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Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Titel: Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick L. Brille
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Schießkugelschreiber zwischen den ausladenden Attributen des bekannten Holzes vor der Hütt’n. Die Begleitmusik zu Traudls Opfergängen in die Diaspora der Manieren liefert in dröhnender Lautstärke eine Stimmungskapelle, deren mit einem armdicken Taktstock bewaffneter Vorturner in regelmäßigen Abständen dem »Prosit der Gemütlichkeit« huldigt und Howard Carpendale für intellektuell überfrachtet hält.
    Auf dem beschwerlichen Weg zu den Tischen der Herren wird das Mädel aus der Hallertau von so vielen Schweißhänden betatscht, dass sich findige Kriminologen in den unvermeidlichen Post-Wiesn-Körperverletzungs-Ermittlungen eigentlich nur Traudls feines Stöffchen ausleihen müssten, um sich den Speichelproben-Massengentest sparen zu können. Gegen elf Uhr in der Nacht – Traudl hat bis zu diesem Zeitpunkt die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, fröhlich zu sein, knusprig zu wirken und möglichst nicht nach Erbrochenem zu riechen – ist der Arbeitstag dann beendet. Also, wenn das nicht nach einem echten Traumjob klingt …
     
Gefahr: **** (4 von 5 Sternen – vor allem für die psychische Gesundheit ist das Risiko immens.)
Langeweile: (Man lernt lauter nette Leute kennen, hört ständig tolle Musik und entdeckt ganz neue Formen des Körperbewusstseins.)
Seltenheit: **** (Denn auch wenn es Oktoberfeste mittlerweile sogar in Peru gibt – das Wiesn-Flair ist einmalig.)
Ekelfaktor: ***** (Nun ja – wer schon knöcheltief in halbverdauten Nahrungsresten gewatet ist, wird wissen, warum es hier fünf Sterne gibt.)
Neidfaktor: *** (Geld ist nicht alles, aber durchaus eine ganze Menge.)

Puppendoktor
     
    W enn Sie beim Begriff »Puppendoktor« einen schnauzbärtigen Adonis im weißen Kittel vor Augen haben, der einer langbeinigen Blondine gerade sein Stethoskop ins wogende Dekolleté stopft und dabei grinst wie Bert, wenn er Ernie gerade eins ausgewischt hat, dann sollten Sie gar nicht erst weiterlesen. Die Enttäuschung könnte zu groß sein.
    Nein, der Beruf des Puppendoktors hat nichts mit jenen Damen zu tun, die in der Playboy -Villa leben und sich lustvoll kichernd darüber beschweren, ob ihrer nur marginalen Bekleidung und eines IQ , der außerhalb ihres Biotops als Schwerbehinderung durchgehen würde, zu reinen Sexobjekten degradiert zu werden. Der echte Puppendoktor beschäftigt sich vielmehr mit echten Puppen – mit jenem Spielzeug also, das unseren Kinderchen und Enkelchen so sehr am kleinen Herzchen liegt, dass es kaum zu verschmerzen ist, wenn Barbiechen, Kenchen oder auch das Teddybärchen aufgrund diverser Beschädigungen unrettbar verloren scheinen. Der Puppendoktor wird also alarmiert, wenn das liebste Spielzeug der kleinen Marie aus dem Leim zu gehen droht.
    Bevor Sie nun allerdings zum Taschentuch greifen, sich tränenfeucht an »Bärli« oder »Schnuffel«, die einzigen wahren Freunde Ihrer ach so schweren Kindheit, erinnern, dürfen wir Ihnen zu bedenken geben, dass Kinder sich die Dienste eines Puppendoktors nur in den seltensten Fällen leisten können. Dessen pekuniäre Ansprüche nämlich korrespondieren kaum mit den materiellen Möglichkeiten einer traumatisierten Puppenmutter. Oder anders ausgedrückt: Selbst wenn die betreffende Puppenmutter über Monate hinweg ihr Taschengeld hortet, wird sie nicht genügend zusammensparen, um sich Barbie-Doc leisten zu können. Da müssen also die Eltern ran, die mit klammen Fingern im Geldbeutel kramen, um jene Scheinchen zusammenzukratzen, die Mandys großäugiger Klimperulla aus Plastik den vom tumben Josch jüngst operativ entfernten und anschließend zerschredderten Unterarm wiederbringen. Denn viele Puppendoktoren unterhalten tatsächlich großzügig ausgestattete Ersatzteillager, in denen Dutzende von Fabrikaten ihrer Ausschlachtung harren. Ist wie eine Art Schrottplatz, darf aber natürlich niemals mit einem solchen verglichen werden.
    Aber auch kleine Schönheitsoperationen stehen auf dem Arbeitsplan der edlen Helfer, ebenso wie die Auffrischung des püppischen Innenlebens, denn nicht wenige jener wunderbaren Wesen aus Kunststoff, Fell und Haaren aus Osteuropa verlieren viel von ihrer Anziehungskraft auf unseren Nachwuchs, wenn sie in Ermangelung ihrer Stroh- oder Kunststofffüllung waschlappenartig daherkommen.
    In diesem Zusammenhang darf nicht unerwähnt bleiben, dass Puppendoktoren erst seit wenigen Jahren – zunächst in Amerika, mittlerweile auch bei uns – ein akzeptables Auskommen haben. Allmählich hat sich jedoch

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