Tatsache Evolution
fossile »Affe-Mensch-Zwischenform«
Sahelanthropus
in guter Näherung zueinanderpassen, ergab sich auch bei der Erforschung der Abstammung unserer Rüsseltiere eine Übereinstimmung zwischen dem DNA-Stammbaum und den Fossilfunden (molekulare Divergenz-Zeit ca. 26 Mio. J.; die fossile Zwischenform
Eritreum
lebte vor ca. 27 Mio. J.).
Abb. 9.8: Schematische Darstellung eines aus DNA-Sequenzdaten (mt-Genom) abgeleiteten evolutionären Stammbaums der Spezies Waldelefant, Afrikanischer Elefant, Wollhaar-Mammut und Asiatischer Elefant, mit dem Amerikanischen Mastodon als Außengruppe. Die nackten Rüsseltiere existieren noch heute, während die behaarten Mammuts und Mastodons vor etwa 10 000 Jahren ausgestorben sind. Art-typische Backenzähne (Molaren) sind mit abgebildet. Die Divergenz-Zeiten (d. h. Zeiträume, in denen eine Aufspaltung der Populationen erfolgt ist) sind in Millionen Jahren (Mio. J.) vor heute angegeben. Eine fossile Zwischenform (
Eritreum
) wurde in die Graphik aufgenommen (Pfeil). Die Art-Aufspaltungen vor etwa 7,6 und 6,7 Mio. J. verliefen zeitgleich mit der Separation einer Affe-Mensch-Urform in heutige Menschen, Schimpansen und Gorillas (nach Rohland, N. et al.:
PLoS Biology
5, 1663 – 1671, 2007).
Eine Analyse der Elefanten-Mammut-Evolution (Abb. 9.8) zeigt, dass es vor etwa 7,6 (6,6 – 8,8) und 6,7 (5,8 – 7,7) Mio. J. jeweils zu Art-Aufspaltungen gekommen ist. Unsere heutigen |278| noch lebenden Spezies, der Afrikanische Elefant (
Loxodonta
africana
), der Asiatische Elefant (
Elephas maximus
) und der hiermit verwandte ausgestorbene Wollhaar-Mammut (
Mammuthus
primigenius
) müssen aber als letzte Überreste einer ehemals formenreichen Rüsseltier-Artengruppen betrachtet werden. Der etwas kleinere Waldelefant (
Loxodonta cyclotis
) zweigte vor etwa 4 Mio. J. von seiner Stammart
L. africanum
ab und gilt heute als eigene, reproduktiv isolierte Säuger-Spezies.
Da die Aufspaltung einer urtümlichen »Affe-Mensch«-Zwischenform in die drei Arten Gorilla, Mensch und Schimpanse in Afrika im selben Zeitraum erfolgt ist (Divergenz-Zeiten etwa 8 bzw. 7 – 6 Mio. J., s. Abb. 9.6 B), muss geschlossen werden, dass es vor 8 – 6 Mio. J. auf dem afrikanischen Festland spezielle Selektionsbedingungen gegeben hat, die in beiden Säuger-Abstammungsreihen eine simultane Arten-Separation verursachte. Wir wissen, dass es in dieser Zeit zu drastischen Umweltänderungen gekommen ist, wobei u. a. große Grasflächen (Savannen) entstanden sind. Evolutionsforscher gehen daher davon aus, dass die unbehaarten Menschen sowie die ebenfalls nackthäutigen Elefanten zeitgleich unter denselben natürlichen Auslesebedingungen in Afrika entstanden sind. Darwins Hypothese vom afrikanischen Ursprung des Menschen konnte somit, wie bereits oben gesagt, gut belegt werden. Von der simultanen Entstehung der Wollhaar-Mammuts und Elefanten im gleichen Lebensraum unter Wirkung derselben Selektionsbedingungen konnte Darwin allerdings nichts wissen.
Es gilt heute als wahrscheinlich, dass unsere Vorfahren vor etwa 10 000 Jahren durch intensive Bejagung die letzten Wollhaar-Mammut- und Mastodon-Populationen zum Aussterben gebracht haben. Als Alternative zu diesem vermuteten, durch den Menschen verursachten »Overkill«-Szenario wird von manchen Paläobiologen der dokumentierte Klimawandel gegen Ende der letzten Eiszeit als Auslöser des Aussterbens angenommen. Eine definitive Antwort auf die Frage, warum die Großsäuger mit Beginn des Holozän weltweit ausgestorben sind, kann derzeit nicht gegeben werden.
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|279| Das australische Schnabeltier: Eine Bauplan-Zwischenform
Als man im frühen 19. Jahrhundert in den Flussregionen des östlichen Australiens und in Tasmanien die ersten Exemplare des Schnabeltiers (
Ornithorhynchus anatinus
) fand und wenig später einzelne ausgestopfte Tiere nach Europa brachte, glaubten die Biologen, ein phantasiebegabter Präparator hätte aus Einzelteilen eine künstliche »Witzfigur« zusammengebastelt. Die bis 60 cm langen »Enten-Maulwürfe« sind Fell tragende, warmblütige Wirbeltiere (Körpertemperatur ca. 32 °C), die, wie echte Säuger, allerdings ohne Zitzen, Milch absondern, lederartige Reptilien-Eier ablegen und sich mit Giftdrüsen über einen spitzen Sporn gegen Feinde wehren. Mit einem zahnlosen, weichen Hornschnabel, wie ihn heutige Vögel im Gesicht tragen, ernähren sich die tauchend-gründelnden Mischwesen am Boden der Flüsse von Kleintieren, ganz ähnlich wie es
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