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Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Titel: Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick L. Brille
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Satzfetzen, beschwören den Cyberspace und ducken sich ängstlich weg, wenn sie mit Anforderungen der schnöden Realität konfrontiert werden. Denn – und damit kommen wir zum eigentlichen Kern unserer Ausführungen – viele von ihnen verdienen sich ihr Geld bis zum heutigen Tag als Tester von Computerspielen.
    In der Frühphase der digitalen Ära gab es noch keine Tester. Stattdessen kümmerten sich die Programmierer selbst um Fehler und Bugs und ließen niemanden an ihre »Babys« ran, bevor das Produkt auf dem Markt war. Heute hingegen werden neue Spiele erst veröffentlicht, wenn professionelle Computerspieler sie auf Herz und Nieren geprüft haben. Umstritten ist allerdings, wie die Softwarehersteller auf diesen Trichter gekommen sind. Einige sprechen davon, dass die profitorientierten Moneygeier plötzlich gründlicher arbeiten und seriös getestete Programme an den Mann bringen wollten. Diese Theorie ist jedoch so absurd, dass sie selbst unter dem Deckmäntelchen der Satire als abstoßend und lächerlich empfunden wird. Viel wahrscheinlicher klingt die zweite Theorie, die besagt, dass zahlreiche Spielehersteller in den Kellern ihrer hypermodernen Kult- und Kommerzschmieden nach und nach einen ganzen Haufen komischer Typen mit dünnen Bärtchen und Ärmchen entdeckten. Man musste feststellten, dass diese Typen sich schon seit Mitte der Achtzigerjahre dort aufhielten und plan- und sinnlos vor sich hin spielten. Zwischenzeitlich hatten sie in Eigenregie aus Pacman die Super Mario Brothers entwickelt – und sie waren von geradezu unglaublicher Anspruchslosigkeit. Und weil moderne Softwareproduzenten gelernt haben, in Gewinnmargen und Effizienzstrategien zu denken und zu kalkulieren, kauften sie tonnenweise Kartoffelchips in handlichen Tüten, machten aus etlichen lichtdurchfluteten Büros im siebzehnten Stock mittels grünlicher Vorhänge düstere Grüfte und ließen die Game-Combo das tun, was sie am besten kann: spielen.
    Die Nerds probieren seitdem jedes Spiel aus bis zum Exzess, testen jede Figur, jedes Level, jeden Bonus und jede wie auch immer geartete Anforderung für den späteren Nutzer. Dazu müssen sie ein und dasselbe Spiel tagelang immer wieder spielen und es sogar in Kauf nehmen, dass sie dabei auf Video aufgezeichnet werden, damit man anschließend sämtliche Aktionen nachvollziehen kann. Im offiziellen Sprachgebrauch wird behauptet, die Analyse werde zur Qualitätssicherung durchgeführt und sorge für ein wichtiges Feedback über Design und Schwierigkeiten eines neuen Spiels. Die Tester an der Chipstüte müssen zudem ausprobieren, mit welchen Sound- und Grafikkarten die jeweiligen Spiele laufen, und sollten auch noch die gesetzlichen Bestimmungen im Auge haben: Urheberrechtsverletzungen nämlich werden auch in der Software-Industrie längst nicht mehr als Kavaliersdelikt behandelt. Und wer könnte besser feststellen, ob es eine bestimmte Figur in einem anderen Kontext womöglich schon einmal gab, als einer, der sein Leben lang praktisch nichts anderes tat, als Computerspiele zu spielen?
    Eines allerdings musste man den Nerds sehr mühsam beibringen: Wenn sie nicht vom Kartoffelchipsnachschub abgeschnitten werden wollten, mussten sie beginnen zu kommunizieren. Oder schlichter formuliert: Sie mussten lernen, in verständlichen Wörtern und Sätzen zu sprechen. Warum? Nun – wenn ein Tester einen Fehler findet, muss er dies dem Programmierer mitteilen. Und das funktioniert am besten dadurch, dass der eine zum anderen etwas sagt. In der Realität klingt das dann ungefähr so.
     
Tester: »Du, ey … äh, du Mensch, du … ich, äh … also in deinem megaspacigen ›Cruel Wooga War, Part 27‹ … also, da haut irgendwie … äh … irgendwie klappt da was nich so, du … äh.«
Programmierer: »Klappt nicht, gibt’s nicht. Rede, du schleimige Kröte, du Ausgeburt einer perversen Fantasie, rede!«
Tester: »Ja … äh, also … du Typ … äh – wenn also auf Level 13 die Tussi da, diese … äh … scharfe Ische da, diese … äh … Sara Kraft dem schleimigen Wubbelmonster mit der tödlichen Todeskralle die eklige Runkelrübe abholzt … also … äh … dann lebt das Mistbiest einfach weiter … äh … echt, du … da musst du noch mal ran, ey …«
Programmierer: »Okay, du abstoßende Kreatur der Finsternis. Ich schau’s mir an. Und jetzt – husch, zurück in die Dunkelkammer, du Abschaum, du.«
    Dieses informative Gespräch unter Gleichgestellten macht den

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