Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tatsache Evolution

Titel: Tatsache Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U. Kutschera
Vom Netzwerk:
verändert . Sie stellen das Minimal-Genom einer hypothetischen Ur-Zelle dar, wie sie zu Beginn des Lebens auf der Erde existiert haben muss. Nach diesem Exkurs kehren wir wieder zum »Affe-Mensch-Problem « zurück.

[ Menü ]
Der Mensch und seine nächsten Affen-Verwandten
    Der in Abb. 9.1 reproduzierte Darwin-Cartoon ist, gemeinsam mit dem Stammbaum von Haeckel (Abb. 9.4), ein Dokument aus der Geschichte der Deszendenzforschung, dem eine besondere Bedeutung zukommt. Die im 19. Jahrhundert erarbeiteten Fakten zur Anatomie und dem Verhalten der damals bekannten beiden schwanzlosen Menschenaffenarten Gorilla (
Gorilla gorilla
) und Schimpanse (
Pan troglodytes
) führten zur allgemeinen Schlussfolgerung, dass der nächste lebende Verwandte des |272| Menschen der Gorilla und nicht der Schimpanse sei. In Abb. 9.5 B sind die Knochengerüste eines Gorillas und eines Menschen nebeneinander abgebildet. Es wird deutlich, dass die Skelettelemente (z. B. Unterarmknochen) dieser Herrentiere (Primaten ) einander bezüglich ihrer Struktur und Lage im Gefügesystem entsprechen: sie sind homolog (abstammungsverwandt, s. Kapitel 7). In analoger Weise kann man die DNA-Sequenzen (Abb. 9.5 A) homologer Gene verschiedener Organismen vergleichend gegenüberstellen. Derartige Sequenz-Analysen für zahlreiche Protein-Gene haben gezeigt, dass Mensch und Schimpanse die nächsten lebenden Verwandten sind (die durchschnittliche Sequenzidentität, d. h. der Homologie-Grad liegt bei 98 %), während der Gorilla geringfügig weiter entfernt steht. In Abb. 9.6 A sind die DNA-Sequenzen für einen 250 bp langen Gen-Abschnitt (nu-DNA) von Mensch, Schimpanse und Gorilla |274| übereinander dargestellt (Einzelstrang-Sequence
alignment
). Es wird deutlich, dass die drei Primaten in diesem Bereich des Kern-Genoms zu etwa 98 % identisch sind (max. 5 von 250 Nucleo-Basen des betreffenden Gens unterscheiden sich voneinander ).
    |272|
    Abb. 9.5: Doppelhelix-Struktur des Erbmoleküls DNA mit den Nucleo-Basen Adenin (A), Guanin (G), Thymin (T), und Cytosin (C), die jeweils ein Basenpaar (bp) bilden (A). Einander entsprechende (homologe) DNA-Abschnitte (Einzelstränge) von Gorilla und Mensch zeigen nahezu identische bp-Abfolgen (s. Abb. 9.6 A). Die Skelette der Großsäuger Gorilla (links) und Mensch (rechts) lassen sich ebenfalls homologisieren, obwohl es deutliche Unterschiede in den Körperproportionen gibt (B).
    Abb. 9.6: Vergleich der DNA-Sequenzen (Einzelstränge) eines Kern (nu)-Gens, das für das Hormon Leptin codiert (Botenstoff zur Regulation des Fettstoffwechsels ) (A). Bei den 250 Basenpaaren gibt es zwischen Mensch und Schimpanse nur 5 Unterschiede (98 % Sequenz-Identität). Beim Gorilla sind im Vergleich zum Menschen 3 Basenpaar-Austausche zu verzeichnen. A, G, T, C = Nucleo-Basen Adenin, Guanin, Thymin und Cytosin der DNA-Einzelstränge (s. Abb. 9.5 A). Ein aus DNA-Sequenzdaten abgeleiteter evolutionärer Stammbaum (molekulare Phylogenie) der Spezies Gorilla, Schimpanse und Mensch zeigt, zu welchen Zeitpunkten die Abstammungslinien auseinandergewichen sind (Divergenz-Zeiten, Einheit: Millionen Jahre, Mio. J.). Eine fossile Zwischenform (
Sahelanthropus
) ist eingezeichnet (Pfeil) (B) (nach Ayala, F. J. et al.:
Science, Evolution and Creationism. National Academy of Sciences
. Washington , 2008).
    |274| Aus derartigen Sequenz-Homologiedaten, die über unzählige Generationen-Abfolgen ererbte Informationen zur Abstammung der betreffenden Arten tragen, können mit Computerverfahren DNA-Stammbäume erstellt und die Zeit, als der letzte gemeinsame Vorfahre gelebt hat, errechnet werden (Prinzip der molekularen Uhr) (Abb. 9.6 B). Umfassende Erbgut-Untersuchungen haben seit etwa 1985 ergeben, dass 1. alle rezenten Menschen der Erde aus Afrika stammen, wo Schimpanse und Gorilla noch heute leben, 2. der letzte gemeinsame Vorfahre von Mensch und Schimpanse vor etwa 7 – 6 Millionen Jahren in Afrika gelebt hat, wobei wir mit dem »Affe-Mensch«-Skelettfragment
Sahelanthropus
eine fossile Zwischenform kennen, 3. jene evolutionäre Abstammungslinie, die zum Gorilla geführt hat, vor etwa 8 Mio. J. abzweigte, 4. Mensch und Schimpanse näher miteinander verwandt sind als Gorilla und Schimpanse und 5. alle ethnischen Gruppen innerhalb der Biospezies
Homo
sapiens
(Menschenrassen) über einzelne Auswanderungswellen aus einer etwa 150 000 Jahre alten afrikanischen Ur-Population hervorgegangen sind (
Out-of-Africa-
Modell der Humanevolution , s. Benton 2005,

Weitere Kostenlose Bücher