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Tatsache Evolution

Titel: Tatsache Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U. Kutschera
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Junker 2006, Storch et al. 2007, Kutschera 2008a).
    Die von Charles Darwin in seinen Werken zur Abstammung des Menschen (1871) und den Emotionen bei Mensch und Tier (1872) postulierte Hypothese vom afrikanischen Ursprung des modernen
Homo sapiens
konnte somit über DNA-Sequenzdaten (molekulare Phylogenien), kombiniert mit geochronologisch datierten Fossilfunden, bestätigt werden (s. Kapitel 4). Bezüglich der Abstammung des Menschen hatten Darwin und Haeckel daher
im Prinzip
recht, obwohl sie sich
im Detail
geirrt haben (der Schimpanse und nicht der Gorilla ist der nächste lebende Verwandte des Menschen, vgl. Abb. 9.4 rechts oben mit der Abb. 9.6 B).

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|275| Elefanten, Wollhaar-Mammuts, Mastodons und Menschen
    In Kapitel 3 hatten wir den qualvollen Elefanten-Hungertod durch vorzeitigen Verbrauch des Schmelzes des letzten Backenzahn-Paars (Molaren) bei diesen vegetarisch lebenden, sensiblen Rüsseltieren kennengelernt (s. S. 99). Dieses drastische Beispiel für »un-intelligentes Design« in der Natur hätte Charles Darwin sicherlich interessiert; noch spannender wäre für ihn allerdings die sensationelle »Mastodonzahn-DNA-Geschichte« gewesen, die nachfolgend auf Grundlage einer Original-Forschungsarbeit referiert werden soll (Rohland et al. 2007).
    Im Jahr 1999 wurde in Nord-Alaska in einer Zwischeneiszeit-Sedimentschicht aus dem Pleistozän (Alter ca. 130 000 bis 50 000 Jahre) der Zahn eines ausgestorbenen Rüsseltiers gefunden , das eindeutig der Art
Mammut (= Mastodon) americanum
zugeordnet werden konnte. Das Amerikanische Mastodon (
M.
americanum
) lebte bis vor etwa 10 000 Jahren in Nordamerika und gehört in die ausgestorbene Familie der Echten Mastodonten (Mammutidae), die nicht mit den viel bekannteren Wollhaar-Mammuts (Gattung
Mammuthus
) verwechselt werden |276| dürfen (Abb. 9.7 A, B). In Kapitel 3 wurde bereits die Evolution der Mastodonten erwähnt und eine hypothetische Ahnenreihe , aus der die phylogenetische Entwicklung des Rüssels deutlich wird, dargestellt (s. Abb. 3.14, S. 101).
    Abb. 9.7: Rekonstruierte Rüsseltiere (Säuger-Ordnung Proboscidea), die vor etwa 10 000 Jahren ausgestorben sind. Amerikanisches Mastodon (
Mastodon =
Mammut americanum
) (A) mit vier und Wollhaar-Mammut (
Mammuthus primigenius
) (B) mit zwei Stoßzähnen. Auf dem Buchcover sind in der oberen Bildreihe beide Arten nebeneinanderstehend abgebildet.
    |276| Die Wollhaar-Mammuts sind nahe Verwandte der lebenden Elefanten (Familie Elephantidae). Das Amerikanische Mammut wird hingegen in eine eigene Säuger-Familie gestellt (Mammutidae ), die durch eine andere Körpergestalt gekennzeichnet ist. Der oben erwähnte Mastodon-Zahn war, zusammen mit zahlreichen Knochenfragmenten von derselben Fundstelle, über Jahrtausende hinweg in den oben beschriebenen »Permafrost-Sedimenten « eingelagert und daher nach der Bergung trotz seines hohen Alters gut erhalten. Aus dem Zahn konnte weitgehend intaktes Erbmaterial isoliert und nach Analyse der Nucleinsäuren das gesamte mitochondriale Genom (mt-DNA) sequenziert werden. Mit 16 469 bp Länge und den für andere Säugetiere, Regenwürmer, Blutegel usw. charakteristischen 37 Genen ist das mt-Genom des ausgestorbenen Mastodon (Abb. 9.7 A) etwa so groß wie jenes lebender Elefanten und ausgestorbener Wollhaar-Mammuts, deren mt-DNA ebenfalls sequenziert wurde. Über Computerverfahren konnten die Evolutionsforscher unter Rückgriff auf das Prinzip der »molekularen Uhren« die betreffenden Divergenz-Zeiten errechnen und eine Phylogenie für fünf Rüsseltier-Arten ableiten. Wie Abb. 9.8 zeigt, lebte der letzte gemeinsame Vorfahre des Amerikanischen Mastodons und der »Verwandtschaftsgruppe ausgestorbene Wollhaar-Mammuts/rezente Elefanten« vor etwa 26 (24 – 28) Mio. J. (Divergenz-Zeit). Paläobiologen entdeckten eine fossile Zwischenform, welche diese beiden evolutionären Abstammungslinien miteinander verbindet. Das Forscherteam J. Shoshani et al. (2006) berichtete, dass vor 26,8 ± 1,5 Mio. J. eine kleinwüchsige »Elefanten-Mastodon-Mischform«, die u. a. eine intermediäre Zahnmorphologie aufgewiesen hat, in Afrika lebte. Dieses
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der Rüsseltier-Evolution wurde
Eritreum melakeghebrekristosi
genannt, wobei der Gattungsname nach dem Land und der lange Artname nach dem afrikanischen Bauern, der dieses Fossil in Eritrea gefunden hat, benannt wurde. Wie bei der Evolution der Großaffen und Menschen |277| , wo die molekularen Divergenz-Zeiten und die

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