Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt
Anabolika – mit Ihren Testfragen zur Weißglut bringen, dann könnte es unangenehm werden. Andererseits trifft man solche Typen ja auch täglich in der Straßenbahn.)
Langeweile: **** (Das Problem an diesem Job ist, dass Sie als Mystery Shopper meistens auf einen ganz bestimmten Typ festgelegt werden – beispielsweise »die unsichere Mittelklasse-Hausfrau mit Defiziten beim Technik-Verständnis«. Ein paarmal kann die Rolle ja ganz nett sein, aber stellen Sie sich doch mal bitte vor, Heidi Kabel hätte das ihr Leben lang spielen müssen …
Seltenheit: ** (Wirklich exklusiv ist der Job schon lange nicht mehr, aber so richtig häufig natürlich auch noch nicht.)
Ekelfaktor: * (Sollten Sie in die Verlegenheit kommen, Leichenwäscher oder Kammerjäger testen zu müssen, könnte es unangenehm werden, aber das geschieht wohl eher selten.)
Neidfaktor: **** (Sie werden dafür bezahlt, anderen Menschen auf die Nerven zu gehen, dürfen deren Reaktion anschließend bewerten und kriegen dafür auch noch Geld. Jeder Schüler träumt von einem solchen Leben.)
Oktoberfestbedienung
N ehmen wir mal an, Sie sind optisch eine Mischung aus Veronica Ferres und Marianne Sägebrecht, beherrschen leidlich bis gut das bayerische Idiom, verfügen über eine gewisse Spannkraft im Bizepsbereich beider Arme, sind mit chronisch guter Laune geschlagen und mit einer immens hohen Toleranzschwelle gesegnet. Sie haben keine Probleme damit, dass kleinwüchsige Italiener oder Japaner ständig mehr oder weniger unauffällig versuchen, mit winzigen Digitalkameras unter Ihren Rock zu fotografieren, sind kulturell eher masochistisch drauf, verfügen über Erfahrung im Verdrängen von Wolfgang-Petry- oder DJ -Ötzi-Texten, füllen ein Dirndl im oberen Bereich ordentlich aus und sind zudem auch noch weiblichen Geschlechts – dann, ja dann, könnten Sie sich als Bedienung auf dem Münchner Oktoberfest, zärtlich auch »die Wiesn« genannt, versuchen.
Der zarte Zauber dieses Jobs – es verbietet sich fast, ihn einen »Beruf« zu nennen – liegt zum einen in seiner schlichten Kürze (die zwei Wiesn-Wochen lassen sich bekanntlich auch in chilenischen Kupferminen locker wegstecken, auch wenn der Grad der Verzweiflung im Bierzelt schnell deutlich größere Ausmaße annimmt) und zum anderen im schnöden Mammon: Zwischen zwei- und dreitausend Euro lassen sich als Gehalt für diese Zeitspanne verbuchen – Trinkgelder in ähnlicher Höhe winken den properen Rauschlieferantinnen außerdem.
Holla, die Waldfee, denkt sich da die sonnig-wonnige Traudl aus dem Hopfenland Hallertau (zwischen Ingolstadt und Regensburg gelegen), die normalerweise in der heimatlichen Pilsbar die Feldfrucht-Version der Femme fatale gibt. Und schon greift sie fürs Zugbillet tief ins klamme Portemonnaie und fürs Abenteuer Großstadt noch tiefer in die Mutkiste und macht sich auf den Weg zum schmucken Wiesn-Zelt. Dessen Wirt stellt man sich in der Hallertau gemeinhin als eine Art jovialen Mafia-Paten mit Gamsbart vor. Schlau wäre es jetzt noch, wenn die Traudl möglichst noch die Christl mitbrächte, denn Wiesnwirte stellen ihre Servicekräfte grundsätzlich nur als Duo ein – wegen der Ausfallgefahr.
Doch jetzt nehmen wir mal an, Christl und Traudl haben Glück gehabt, dürfen in einem solch dezent-dekadenten Ambiente wie dem Armbrustschützenzelt der gediegenen Kundschaft aufwarten und solcherart versuchen, den Kredit für den aufgemotzten Toyota- SUV des in der Heimat die Kühe hütenden Toni in Rekordzeit abzustottern. Was erwartet die beiden Landeier dann eigentlich?
Nun, der Arbeitstag beginnt um halb neun in der Früh mit dem Säubern der Tische und Bänke und dem anschließenden Eindecken. Die erste große Besucherwelle bricht dann gegen elf Uhr übers Zelt herein , bricht nach zwei Stunden und fünf Maß Bier ins Zelt hinein und nach weiteren zwei Stunden stark schwankend wieder aus dem Zelt heraus. Was aber nicht weiter auffällt, da frei werdende Plätze in aller Regel unverzüglich von extrem nach Campingplatz im Münchner Norden müffelnden Skandinaviern oder Wohnmobil-bewehrten Italienern eingenommen werden.
Diese alsbald nicht nur freudetrunkene Klientel verlangt mit der dezenten Nonchalance einer Stalinorgel permanent nach dem bayerischen Grundnahrungsmittel, sodass unsere Traudl ständig im Akkord zwölf oder mehr kiloschwere Krüge durch enge Gänge wuchtet. Bewaffnet nur mit ihrem Charme, den strammen Wadln und einem möglicherweise hilfreichen
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