ihren Augen zerschnitten werden sollte. Jetzt wollen Sie nur eins: erfragen, ob sich das textile Objekt Ihrer shopping-gestählten Begierde auch in Ihrer Größe in den Lagerregalen des erwählten Modetempels befindet. Suchend blicken Sie sich um, spähen hinter Vorhänge,
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